- N-TV entdeckt Short Selling (mLT) - Obelix, 24.03.2001, 10:25
- Re: N-TV entdeckt Short Selling (mLT) (ist von Videotext 448/449) - Obelix, 24.03.2001, 10:26
N-TV entdeckt Short Selling (mLT)
DIE SHORT SELLER - RIESEN UMSÄTZE
Auf der Suche nach Erklärungen für den
nicht enden wollenden Einbruch der
Märkte kommt man an einer Gruppe von
Marktteilnehmern nicht vorbei: den
Short Sellern.
Der Umsatz an den so genannten Leer-
verkäufen hat in den USA im vergange-
nen Jahr um rund 50 Prozent auf über
dreieinhalb Milliarden Papiere zuge-
nommen. Das Volumen solcher Transakti-
onen am Neuen Markt kann nur geschätzt
werden, da diese in Deutschland im Ge-
gensatz zu den USA nicht ausgewiesen
werden müssen.
WIE FUNKTIONIERTS?
Der Short Seller leiht sich Aktien,
die er für überbewertet hält, bei in-
stitutionellen Investoren, meist
Fondsmanagern. Er verkauft die Aktien
in der Hoffnung, dass der Kurs fällt.
Bis zum Ende des Handelstages oder der
vereinbarten Frist muss der Short Sel-
ler die Positionen schließen.
Das heißt, dass er die Aktien, von de-
nen er hofft, dass er sie nun billiger
zurückkaufen kann, an den Verleiher
zurückgeben muss. Die Differenz, ab-
züglich der"Leihgebühr" für den
Fondsmanager, ist der Gewinn des Short
Sellers.
IN DEUTSCHLAND KEINE MELDEPFLICHT
In Deutschland kommt erleichternd hin-
zu, dass es hier nicht nur keine Mel-
depflicht für solche Transaktionen
gibt; es existiert auch kein Pendant
zur US-amerikanischen"uptick-rule",
die panikartige Ausverkäufe begrenzen
soll.
Diese besagt, dass nur leer verkauft
werden darf, wenn der Kurs der betref-
fenden Aktie zuvor um mindestens 1/32
Dollar gestiegen ist.
Hierzulande hat diese Handels-Variante
spätestens seit dem Delisting der da-
mals auch am Neuen Markt notierten
Turbodyne Aufmerksamkeit erregt.
MANUEL ASENSIO - SHORT SELLER STAR
Das kalifornische Unternehmen hatte
spektakuläre Erfolge in der Weiterent-
wicklung der Dieseltechnologie ver-
sprochen. Short Seller Manuel Asensio,
Wall-Street-Star unter den Leerverkäu-
fern, hatte die Behauptungen von Tur-
bodyne, deren Aktienkurs zuvor explo-
diert war, widerlegt und daran kräftig
verdient.
Ähnlich unlauteres Geschäftsgebahren
vermutete Asensio beim US-Biotech-
Unternehmen Hemispherx. Beim ersten
Zusammentreffen zwischen Asensio und
Hemispherx-Chef William Carter eröff-
nete Asensio mit den Worten:
DER MARKTBEREINIGER?
"Ich bin Manuel Asensio. Sie gehören
ins Gefängnis". Was folgte, waren Aus-
einandersetzungen vor Gericht mit mil-
lionenschwerem Streitwert. Carter,
dessen Unternehmen an der Entwicklung
des AIDS-Medikamentes Ampligen arbei-
tet, erwies sich zwar als ebenbürtiger
Gegner, den Asensio nicht in die Knie
zwingen konnte; am gefallenen He-
mispherx-Aktienkurs verdiente er den-
noch.
Der von vielen gehasste Asensio ver-
kauft seine Strategie als Tugend und
nimmt für sich in Anspruch, den Markt
zu bereinigen.
LÜGNER IM GESCHÄFT?
In einem in der"Wirtschaftswoche"
(Ausgabe 46/00) erschienen Interview
rechtfertigte er:"Wir waren es, die
aufgedeckt haben, dass Peter Young von
Morgan Grenfell damals 200 Millionen
Dollar der Deutschen Bank in US-Penny-
Stocks investierte. (....) Es ist eben
ein hässliches Geschäft (...) die
wirklichen Lügner sitzen doch bei Mer-
rill Lynch und Morgan Stanley - mit
welcher Bestimmtheit haben die Amazon
bei 130 Dollar zum Kauf empfohlen."
Unabhängig von der Frage, ob er ein
Unternehmen zurecht angreift oder
nicht. Die fallenden Aktienkurse be-
scheren ihm ein Millionen-Einkommen.
HIERZULANDE DIESE SPEZIES RAR
Hierzulande halten sich die Akteure
eher bedeckt;"Shorties" wie Asensio,
die die Ã-ffentlichkeit gezielt nutzen,
sucht man vergeblich, nur hinter vor-
gehaltener Hand wird am Parkett über
Leerverkäufe in größerem Umfang ge-
sprochen.
Oft sind es die selben Institute, die
ein Unternehmen an die Börse beglei-
ten, ihren Privatkunden die Zeichnung
empfehlen und dann Short-Positionen in
dieser Aktie aufbauen. Nicht selten
haben Fondsmanager großer Banken be-
stimmte Aktien vollständig verliehen.
PRIVATE BLEIBEN AUSSEN VOR
Dass es sich dabei um völlig voneinan-
der zu trennende Sparten eines Finanz-
dienstleisters handelt, der selbst ei-
ne Aktiengesellschaft und damit der
Erwirtschaftung von Gewinn verpflich-
tet ist, kümmert den Privatanleger
wahrscheinlich nicht.
Spielarten wie"Short Selling" oder
"Hedging" (Ausgleich eines bestimmten
Risikos durch die Übernahme eines
zweiten, kompensatorischen Risikos)
sind dem privaten Investor weitgehend
unzugänglich.
WEITERHIN ENORMES RISIKO
Neue, effizientere Handelsplattformen
werden die Transparenz und Zugänglich-
keit der Märkte zwar weiter steigern
und die Marktmacht der etablierten In-
stitutionen schmälern. Die Risiken,
die mit einem Engagement in hoch ris-
kanten Segmenten oder speziellen Tra-
ding-Varianten verbunden sind, bleiben
jedoch enorm hoch.
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