- Sogenannter Gnadenszoß für sogenannte Q-Theorie - Harald, 24.03.2001, 12:53
- Re: Sogenannter Gnadenszoß für sogenannte Q-Theorie - Oldy, 24.03.2001, 18:32
Sogenannter Gnadenszoß für sogenannte Q-Theorie
Freunde,
Ihr erinnert Euch noch, der verehrte dottore hat diese Woche der sogenannten Q-Theorie einen sogenannten Gnadenstoß verpaßt. Und alle haben andachtvoll mitdiskutiert, außer der Frau Carla, die versuchte zu retten was nicht zu retten ist. Meinen gesunden Menschenverstand hat sie dabei nicht überzeugt, genau so wenig wie dottore.
Dottore hatte geschrieben (über die USA):
>>Der"money supply" zwischen 1820 und 1856 explodierte (!) von ca. 100 auf ca. 500 Mio. $, also um 400 %, die Wholesale Prices aber fielen (!) im gleichen Zeitraum um ca. 5 %, und die Consumer Prices stürzten (!) sogar um sage und schreibe ca. 30 %. Sensationell, nicht wahr?<<
Erste Bemerkung:
Wo ist die Sensation?????? Die Bevölkerung ist nämlich fast proportial zur Geldmenge explodiert. Meyers Konversations Lexicon nennt für 1780 2,9 Mio Einwohner, für 1800 5,3 Mio. und für 1850 auf 23,1 Millionen. Und das trotz des gleichzeitig stattfindenden Holocaustes an den Indianern.
>>...Wie m u s s sich dann die Umlaufgeschwindigkeit verändert haben?<<
Wahrscheinlich überhaupt nicht. Aber mal was ganz anderes, die amerikanische Volkswirtschaft hatte dermaßen traumhafte Bedingungen, dass man sich nur wundern kann, warum sie nicht stärker gewachsen ist. Punkt. Vielleicht kann dottore uns das mal erklären.
Zwotens:
Landpreise praktisch gegen null gehend, oder streng betrachtet kostete ein Hektar Prärie etwa den Preis eines Schuß Schwarzpulvers nebst Bleikugel, um den indianischen Eigentümer dieses Hektars aus zu löschen, wie Karl May sich ausgedrückt hat. Dottore beschreibt diesen Überfluß an fruchtbarem indianerrein gemachten Land >>Es gab statt Hungersnöten Überschüssse,..<<
Holz, damals einer der wichtigste Baustoff überhaupt, war grenzenlos verfügbar ohne die allergeringsten forstwirtschaftlichen Kosten, man brauchte nur zu ernten.
Häute/Leder auch einer der wichtigsten Rohstoffe überhaupt--der einzige übrigens der bei hoher Reiß- und Verwschleißfestigkeit elastisch war-- im Überfluß vorhanden, --man lebte noch nicht im Kunststoffzeitalter-- man brauchte nur die zu Millionen vorhandenen Präriebüffel um zu legen und abzuhäuten.
Der Bergbau war jungfräulich, d.h. die normalerweise äußerst hohe Anfangsergiebigkeit eines jeden Erz-Vorkommen bei allergeringsten Explorationskosten dürfte wohl einmalig in der Welt gewesen sein.
Und jetzt kommt der Hammer:
Die Kosten für Arbeitskräfte befanden sich faktisch auf antikem Niveau. In weiten Gebieten war Sklavenwirtschaft üblich, Marktpreis eines gut gebauten Sklaven etwa 400 $, bei einer Sklavin etwas teurer wegen der zusätzlichen sexuellen Verwertbarkeit durch den Besitzer.
Kosten pro Arbeitstag ca. 150 g Reis plus Amortisation über 20 Jahre plus Kosten für Aufseher und Bluthunde und den Pfaffen, der den Sklaven die Bibel beibrachte. Die Nachzucht und die Alten kümmerten sich um Gemüseanbau und Kleintierhaltung für den Eigenbedarf, gehen also nicht in die Kostenbetrachtung ein. Somit dürfte sich das Lohnniveau von freien Einwanderern leicht unter den Kosten für Sklaven befunden haben, da sie ja bei Totalverlust keinen Kapitalwert für den Besitzer darstellten, und dementsprechend minderwertig ernährt werden konnten.
Eine liberale Wirtschaftsverfassung bei geringstem Aufwand für Verwaltungskosten war fast allen europäischen Verfassungen überlegen.
Keine äußeren feindliche Nachbarn, nur ganz geringfügige Staatsausgaben für Verteidigung.
Es gab keine inneren Feinde, von den Ureinwohnern abgesehen, die sich aber militärisch und organisatorisch auf Steinzeitniveau befanden.
Das Ergebnis für diese volkswirtschaftliche Traumbedingungen: magere 3,9% Wirtschaftswachstum.
Keineswegs sensationell, dottore.
Mit einem fröhlichen Salü
vom Harald
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