- Argentinien kann es einfach nicht lassen... - Lemmy, 14.04.2001, 23:14
Argentinien kann es einfach nicht lassen...
das Schuldenmachen...
Argentinien sichert die kurzfristige Defizitfinanzierung (FAZ vom 14.4.2001)
Neue Anleihen im Inland im Volumen von 3,5 Milliarden Dollar
mos. BUENOS AIRES, 13. April. In Argentinien hat die Regierung neue Wege zur Deckung ihres Finanzbedarfs für die kommenden Monate eingeschlagen. Da dem hochverschuldeten Land der Zugang zum internationalen Kapitalmarkt derzeit faktisch verschlossen ist, muß der Staat seinen abermals erhöhten Kreditbedarf im Inland decken... kann die Regierung neue Anleihen im Gesamtumfang von 3,5 Milliarden Dollar bei lokalen Banken und Pensionsfonds unterbringen.
Unter Berücksichtigung der aus einer neuen Finanzsteuer erwarteten Einnahmen sowie der vom Internationalen Währungsfonds und anderen Kreditgebern Anfang 2001 zugesagten Mittel"sollte die Regierung (damit) in der Lage sein, ihren Finanzbedarf bis zum Jahresende 2001 zu decken, ohne neue Bonds im Ausland emittieren zu müssen", kommentierte ABN Amro.
Eine Lockerung der Mindestreservepolitik der Zentralbank soll sicherstellen, daß die zusätzliche Kreditaufnahme des Staates zu günstigen Zinsen erfolgen kann und der inländischen Privatwirtschaft keine Mittel entzogen werden. Schon vor einer Woche hatte die Zentralbank die Mindestreservesätze von 20 auf 18 Prozent gesenkt. Auf Beschluß der Zentralbank können die lokalen Banken ferner eine am Mittwoch neu gezeichnete Anleihe im Gesamtumfang von 2 Milliarden Dollar (mit einem Jahr Laufzeit) auf ihre bei der Notenbank zu hinterlegenden Mindestreserven anrechnen. Cavallo hat die laut Gesetz unabhängige Zentralbank offenbar davon überzeugt, daß die Währungshüter ihren Spielraum zur Ausweitung der inländischen Liquidität nutzen sollten. Cavallo hatte vor dem Hintergrund der seit fast drei Jahren anhaltenden Rezession die"irrige Politik der Zentralbank" kritisiert und gesagt, angesichts der zwangsläufig restriktiven Fiskalpolitik müsse die Geldpolitik einen stärker expansiven Kurs einschlagen. Trotz der gesetzlichen Bindung des Peso an den Dollar und der Koppelung der Geldmenge an die Devisenreserven hat die argentinische Zentralbank einigen Spielraum in der Geld- und Kreditpolitik. Sie kann die Mindestreservesätze ändern und Devisenreserven für den Kauf von Staatsanleihen verwenden. In der Mexiko-Krise 1995 hatte die Zentralbank diese Instrumente zur Ausweitung der Liquidität weidlich genutzt. Derzeit ist die Geldbasis (noch) zu mehr als 100 Prozent durch Gold und Devisen gedeckt.
Die Senkung der Mindestreservesätze soll Einlagenverluste der Banken (allein 5 Prozent im Monat März) kompensieren. Einige Beobachter warnen indes vor einer möglichen Schwächung des Bankensystems. Die Hauptsorgen galten zuletzt jedoch der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit der Regierung. In der gegenwärtigen Situation sei es daher durchaus angemessen, einen Teil der für den Notfall zurückgelegten hohen Liquiditätsreserven für die Deckung des öffentlichen Finanzbedarfs verfügbar zu machen, kommentierte UBS Warburg.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2001, Nr. 88 / Seite 25
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