- Roland Leuschel über die Lage - Rebell, 20.04.2001, 18:53
- Aldi zu Roland Bär Leuschel - Aldibroker, 20.04.2001, 22:02
- Re: Aldi zu Roland Bär Leuschel - JüKü, 20.04.2001, 22:29
- JüKü, lass Dich nicht in die 3 treiben, ich bin schon auf der 5!!!:-) oT - Talleyrand, 20.04.2001, 23:12
- @Jükü, ich kenne diese Entwicklung - Aldibroker, 20.04.2001, 23:23
- Re: Aldi zu Roland Bär Leuschel - Rebell, 22.04.2001, 14:40
- Re: Aldi zu Roland Bär Leuschel - JüKü, 20.04.2001, 22:29
- Aldi zu Roland Bär Leuschel - Aldibroker, 20.04.2001, 22:02
Roland Leuschel über die Lage
Roland Leuschel
Viel Vergnügen auf der Achterbahn
Sie kennen sicherlich die bekannte Börsenphilosophie der Rothschilds"Kaufen wenn die Kanonen donnern, verkaufen wenn die Violinen spielen!" Das habe ich versucht, als ich Ihnen im März zum Wiedereinstieg bei Aktien, besonders bei den stark gebeutelten Technologieakten, riet. Seitdem stieg allein der Nasdaq um mehr als 25% und auch die anderen Märkte hatten beträchtliche Zuwachsraten.
Aber Vorsicht, es handelt sich wahrscheinlich nur um eine temporäre Kurserholung, und Dr. Jens Ehrhardt, den ich sehr schätze, hat kürzlich in der Financial Times Deutschland gewarnt:"Wer jetzt einsteigt, muss höllisch aufpassen." Und in der Tat könnte die Zwischenerholung von einer Fortsetzung der Baisse in der zweiten Jahreshälfte abgelöst werden, und zwar ganz einfach, weil wir auf eine Rezession zusteuern. Also sobald der Dax um die 7.000 kreist, der Dow Jones auf 10.500 bis 11.000 zusteuert, der Standard & Poors 500 wieder zwischen 1.250 bis 1.300 pendelt, und der Nasdaq gar auf 2.500 bis 3.000 emporschnellt sollen wieder die Alarmglocken klingeln, und machen Sie es so wie ich es handhabe: Wenn 15 bis 20% Nettogewinn auf meinen Aktienengagements steht, dann nehme ich den Gewinn eben mit.
Wenn man Cash besitzt, ist es so angenehm, die Börsenteile der Zeitungen und die Analysen der Broker zu studieren, und Sie werden entdecken, es gibt nicht nur viele"Opportunitäten", sondern auch Zeit, um Ihre Auswahl zu treffen. Im Gegensatz zum Crash vom Oktober 1987 wird es dieses Mal mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem starken Wirtschaftsabschwung kommen. Damals war es anders, in Amerika fand der Crash in ein paar Tagen statt, in Europa dauerte es etwas länger (4 bis 6 Monate), aber dem Oktober-Crash folgte keine Rezession. Übrigens eine persönliche Anmerkung: Es wurde allgemein bekannt, dass ich den Crash vom Oktober 1987 sechs Monate vorher vorausgesagt hatte, dabei spielte das Glück mit dem Timing eine erhebliche Rolle: Aber worüber man in der Presse weniger schrieb, war die wichtige Prognose im November und Dezember 1987, dass es zu keinem Wirtschaftsabschwung kommen wird. Im Schweizer Verlag Fortuna veröffentlichte ich damals eine Broschüre"Die vorhersehbaren Überraschungen für 1985", in der dieses Szenario ausführlich beschrieben wurde. Heute ist die Lage völlig anders.
