- Buch: The Mystery of Capital. (Für Eigentumswirte Pflicht) - Caspar, 31.03.2001, 01:51
- Re: Toller Beitrag Caspar - Danke - R.Deutsch, 31.03.2001, 12:12
- Re: Buch: The Mystery of Capital - sehr guter Beitrag - Harald bitte lesen! - nereus, 31.03.2001, 12:48
- Re: Buch: The Mystery of Capital. (Für Eigentumswirte Pflicht) - JüKü, 31.03.2001, 12:53
- Re: Vollste Zustimmung - Turon, 31.03.2001, 15:00
- Re: Interview de Soto (Wiederholung) - Jochen, 31.03.2001, 16:10
- Und hier an der Stelle ist - Turon, 31.03.2001, 18:26
Re: Toller Beitrag Caspar - Danke
><font color="red">Hernando do Soto: The Mystery of Capital.</font> Why Capitalism Triumphs in the West and Fails everywhere else
>Kleine, dringende Buchempfehlung.
>In diesem Forum findet bekanntlich viel Diskussion Geld und Geldtheorie statt. Ich habe die immer sehr intensiv verfolgt. Seit ein paar Jahren bin ich der Meinung, dass die ganze Profession der Ã-konomen von der Sache keinen Blassen hat, um es salopp zu sagen. Nachdem ich mich dann ein Weile sehr interessiert über die Freiwirte nachgedacht habe musste ich feststellen, dass auch die kein vollständiges Modell zur Erklärung liefern können - und auch keine widerspruchs- lose Anleitung zum Betrieb eines"guten" Geldes. Keiner sagt den Leuten in der Währungsbehörde von Gesell zum Beispiel ob er mehr oder weniger Geld in Umlauf setzen sollte, ganuso willkürlich müsste der negative Zins oder die"Umlauf- sicherung" festgelagt werden. Ausserdem glaube ich erst dass es funktioniert, wenn ich es in der Realität sehe. Und die Tauschringe, die ich gesehen habe haben immer mit der Frage gerungen, wie sie mehr Leute zum Tausche bringen.
>Dann hat dottore seine (und Heinsohn/Steigers) Theorie von der Eigentumswirtschaft vorgestellt - die mich weitgehend überzeugt hat (fast ganz, siehe unten). Die besagt ja im Groben: Witschaft gibt es erst, sobald es Eigentum und freie Bürger gibt. Eigentum ist zu unterscheiden von Besitz, es ist abstrakt und unsichtbar, ein juristischer Titel. Diesen Titel kann man verpfänden und bekommt dafür Kredit. Für den Kredit muss ein andere Eigntümer sein Eigentum"belasten", es ist immer davon bedroht gegen den Kredit eingelöst zu werden - bis der Kreditschein zu ihm zurückkommt. Das ist unsicher für den Gläubiger, daher nur gegen Zinsen zu haben. Ich bitte alle wegen der Wiederholung um Entschuldigung, aber diese Einleitung musste sein.
>Oben habe ich geschreiben, dass dottore mich *fast* überzeugt hat, weil für mich eine Frage ungeklärt bleibt: warum funktioniert die"Marktwirtschaft" nicht in der Dritten Welt oder im ehemaligen Ostblock? Warum?? Warum aber in Japan? (Japan hat erst um 1880 - nach meheren hundert Jahren gewollter Isolation - wieder Ausländer ins Land gelassen.) Warum dann nicht in Russland, seit dem Wechsel? Warum ist die Dritte Welt arm, obwohl sie grossenteils immer kapitalistisch verfasst war. (Ich sags vorweg: ich glaube nicht an die"Ausplünderung" durch die erste Welt, auch wenn die Reichen Südamerikaner sich Mühe geben europäisch zu wirken.)
>Hernando de Soto beantwotet die Frage so: Überwiegende Teil der Weltbevölkerung, ist ausgesperrt in den rechtslosen Raum. Die meisten Menschen in der Dritten Welt leben in wilden Siedlungen und arbeiten in Gewerben die nicht angemeldet sind. Sie haben keine Möglichkeit einen korrekten Eigentumstitel zu erlangen. Das ist nicht der Fall, weil alle diese Menschen Steuern hinterziehen wollen, oder weil sie kriminell sind und sich nicht aufs Amt trauen.
>De Soto (Präsident des Institut for Liberty and Democracy, Lima, Peru) hat mit einem Team zusammen in Hauptstädten in der Dritten Welt erforscht, was es heisst für einen Bewohner eine wilden Siedlung einen formellen Eigentums- titel ducrh die Behörden zu erhalten: es dauert 6 Jahre und elf Monate, es waren 207 Schritte bei Ämtern erforderlich, um eine Baugenehmigung zu bekommen. Um den Eingtumstitel zu bekommen mussten 728 Schritte vollzogen werden, wenn alles nach den Buchstaben des Gesetzes laufen sollte. Dann liefert er Seitenweise ähnliche Beipiele, wieviel Jahre der Kauf eine Stücks staatlicher Wüste kostet (5-15), Siedlungsbau auf den Philippinen dauert dreizehn bis 25 Jahre.
>Aus diesen Gründen leben und wirtschaften der Grossteil der Bewohner von Ländern der Dritten Welt im extralegalen Sektor: in favelas und in Spontansiedlungen, für die keiner Karten, geschweige denn Grundbucheinträge hat.
>Das heisst nicht, dass das alle diese Menschen Kriminelle sind, sondern sie wissen sehr genau was den Nachbarn gehört, was ihnen selbst gehört, sie haben improvisierte Grundbuchämter und Registraturen - oder ähnliche Einrichtungen - die aber immer nur für eine kleine Nachbarschaft Geltung besitzen.
>In diesen Gegenden sieht es auch nicht aus, wie man das immer von Foto- reporttagen über das Elend der Dritten Welt kennt. Die Siedlunegn sind unterschiedlich, und es gibt schwarze Werkstätten, die hochspezialisierte Bauteile für die Computerindustrie herstellen. Auch die Häuser sind zumindest von unterschiedlichem Standard, aber es wird viel inveswtiert und mit Engagement verbessert. Alles diese Dinge tauchen natürlich in amtlichen Statistiken niemals auf.
>De Soto argumenteriert, dass die Dritte Welt nicht auf immer arm ist, und dass sie auch nicht mit Entwicklungshilfe reich gemacht werden kann. Aber das ganze wirtschaftliche Geschehen in diesen Verhältnissen, in denen die absolute Mehrheit der Weltbevölkerung lebt, kann nicht in die reguläre Weltwirtschaft eingegliedert werden: weil es keine amtlichen Eingentumstitel gibt. Das ist nicht so, weil die Menschen das nicht wollten - das zeigen Programme zur Vereinheitlichung, die grosses Interesse zeitigen, obwohl das heisst, Steuern zu zahlen.
>De Soto sagt: dieser Besitz kann kein Kaptal erzeugen, er ist also totes Kapital. Oder, übersetzt in die präziseren Begriffen von Heinsohn und Steiger: dieses Eigentum kann nicht im Kredit verpfändet werden, um damit Kapital anzuschaffen. Es ist fesselnd, die Beschreibung der Bedeutung von Eigentum und seinen Wirkungen zu lesen, ohne dabei die selben Worte wie bei H&S in der Theorie zu lesen, aber genau die selben Argumente und Erkläerungen von ZUsammenhängen präsentiert zu bekommen - alles abgeguckt aus der Beschäftigung mit dem realen Alltag in der Dritten Welt.
>Es folgt eine Untersuchung, warum westlichen Beratern das offensichtliche nie auffällt: dass diese Länder zwar Makroökonomische Anpassungen vornehmen, die Weh tun, dass aber zum Funktionieren des Kaptalismus etwas wesentliches fehlt: die Institution Eigentum (in für jeden, AUCH für Arme zugänglicher Form). Die Antwort: der Schaffung von Registraturen und Grundbuchämtern, und ihren jeweiligen Entsprechungen in USA, dem Vereinigten Königreich, Japan, usw., war kein absichtsvoller Vorgang, sondern ist mehr oder weniger unbewusst, mehr oder weniger gradlinig im Neunzehnten Jahrhundert volzogen worden. (In Japan teilweise erst nach dem WKII!)
>Dargestellt wird das am Beispiel der USA: der Kampf der wilden Siedler gegen Behörden, die sie für Baditen hielten, erste Kompromisse, Regelung innerhalb der Nachbarschaft, lokal gültige Zeichen, Symbole, Prozeduren (Wer Mais baut und sieben Jahre siedelt hat Anspruch erworben, tec.). Dann die viel Siedlerfreudlichere Politik in neuen westlichen Bundesstaaten, die langsam Wandlung der Wahrnehmung durch die öffentliche Meinung, vom gesetzlosen Landbesetzer zum aufopferungvollen Eroberer des garstige Kontinents, die sich im Rückblick von heute als Siedlerromantik darstellt und im Western glorifiziert wird. Erst 1862 wird im bekannten Homesteading Act jedem Siedler unter Bedingungen 162 Acres Land zuerkannt, was aber nur eine legalisierung einer real schon bestehenden und stabilen Praxis entsprach.
>Hier, in den Vereinigten Staaten und auch in Europa, Japan, Australien können Muster zur Lösung des Problems der Überführung der wilden, aber tatsächlichen Eigentumsverhältnisse in ein einheitliches, formales Eingentumssystem abgeguckt und angepasst werden. Alle die Probleme der Dritten Welt haben in der enropäischen Grossstadt des neunzehnten Jahrhunderts bestanden, sind in den USA und in anderen Gegenden gelöst worden.
>Welche Bedeutung das für die wirtschaftlichen Möglichkeiten und für das Wohlergehen der Bevölkerung hat kann man natürlich besonders gut verstehen, wenn man als Grundlage das Verständnis der Eigentumswirtschaft mitbringt.
>Für mich ist besonders überzeugend, dass man bei diser Darstellung die Realität zum greifen nahe bekommt. Es wird nicht über Dinge geschrieben, die vernünftig klingen, sondern über die Realität in Grossstädten der Dritten Welt, und wie sich die Leute dort an den Haaren aus dem Dreck ziehen und ziehen können - wenn man sie nur nicht mit Bürokratismus behindert. Das Eigentum der kleinen Leute muss eben geschützt werden, das wird klar, und dann funktioniert es als Grundlage der Freiheit, der Verantwortung, dann hat jeder ein Interesse an einer stabilen Gesellschaft, Wohlstand und technischer Fortschritt kommen voran, Kriminalität geht zurück.
>Diese Buch will ich also allerseits zum Lesen empfehlen, auch allen die beim Kapitalismus immer mal wieder an die Schwachen denken. Es eröffent eine grossartige und glaubwürdige Perspektive für alle Menschen in Freiheit. Oben haben ich gesagt, dass mich die Eigentumstheorie von dottore und H&S *fast* überzeugt hat. Jetzt bin ich überzeugt.
>Ausserdem: wenn die grosse Krise in USA, Japan und Europa kommt, wie hier einge denken (ich, zum Beispiel), dann heisst das es ist noch träge Masse da, unbelastetes Eigentum, wahrscheinlich ist es der Hauptteil des Eigentums aller Menschen. Wie wärs wenn Südamerika die weltweite Konjunturlokomotive wird?!
>Gruss,
>-Florian
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