- Milton Friedman kompletter Stuss, meinen... - dottore, 04.04.2001, 12:57
Milton Friedman kompletter Stuss, meinen...
... nicht nur Peter Temin in seinem bekannten Standardwerk (beweist, dass die Depression erst im Frühjahr 1931 mit der Verweigerung neuer Kredite durch die Banken einsetzte), sondern neuerdings auch:
Woitek Ritschl: Did Monetary Forces Cause the Great Depression?, Zürich 2000, der nachweist, dass der starke Rückgang des Wohnungsbaus und der Ausrüstungsinvestitionen lange vor der schärferen Geldpolitik ensetzte (vgl. dazu auch Cash, ZH, Werner Vontobel:"Eine Untersuchung zeigt, dass die Depression der Dreissigerjahre nicht Folge der Geldmengenpolitik war".
Und ich meine das sowieso, denn ich schaue in meinen Friedman rein (Friedman/Schwartz, A Monetary History of the U.S. 1867-1960, Tabelle A-1).
Dort sehen wir:
1. Currency held by the Public:
Jan 1928 = 3825 Mio $
Feb 1931 = 3818 Mio $
Also? Unverändert.
2. Total Commercial Bank Deposits:
Jan 1928 = 41825
Feb 1931 = 40119
Also? Rückgang um 4,2 %, immerhin. Allerdings gingen die Bank Deposits nicht als solche zurück, sondern vor allem durch Bankenkräche, die Ausbuchungen von Deposits zur Folge hatten (Friedman/Schwartz, 308 nennen allein im November und Dezember 1930 Summa 750 Mio $ Deposits-Verschwindibus per Bankrotte, was überdies diverse Abhebungen verursachte und im Frühjahr 1931 dann die nächste Bankenkrise auslöste). Bleibt ein Rückgang um gerade Mal etwas über 2 % und vor allem die Frage: Warum sind denn wohl die Banken gekracht? Waren sie etwa überschuldet?:-)
Warum sind denn dann Aktien, Preise, Einkommen, Immobilienwerte schon lange vorher so stark runtergekommen?
Das alte Elend der Quantitätsheorie: Sie kann zwar wunderbar erkklären, warum eine Defla, wenn sie ein Mal eingesetzt hat, sich immer weiter fortsetzen muss, aber sie kann die Defla selbst nicht erklären. *)
Was denn auch diese Zahlen beweisen:
3. Summations (Currency held by the Public and Deposits):
Jan 1928 = 54134
Feb 1931 = 53464
Also ein minimaler Rückgang von ca 1 %.
Das eigentliche Elend kommt nämlich erst. Diese Summation ging bis April 1933 nämlich auf 40593 zurück. Und das hat dann richtig weh getan.
*) Den Absturz muss die Quantitätstheorie à la Friedman/Schwartz halt mit der verringerten Umlaufgeschwindigkeit erklären, da das"Geld" (monetäre Aggregate) so ziemlich gleich geblieben ist.
Dazu wieder Friedman/Schwartz (154):"The difference in the size of the velocity change can also be plausibly explained by the difference in price trends."
Wunderbar! 1929 blieb der Wholesale price index mit minimalsten Schwankungen im <1-%-Bereich stabil, inklusive Crash (Chart, 303). Von welchem"Preistrend" soll also die Rede sein? Wie kann eine Nicht-Differenz im Preistrend einen Wandel in der Umlaufsgeschwindigkeit bewirken?
Grübel, grübel.
Da es weder am Geld noch an der Umlaufgeschwindigkeit liegen kann, sind wir also wieder bei den Krediten/Schulden.
Und was steht als Überschrift über dem Cash-Artikel von Werner Vontobel?
"Die Kreditpolitik macht die Wirtschaft depressiv".
Wenn keine neuen Kredite genommen bzw. vergeben werden, ist's aus.
Das ist das ganze Geheimnis von 1929 ff. und es wird das ganze Geheimnis von 2000 ff. sein. Und wer ein bisserl nachdenkt, kommt von selber drauf.
Gruß
d.
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