- Neues asiatisches Selbstbewußtsein - black elk, 04.07.2000, 14:39
- Re: Selbstbewußtsein II - black elk, 04.07.2000, 14:53
Neues asiatisches Selbstbewußtsein
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Hin zu"regionalen Kooperationspolen"
In einer Denkschrift zur Bedeutung des"ASEAN-plus-3"-Treffens in Chiang Mai hat Lyndon LaRouche kürzlich betont, daß die regionale Zusammenarbeit ein wesentlicher Faktor zur Konsolidierung der Kräfte ist, die eine Reorganisation des Weltwährungs- und Finanzsystems in Richtung eines"neuen Bretton Woods" in Angriff nehmen wollen (siehe auch SAS 21-22/2000).
Eine weltpolitische tour d'horizon zeigt eine deutliche Veränderung der globalen strategischen Geometrie. Es bilden sich regionale Gruppierungen währungspolitischer, wirtschaftlicher und politischer Kooperation, nicht nur in Asien, sondern auch im südlichen Afrika, in Iberoamerika, Zentralasien, dem Nahen Osten und anderswo. Besonders bemerkenswert ist, daß an diesen entstehenden regionalen"Überlebenspolen" auch Nationen beteiligt sind, die auf der strategischen Weltkarte bis vor kurzem eine geringe Rolle spielten oder praktisch schon"abgeschrieben" waren.
Diese strategische Veränderung ist weit mehr als eine zeitlich begrenzte Gegenreaktion auf die Arroganz, mit der Politiker wie US-Finanzminister Larry Summers oder US-Außenministerin Madeleine Albright andere Nationen zur Unterordnung unter die anglo-amerikanische Finanz- und Geopolitik zwingen wollen. Immer mehr führende Vertreter aus Ländern der neuen"Kooperationspole" nennen die realen Probleme beim Namen:
1. Es bahnen sich neuerliche weltweite Finanzturbulenzen an, die diesmal das Zentrum des Systems treffen werden: die gigantische amerikanische Finanzblase.
2. Das anglo-amerikanische Finanzestablishment ist bereit, bei seiner Reaktion auf die Finanzkrise die Lebensinteressen anderer Länder rücksichtslos mit Füßen zu treten.
3. Regionale Vereinbarungen sind für Entwicklungsländer, aber auch Kontinentaleuropa und Japan unverzichtbar, um sich gegen die Auswirkungen des kommenden Crashs schützen und verteidigen zu können.
4. Das Ende des sog."Wirtschaftswunders" in den USA - in Wirklichkeit eine Extremform von Blasenwirtschaft - wird unausweichlich die Vormachtstellung des anglo-amerikanischen Establishments erheblich schwächen.
Der frühere japanische Vize-Finanzminister Eisuke Sakakibara, der maßgeblich die Vereinbarungen von Chiang Mai inspirierte, spricht in diesem Zusammenhang klare Worte (siehe auch folgende Meldung). Zwei Entwicklungen bedeuten eine deutliche Stärkung für die Lebensfähigkeit eines ostasiatischen"Clubs der Überlebenswilligen": der Durchbruch bei den Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea, mit dem ein Destabilisierungspotential entschärft wurde, und die damit eng verknüpfte Neuausrichtung der chinesischen Politik hin zu einer strategischen Partnerschaft mit Japan und den anderen ostasiatischen Ländern, weg von der vorrangigen Betonung der amerikanisch-chinesischen Beziehungen.
Deutliche Worte von Sakakibara...
In einer Rede und einem Interview mit der thailändischen Zeitung The Nation im Zusammenhang mit dem Treffen des"ASEAN-plus-3"-Gipfels Anfang Mai in Chiang Mai erklärte Sakakibara:"Nationen steigen auf und gehen nieder, und die amerikanische Vormachtstellung ist keinesfalls ewig."
Man habe aus der"Asienkrise" gelernt, daß der sog."Washingtoner Konsens", die Problemlösung dem"freien Markt" zu überlassen, nicht funktioniere. Mit Ausnahme des kurzen Zeitraums von August 1998 bis Anfang 1999 hätten die USA von der"Asienkrise" profitiert. Asien müsse entweder"auf die nächste Krise warten, die vielleicht das Zentrum selbst trifft", damit sich dort die Politik vielleicht ändert, oder aber"einen Schutzmechanismus einsetzen, um sich vor den wiederkehrenden Krisen in diesem globalisierten und virtualisierten Weltmarkt zu schützen", fuhr er fort. Ein Regime"partieller Kapitalkontrollen" und der Bündelung der Währungsreserven der ASEAN plus 3 sei der beste Weg, Asien vor künftigen Krisen zu schützen. Dazu gehöre auch die Gründung eines Asiatischen Währungsfonds (AMF). Sakakibara weiter:"Wie Sie vielleicht wissen, hat die japanische Regierung im August und September 1997 die Bildung eines Asiatischen Währungsfonds vorgeschlagen. Im Kern ging es darum, einen Teil der Devisenreserven der Länder der Region zu bündeln." Damit sei man nicht vorangekommen, da"der Vorschlag eines Asiatischen Währungsfonds von den USA und den europäischen Ländern mit der Begründung, dies untergrabe die vom IWF verordnete Disziplin, strikt zurückgewiesen wurde."
... und von Mahathir
In weitgehender Übereinstimmung mit Sakakibara kritisierte der Ministerpräsident Malaysias Mahathir in einer bemerkenswerten Rede, die er am 21.6. im Anschluß an die Beratungen der"Gruppe der 15" (führende Entwicklungsländer) an der Universität Kairo hielt, die"Tyrannei des freien Marktes" und das"Mißmanagement" des IWF. Er verwies darauf, daß das ursprüngliche Bretton-Woods-Abkommen auf festen Wechselkursen beruht habe - ein Schlüsselelement von LaRouches Vorschlag eines"neuen Bretton Woods".
Mahathir sagte:"Trotz des anfänglichen Skeptizismus werden Malaysas Ablehnung der IWF-Schemata und -Kredite sowie seine Entscheidung, wieder die Wechselkurse zu kontrollieren und die Ströme kurzfristigen Kapitals zu regulieren, widerwillig als echte Alternative zum [IWF-]Krisenmanagement akzeptiert... Der freie Markt ist nur eine neue Bezeichnung für ungezügelten Kapitalismus... Man sagt, der Devisenhandel sei zwanzigmal größer als der Welthandel... Malaysia hat die Globalisierung des Kapitals ganz direkt erfahren, und wir sind dabei beinahe zerstört worden. Glücklicherweise konnten wir unsere eigenen Methoden entwickeln, um uns zu schützen und die Wirtschaft wieder aufzubauen."
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Der Text stammt aus o.g. Quelle. Ich fand ihn wegen des Bezugs zu Japan und Asien interessant. Da niemand an eine Rallye in Asien glaubt, aber die Elliottwellen noch positiv sind, finde ich das neue asiatische Selbstbewußtsein bemerkenenswert. Wer wird der Gewinner sein, Asien oder USA/Europa?
black elk
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