- off- topic: Die Endlösung des Arbeitslosenproblems - McMike, 21.04.2001, 18:57
- Re: off- topic: Die Endlösung des Arbeitslosenproblems - Hiiiiillffeeeeee!!! - nereus, 21.04.2001, 19:15
off- topic: Die Endlösung des Arbeitslosenproblems
Aus dem taz-Forum vom 18.4.01 Christian Feist
Bitte als Satire ansehen:-)
Offener Brief: Die Endlösung des Arbeitslosenproblems
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, heute möchte ich Ihnen einen nicht ganz so fantasielosen Vorschlag unterbreiten, wie wir die Arbeitslosen zu nützlichen Mitbürgern machen können. Erst jüngst haben Sie wieder deutlich gemacht, dass Ihnen ein ernstes Problem unserer Gesellschaft wie kein anderes am Herzen liegt: die Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Wie uns alle erfüllt sie die Sorge, dass viele unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger von der Nutzlosigkeit ihres Alltags gequält und geängstigt werden. Manch einer nimmt sich sogar das Leben, weil die Gesellschaft nicht in der Lage ist, ihm eine nützliche und sinnvolle Aufgabe zu geben. Es ist eine Niederlage für uns alle, wenn jeder Siebte - oder gar jeder Sechste? - keinen Sinn in seiner Existenz findet, ja vielleicht nicht einmal mehr einen Grund, morgens früh aufzustehen, sich überflüssig vorkommt, vielleicht sogar Aggressionen gegen sich richtet, zum Sozialamt geht und sich selbst verachtet. Das schadet unserer Gesellschaft in zweierlei Weise: Zum einen schaden die Arbeitslosen sich wie geschildert selbst, zum anderen bedrücken sie den fleißigen, strebsamen und produktiven Mitbürger genau so: Sie müssen mit ansehen, wie die von ihnen geschaffenen Werte in den Händen anderer förmlich zerfließen, wie Arbeitslose nieder geschlagen und bedrückt verzehren, was sie selbst genießen könnten. Jeder von uns könnte zehn, zwanzig Prozent mehr verzehren, wenn wir nicht dieses Heer von Arbeitslosen mit durchfüttern müssten. Verehrter Herr Bundeskanzler, Sie wissen besser als jeder andere, wie viele bürokratische Maßnahmen schon ersonnen wurden, um die Arbeitslosigkeit zu senken. Ohne spürbare Wirkung. Das Volk zeugt und gebiert immer wieder neue Arbeitslose. Keinem Politiker, keiner Politikerin, die Aufgaben wie das Weltklima vor sich sehen, ist es bislang gelungen, einen gangbaren Weg zu finden. Dabei ist das alles so einfach und man fragt sich, warum bislang noch niemand auf den einfachen wie effizienten Gedanken gekommen ist: Lassen sie uns die freie Jagd auf Arbeitslose einführen! Ich meine natürlich auf humanem und sozial verträglichem Wege, so dass die Menschenrechte in jeder Hinsicht gewahrt bleiben. Wie wir alle lieben auch Sie und all die Kinder, die Sie mit jeder neuen Ehe wieder verlassen haben, die Füchse und Hasen im Walde. Wie wir alle lieben auch Sie den treuen Blick des Rehs und bewundern den stolzen Gang des Pferdes. Gleichwohl erlauben wir den Waidmanne die Jagd, sofern eine Art Überhand nimmt, und wir geben dem Pferd den Gnadenschuss. Ja, die Jagd erscheint uns regelrecht geboten, wenn sich Lebewesen so stark vermehren, dass sie zu einer Bedrohung für unsere Zivilisation werden. Auf der anderen Seite: Seien wir einmal ehrlich! Wie viele von uns haben schon davon geträumt, sich durch den Dschungel zu kämpfen oder durch ein unwegsames Gebirge auf den Spuren eines edlen Stückes Wild zu pirschen? Was würde man nicht dafür hergeben, wenn sich dieser Traum gleich vor der eigenen Haustür erfüllen ließe. Eine Reihe von Leuten würde eine Menge Geld dafür bezahlen, um sich diesen Traum zu erfüllen, ihren Traum vom ehrlichen Kampf und Ihre Sehnsucht nach Spannung im eigenen Dasein, dem entscheidenden Kick in ihrem Leben. Liegen denn nicht die meisten unserer Probleme darin, dass das Leben einfach zu öde, zu selbstverständlich, zu langweilig geworden ist? Alle damit verbundenen Probleme wären verschwunden, wenn wir die Jagd auf Arbeitslose einführten. Manch zarte Seele wird zunächst Mitleid empfinden mit den Gejagten empfinden, wenn sie diesen Vorschlag zum ersten Mal hört. Bei näherem Nachdenken werden aber alle doch einsehen, dass ganz besonders die Gejagten den größten Gewinn aus diesem Vorschlag ziehen werden. Gibt es denn ein besseres Motiv morgens früh aufzustehen, als das eigene Leben zu verteidigen? Ich wage zu garantieren: Wer nach einem solchen Arbeitstag nach Hause kommt, hat alles erlebt, was sich ein Mensch nur wünschen kann. Gibt es etwas Nützlicheres, als den Alltag anderer Menschen zu bereichern? Kann man etwas Sinnvolleres finden, als um Leben und Tod, für das eigene Dasein zu kämpfen? Anfangs werden sich die Betroffenen unsicher fühlen oder regelrecht Widerwillen gegen das Projekt empfinden. Wir wissen, wie viele von ihnen jegliches Zutrauen zu sich selbst verloren haben. Wir wissen, wie viele von ihnen Angst haben, unter andere Leute zu gehen. Wir wissen, wie viele von ihnen sich schlechte Angewohnheiten zugelegt haben, von denen sie nur schwer wieder loskommen. Das wird sich schnell ändern. Die Betroffene werden eine neue Form des Selbstvertrauens entwickeln, wenn sie die wenigen ersten harten und rauhen und herausfordernden Tage als Gejagte überstanden haben. Sie werden keinen Moment länger zögern, sich ins Leben stürzen, und sie werden sich von all ihre schlechten Gewohnheiten wieder befreien, von denen sie vorher sklavisch abhängig waren. Es versteht sich von selbst, dass Sie genaue Regeln einführen und scharfe Beschränkungen für die Jagd erlassen müssen, damit sie würdig und zivilisiert abläuft. Niemand wird die Jagdlizenz erwerben dürfen, ohne zuvor eine strenge Prüfung abgelegt zu haben, wobei man unter anderem die sichere Beherrschung seiner Schusswaffe unter Beweis stellen muss. Schließlich würde es niemand schön finden, wenn verletzte oder zusammengeschossene Menschen durch die Straßen liefen. Unter fairen sportlichen Verhältnissen, davon bin ich überzeugt, wird diese Jagd letztlich nur gegenseitigen Respekt und Verständnis zwischen Jägern und Gejagten hervorrufen. Deswegen wird das Projekt auch dazu beitragen, dass die unsichtbaren Mauern und die extremen Unterschiede, die unsere Gesellschaft immer stärker prägen, abzubauen. Verehrter Herr Bundeskanzler, die Verhältnisse, unter denen wir jetzt leben, sind nicht mehr menschenwürdig. Ich stelle meinen Vorschlag zu ihrer Verfügung, in der Überzeugung, dass Sie zustimmen werden: Dieser Vorschlag kann nur dazu beitragen, es wieder lebenswert zu machen, ein Deutscher zu sein. Mit freundlichen Grüßen
Christian Feist
gruss mcmike
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: