- Globale Finanzkrisen und weltweite Suppenküchen? - Aldibroker, 21.04.2001, 23:48
- Re: Globale Finanzkrisen und weltweite Suppenküchen? - BossCube, 22.04.2001, 00:37
- So platzt der Kragen endgültig - Turon, 22.04.2001, 01:05
- Noch mal zu den Thesen - Turon, 22.04.2001, 04:40
- Fakten, Fakten, Fakten... - El Sheik, 22.04.2001, 16:14
- Re: @El Sheik / Fakten, Fakten, Fakten... - JÜKÜ, 22.04.2001, 17:54
- Re: Globale Finanzkrisen und weltweite Suppenküchen? - BossCube, 22.04.2001, 00:37
Globale Finanzkrisen und weltweite Suppenküchen?
Die komplexe Wirtschaftswelt ist gekennzeichnet von unterschiedlichen Lehrmeinungen, Irrtümern und Systemüberwindern. Wurde vor Jahrzehnten noch erbittert zwischen den sozialistischen und kapitalistischen Gesellschaftsentwürfen „gekämpft“, treten heute harmlosere Diskussionen in den Vordergrund. Zur Zeit erleben wir auch in Amerika wieder den Disput zwischen Fiskalisten und Monetaristen. Die einen wollen bei Bedarf nachfrage-, die anderen angebotsorientiert handeln. Die Fiskalisten wollen die Haushaltspolitik, die Monetaristen die Zinspolitik in ihren Instrumentenkasten aufnehmen. Mit Paul C. Martin „Die Krisenschaukel“ und Jürgen Küstner „Der Umbruch“ kommen weitere Gedanken auf dem Markt, die ein schreckliches Krisenbild aus der aktuellen Verschuldung und instabilen Finanzmärkten ableiten. Guthaben und Verbindlichkeiten schaukeln sich immer mehr gegenseitig hoch und führen nach deren Ansicht zu einen weltweiten finanzwirtschaftlichen Kollaps. Die Verschuldungs- und Spekulationsmentalität sowie die Zinswirtschaft (Freiwirte) wird als Auslöser gesehen.
Ich möchte mich daher mit der Verschuldung als unlösbares Problem näher auseinandersetzen. Hierzu benutzte ich zunächst einen Artikel von Artur P. Schmidt vom 19.1.2001 „Die amerikanische Verschuldungsmaschine“ Hierin wird die Feststellung getroffen, daß die meisten Schulden zur Finanzierung des amerikanischen Hightech-Booms vorgenommen wurde. Es wird festgestellt, daß sich die private Verschuldung seit 1989 verdoppelt hat und einen Wert von mehr als 6 Billionen ausmacht. Dazu addieren sich Schulden der Unternehmen von etwas 13 Billionen. Die öffentliche Verschuldung ist inzwischen auch auf über 6 Billionen gestiegen (Angaben in US $). Insgesamt also 25 Billionen, die noch um ca. 60 Billionen Kurzfristverbindlichenkeiten bei Banken primär aus Finanzderivaten zu ergänzen wären. Die Zahl der Amerikaner wird mit 276 Millionen angegeben, so daß auf jeden Bürger gut 20 TUS $ an öffentlicher Verschuldung lasten. Die Verschuldung beträgt ein mehrfaches des Sozialproduktes und wird besonders kritisch, wenn die kreditfinanzierte High-Tech-Blase platzt und Wachstums- und Gewinnziele der Venture-Capitalgeber nicht mehr erfüllbar sind. Einer Vielzahl von Haushalten und Unternehmen steht dann die Insolvenz ins Haus. Begleitet vom Aktienfieber und der Venture-Capital-Szene sank die private Sparquote von über 10% Anfang der 80er Jahre in den negativen Bereich. Statt zu sparen und vorzusorgen wurde gezockt. Die Verschuldung der Haushalte macht über 100% des persönlichen Einkommens aus. Es werden Parallelen zu 1929 und zu Japan gezogen, die Anfang der 90er Jahre durch die Immobilienseifenblase unsanft aus ihren weltwirtschaftlichen Träumen gerissen wurden und bis heute die Probleme nicht im richtig im Griff haben. Da helfen auch keine aktuellen Haushaltsüberschüsse und leichte Verbesserungen in der Handelsbilanz. Die amerikanische Wirtschaft, die in den letzen Jahrzehnten auch weniger Produktivitätsfortschritte als noch in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg gemacht hat befindet sich im unaufhaltsamen Abwärtsstrudel und sieht die Welt mit rein.
Neben diesen von vielen nachvollziehbaren Gedanken treten im zunehmenden Maße Veröffentlichungen wie Shillers „Irrationaler Überschwang“. Sie werden u. a. unters Volk gebracht, um in Hypephasen auf die großen Crashgefahren und die geringen Profitabilitäten im Spekulationsgeschäft hinzuweisen. Sie sollen gerade Börseninteressierte deutlich skeptischer zu machen, was wiederum Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Anlageverhalten an der Börse hat. Es schwingen immer mehrere Interessen mit, denn der Profi verdient in allen Börsenphasen, besonders, wenn die Schwankungsbreite enorm ist. Schiller gibt diese für den Zeitraum 1994 - 1999 mit einer Verdreifachung für den Dow (3600 auf über 11000) an. Die Durchschnittseinkommen und das BIP sind in dieser Zeit nicht mal um 30% gewachsen, die Hälfte davon durch Inflation. Die Gewinne der Unternehmen sind in dieser Zeit um 60% gewachsen. Es werden Vergleiche der inflationsbereinigten Gewinne mit den Kursniveaus im S & P anstellt, historische KGV´s verglichen, die noch größer als 1929 sind und festgestellt, daß das Kurshoch von Januar 1966 inflationsbereinigt erst im Mai 1992 wieder erreicht wurde. Modigliani und Cohn belegten 1979 empirisch, daß die Börse bei hohen Nominalzinsen an Wert verliert und auch Shiller kommt für seinen gewählten Zeitraum auf Effektivverzinsungen incl. Dividende von -2,6% (5 Jahre), -0,5% (15 Jahre) und 1,9% (20 Jahre). Da sich die Verbraucherpreise seit 1960 versechsfacht und seit 1913 versiebzehnfacht haben, wirkt das ganze wie ein langfristiger Aufwärtstrend, wenn die Teuerung nicht herausgerechnet wird. Dies führt dazu, das Kurssteigerungen und Wachstumsperioden als „normal“ empfunden werden. Das Börsenvertrauen spiegelt sich in der Gesamtwirtschaft wider. Sollte es nicht so sein, muß an den Kursen manipuliert worden sein. BossCube hat amerikanische Regierungkreise in Verdacht.
Ich werde demnächst hier in der Reihe „Globale Finanzkrisen und weltweite Suppenküchen“ Gedankengänge vorstellen, die aufzeigen, daß es doch nicht so einfach ist, wie es sich die Krisenfanatiker hier machen. Es wird auch schonungslos erklärt, wo der Leser bewußt an der Nase herumgeführt wird und was als reale Gefahr dann stehenbleibt. Es gibt wie ich meine, Grund zur Zuversicht für die Finanzmärkte und noch mehr Gründe, warum die Aktien als Anlageinstrument nicht ausgedient haben kann. Natürlich wird auch Mut zur Lösung der Verschuldungsproblematik gemacht. Ich hoffe ich habe neugierig gemacht und verbleibe zunächst grüßend
Eurer Aldi
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