- Der Unterschied in den Krisen 1929 und 2000 (sind unsere Gedanken zu einfach?) - Aldibroker, 16.04.2001, 13:00
- Re: Der Unterschied in den Krisen 1929 und 2000 (sind unsere Gedanken zu einfach?) - Diogenes, 16.04.2001, 14:19
Der Unterschied in den Krisen 1929 und 2000 (sind unsere Gedanken zu einfach?)
Natürlich werden in prosperierenden Volkswirtschaften auch die Schulden- und Vermögensverhältnisse (Türme) aufwärts gerichtet sein. Können Baldur, Odin und alle Unternehmerfreunde nicht mehr darauf vertrauen, daß zusätzliche Geschäfte bezahlt werden? Wer das Vermögen hat für andere was zu leisten, hat bei einem Schuldner etwas gut (Guthaben). Darf der Staat auch etwas leisten und sich zu Schulden kommen lassen? Diese Diskussion will ich später noch anheizen. Soviel nur heute:
Ist es nicht einfacher einen Staat, als eine Person (privat oder juristisch) zu entschulden, weil mal die Gläubiger nicht erst fragen muß?
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Ist Staatsverschuldung neben Börseneuphorie das Hauptargument für Folgekrisen? </font>
Die Parallelen hat Dottore beschrieben, wo sind nun die Unterschiede in der komplexen Welt? Ich suche zunächst den Vergleich zur Börsenblase von 1929. Frühere Krisen haben in der Vergleichbarkeit immer auch den Nachteil, daß die Staatsverschuldung sehr wohl, die Börsenblase aber nur sehr schlecht oder gar nicht nachgewiesen werden kann.
Änderungen im Börsenhandel selbst
1. Damals konnten Aktien mit einen Eigenkapitaleinsatz von unter 10% gekauft werden
2. Aus den damaligen Erfahrungen wurde erstmalig so etwas wie eine Börsenaufsicht (SEC) gebildet
3. Damals gab es wesentlich weniger langfristig orientierte institutionelle Anlegergruppen (Interessen)
4. Die derivativen Finanzinstrumente zur Absicherung von Börsengeschäften sind erst später entstanden
5. Damals wurde wesentlich mehr menschliche Emotion und weniger Programmhandel sichtbar
6. Damals gab es keine Börsenunterbrechung bei gewaltigen Tagesveränderungen
7. Damals gab es kein Internet, keine Realtimekursversorgung... fĂĽr breite Anlegerschichten
8. Die Informationsversorgung, Anwendung der Analysetechniken und Methoden ist heute einfacher
9.... (bitte nach Belieben erweitern)
Abweichungen im volkswirtschaftlichen Datenkranz
1. Damals hatten wir eine „First Economy“, die genauso wackelig wie die heutige „New Economy“ stand
2. Heute gibt es daneben eine stabilere „Old Economy“ mit einem immer höheren Dienstleistungsanteil
3. Die Schwankungsbreite und Rezessionsanfälligkeit ist im Dienstleistungsektor bisher deutlich kleiner
4. Es gab schon vor dem Crash 1923/24 und 1926/27 Rezessionen und kein kontinuierliches Wachstum
5. Der reale Verbrauch ging schon im Jahre 1925 und entwickelte sich 1927 und eben 1929 schwach
6. Der Anteil sehr zyklischer Produkte nimmt kontinuierlich ab
7. Der landwirtschaftliche Produktanteil lag fast 10 x höher
8. Der Anteil der arbeitenden Bevölkerung lag damals wegen der klassischen Frauenrolle niedriger
9. Die Vermögensreserven, sozialen Sicherungen etc. sind heute höher (=Verbrauchssicherung...)
10. Es gibt heute deutlich mehr Doppelverdienerhaushalte (Risikoverteilung...)
11. Es gibt international keinen Goldstandard mehr und die Wechselkurse floaten am Markt
12. Die Märkte sind heute viel globaler angelegt als 1929
13.... (bitte nach Belieben erweitern)
Der Staatsanteil und die Staatsverschuldung
1. Der Staatsanteil (Bund, Land, Gemeinden) lag 1929 gerade bei 4,2% am Bruttosozialprodukt
2. In den 20er Jahren bestand ein HaushaltsĂĽberschuĂź!!!!!
3. Der RegierungseinfluĂź auf die FED war durch die Teilung (Vorstand in Washington/ZB in New York) klein
4. Der Wille zur internationalen Zusammenarbeit (G7/G10) war damals noch nicht mal instrumentalisiert
5.... (bitte nach Belieben erweitern
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