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Wie lange werden die Anleger Greenspan lieben?-Lesestoff für alle denen grad fad
Aus der FTD vom 19.4.2001
Das Kapital: Wie lange werden die Anleger Greenspan lieben?
Man muss ihn einfach lieben. Alan Greenspan hat den Zeitpunkt der Zinssenkung perfekt erwischt. Die Anleger waren ohnehin frohen Mutes und haben selbst die schlimmsten Unternehmensmeldungen schlichtweg ignoriert.
Sogar für das bedrohliche Loch in der Leistungsbilanz gibt es erste Hoffnungsschimmer. Da muss doch schon ein bisschen Zucker drin sein. Greenspan hat es den Anlegern gegeben.
Die Begründung hat Charme."Durch die Erosion der gegenwärtigen und künftig erwarteten Profitabilität der Unternehmen droht die Investitionsnachfrage weiter nachzulassen." Fürwahr: Bei einer Risikoprämie von drei Prozent impliziert das aktuelle KGV von 22 im S&P 500"nur" ein durchschnittliches ewiges Gewinnwachstum von knapp sechs Prozent. Für eine Wirtschaft, die höchstens mit sechs Prozent nominal wächst und deren Unternehmen rekordprofitabel sind, ist das in der Tat etwas wenig.
Aber Spaß beiseite. Greenspan hat den Bogen seit einigen Jahren überspannt, hat damit zu einer riesigen Spekulationsblase und massenhaften Überinvestition beigetragen - und versucht den Karren jetzt aus dem Dreck zu ziehen. Aber er fährt ein hohes Risiko. Die Geldmenge M2 wächst seit 1997 schneller als das nominale BIP und stieg im März um annualisiert 15,6 Prozent. Bei einem Realzins von jetzt noch 1,8 Prozent dürfte die Liquidität weiter steigen. Die Kerninflation liegt aber jetzt schon bei 2,7 Prozent, die Stundenlöhne wachsen annualisiert um 4,4 Prozent.
Drohender Preisauftrieb verheißt nichts Gutes
Der daraus drohende Preisauftrieb mag gegenwärtig wegen des Kapazitätsüberhangs und des starken weltweiten Wettbewerbs begrenzt bleiben. Aber wenn das so ist, verheißt das für die Margen nichts Gutes. Sicher: Die abgesetzten Mengen werden durch die nachfragestimulierende Wirkung der Zinssenkung steigen. Deshalb ist der Zinsschritt für die Aktienmärkte natürlich positiv. Aber der Gewinn ist eine Gleichung aus Mengen, Preisen und Kosten. Das dürfte fürs Erste geflissentlich übersehen werden, aber die Gleichung wird die Märkte einholen. Für zusätzliche Volatilität ist gesorgt.
Das zusätzliche Geld muss irgendwann irgendwo hingehen. Es wird anfangs in die Kapitalmärkte fließen. Es wird auch in Sektoren fließen, in denen es keine Überkapazität gibt - und dort die Preise steigen lassen. Schließlich wird die Überkapazität verschwunden sein - und das Geld ist noch da. Die Preise werden auf breiter Front steigen - die Aktien indes nicht mehr. Ob die Anleger Greenspan in fünf Jahren auch noch lieben, ist offen.
Intel
Welch’ kleine Brötchen werden in Europa gebacken! Intel hat die Analystenschätzungen leicht geschlagen, nachdem die Gemeinde nach zwei Gewinnwarnungen jedes Mal ihre Erwartungen drastisch nach unten korrigiert hat. Greenspan senkt die Zinsen. Und siehe da: Intels Marktkapitalisierung erhöht sich um fast 40 Mrd. $ - mehr als den Börsenwert von STMicroelectronics, der schwersten europäischen Halbleiteraktie. Schöner noch: Die niedrigeren Zinsen könnten Intel wie die anderen Technologiewerte weiter beflügeln.
Wer einsteigt, sollte aber den Absprung immer im Auge behalten. Die Aktie notiert mit dem 7,6fachen des geschätzten 2001er-Umsatzes und dem 83fachen des Gewinns, wenn Goodwill-Abschreibungen berücksichtigt werden. Und das für ein Unternehmen, das selbst eingestanden hat, es habe wenig Ahnung über den Geschäftsverlauf nach dem zweiten Quartal.
Dass sich zumindest der PC-Markt aus der Sicht von Intel stabilisiert, beruhigt aus drei Gründen nur auf den ersten Blick. Erstens, Wettbewerber Texas Instruments sieht das nach wie vor anders. Zweitens, für Intels Wachstum sollten ursprünglich die Chips für Handys, Router und Server sorgen. Da ist immer noch keine Besserung in Sicht - siehe die jüngsten düsteren Prognosen von Cisco. Drittens, Intel fährt schließlich mit geplanten Investitionen von 7,5 Mrd. $ volle Pulle. Ein Teil erweitert die Kapazitäten. Das ist keine Medizin für steigende Preise.
AOL
Die Fusion von AOL und Time Warner trägt erste Früchte. Die Werbeeinnahmen sind um rund zehn Prozent gestiegen, nicht schlecht für einen schwachen Markt. Aber das Wachstum soll vor allem aus dem Kabelnetzbereich kommen. Bisher surfen nur zwei Millionen der 29 Millionen Internetnutzer von AOL über das schnelle Breitband. Das Unternehmen ist der größte Kabelnetzbetreiber in den USA. Wenn die Kunden die Filme nicht mehr aus der Videothek, sondern aus dem Netz holen, locken zusätzliche Einnahmen.
Die Erwartungen sind hoch gesteckt. Die AOL-Aktie notiert mit dem rund 4,3fachen des für 2002 geschätzten Umsatzes. Disney, News Corp. und Pearson kosten den 2,2fachen bis 2,4fachen Umsatz. Das Management darf sich keine großen Fehler erlauben.
© 2001 Financial Times Deutschland
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