Wir haben es mit einem Salami-Crah zu tun, der spätestens im Jahr 1997 begann, und von wenigen Anlegern eigentlich richtig bemerkt wurde. Der mächtigste Mann für die Finanzmärkte auf dieser Welt, den persönlich meistens scharf kritisiere, weil er keinen Mut hat, Ungleichgewichten in der Volkswirtschaft entgegenzutreten, Alan Greenspan, hat dafür gesorgt, dass es zu keinem plötzlichen Aktiensturz auf den Märkten kam. In Kauf nehmen musste er dafür und er tat es bewusst und bereitwillig, irrsinnige, in der Geschichte einmalige Ungleichgewichte in der Volkswirtschaft der USA. So fiel die Sparquote von über 9% im Jahr 1992 sogar unter 0% und wurde in diesem Jahr mit 1,3% negativ. Das Leistungsbilanzdefizit der USA übersprang mittlerweile die 4% der gesamten volkswirtschaftlichen Leistung.
Letzten Endes erreichte die Verschuldung der amerikanischen Haushalte nie gekannte Größen (35% des verfügbaren Einkommens), und sollte der amerikanische Verbraucher mit etwas Vernunft anlegen, dass heißt den Abbau der Verschuldung in Angriff nehmen und wieder sparen, dann droht nicht nur der amerikanischen Wirtschaft eine Rezession, sonder dann werden in Tokio die Lichter ausgehen, und auch in Europa dürfte die Illusion einer starken wachstumsorientierten Volkswirtschaft verfliegen.
(Lesen Sie bitte die Titelgeschichte im letzten Fortune Magazine"Uh, Oh! There goes consumer convidence".)
Wie ernst es um die Wirtschaft steht, beweist die Panik, die bei Alan Greenspan ausgebrochen ist. Und dabei sollte er besser wissen als jeder andere, die schlechtesten Ratgeber sind Euphorie und Panik. Jetzt hat die Fed den Zielzinssatz für Tagesgeld aus Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung erneut um 50 Basispunkte zurückgenommen, und das vor der geplanten Sitzung der Federal Reserve. Damit hat die Fed die Leitzinsen seit Jahresbeginn schon 4 mal um insgesamt 200 Basispunkte gesenkt."Was weiß die Fed, was wir nicht wissen?", fragt ein bekannter Journalist. Ich kann versuchen, darauf Antwort zu geben.
Ich habe in den Berichten der Federal Reserve"Flow of Funds" die Entwicklungen des"net wealth" der privaten Haushalte in Amerika angeschaut. Seit rund 25 Jahren hat jedes Mal nach einem temporären Verfall (ausgelöst durch fallende Immobilienpreise oder fallende Aktienkurse) in der unmittelbaren Folge eine Rezession gegeben. Das war 1970, 1971, 1980 und 1990 so. Noch nie hat es einen derartig scharfen Rückgang des"net wealth" gegeben wie im ersten Quartal dieses Jahres: Das Nettovermögen der privaten Haushalte fiel gegenüber dem ersten Quartal des Jahres 2000 um 10,75%, also noch schlimmer als nach dem 1974er Ã-lschock.
Um es noch einmal klar zu formulieren: Auf Grund dieses scharfen Rückgangs des Nettovermögens konnte Greenspan einfach nichts anderes mehr tun, als die Zinsen rapide zu senken. Weniger Zinsen für Sparen bedeutet im Grunde genommen, noch weniger sparen... und letzten Endes stärkere Inflation.
Und darauf stellen Sie sich bitte ein.
Ich habe in meinen vergangenen Beiträgen darauf hingewiesen, dass für die Beseitigung der Ungleichgewichte rund 10 Jahre gebraucht werden, und wir in diesen 10 Jahren unser Vermögen praktisch täglich verwalten müssen. Bevor wieder ein fundamentaler Haussetrend einsetzt, werden mit Sicherheit noch einige Monate vergehen. Vergessen Sie nie, den Speck in der Falle bekommt in der Regel erst die zweite Maus.
Aus meiner Aktienauswahl in meinem letzten Bericht stieg besonders die Aktie Qiagen. Der Grund dürfte einfach sein, die Analysten von Robeco haben aus dem ganzen biotechnologischen Bereich 4 Aktien ausgewählt, darunter Qiagen. Übrigens, um bei den Rothschilds zu bleiben, James Mayer de Rothschild tröstete einmal einen Freund, der sein Geld bei Aktien verloren hatte:"Ihr Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer." Versuchen Sie der andere zu sein!
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Mein Tipp: Ausdrucken, rahmen und über den RECHNER hängen.
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