- Oldystunde über Geld - Oldy, 26.04.2001, 05:59
Oldystunde über Geld
Da die Währungsfrage und das Geld hier im Forum in ihrem Zusammenhang mit Börse, Inflation und Deflation noch immer noch etwas oberflächlich behandelt wird, hier einige Gedanken darüber:
15) Geld, wie es ist und wie es sein könnte!
Laut Volkswirtschaftlehre hat das Geld drei Eigenschaften:
1) Tauschmittel (Zahlungsmittel)
2) Wertmaßstab
3) Wertaufbewahrungsmittel
Zu Punkt eins ist nicht sehr viel zu sagen. Geld ist Zwischentauschmittel,
gleichgültig aus welchen Stoff es gemacht ist, welches nicht um seiner selbst
willen angenommen wird, sondern weil man damit rechnen kann, es für
andere Güter und Leistungen wieder eintauschen zu können. Es ermöglicht als
solches erst eine wirtschaftliche Arbeitsteilung wo Waren erzeugt werden
können. (Waren sind Gebrauchsgüter, die nicht für den Eigenbedarf sondern
für Weiterverkauf produziert werden). Geld muß weitgehend als Tauschmittel
anerkannt werden, sonst könnte es nicht als solches funktionieren.
Punkt zwei ergibt sich aus dieser generellen Anerkennung. Jedermann weiß,
wieviel so eine Tauschmitteleinheit wert ist und rechnet bewußt oder
unbewußt damit, wenn er etwas verkauft. (Für Geld eintauscht). Er kennt
normalerweise die Preise der Güter und Dienstleistungen, die er dafür wieder
eintauschen (kaufen) will. Geld ist also zum Zeitpunkt des Verkaufes für ihn
ein klarer Wertmaßstab.
Das Problem ergibt sich erst, wenn einige Zeit zwischen Verkauf und darauf
folgendem Einkauf verstreicht und sich der Wert dieses Wertmaßstabes in der
Zwischenzeit verändert. Diese Veränderungen können in Wertverminderung
des Tauschmittels bestehen und das ist Inflation, oder in Wertsteigerung und
das ist Deflation. Deren (psychologische) Einflüsse auf das Verhalten der
Marktteilnehmer sind hier nicht Gegenstand der Untersuchung und wurden
anderswo ausführlicher behandelt. Hier soll nur das eine festgestellt werden:
Ein Wertmaßstab, der selber Schwankungen unterliegt, kann kein Maßstab
sein.
Bleibt noch die dritte Eigenschaft des Geldes: Wertaufbewahrungsmittel. Hier
muß klar erkannt werden, daß die Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel
den Gebrauch als Tauschmittel ausschließt. Man kann Geld nur als das eine
oder das andere verwenden. Es wird also immer ein Teil der Geldmenge
entweder die eine oder die andere Funktion ausüben. Dieses Verhältnis liegt,
außer in Zeiten hoher Inflation etwa bei eins zu zwanzig. Nur etwa 5% der
Geldmenge stehen in dauerndem Gebrauch als Tauschmittel und weil das
dauernd wechselnde Teile sind und sich auch die Relation praktisch von
einem Tag zum anderen ändern kann, bringt das große Probleme.
Zum Problem des sich verändernden Maßstabes kommt jetzt noch das
Problem der sich verändernden wirksamen Menge. Das Geld muß aber auch
als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden können, zumindest für die
übersehbare Zeit zwischen Verkauf und folgendem Einkauf. Nimmt man ihm
nämlich die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel gänzlich, wie es bei hoher
Inflation passiert ( oder bei hoher Umlaufsicherung wie den 104% Irving Fishers
passieren würde) verliert es auch seine Eigenschaft als Tauschmittel.
Dasselbe passiert aber auch bei Deflation. Dann wird die Eigenschaft als
bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel so verstärkt, daß es als Tauschmittel
nur mehr für unbedingt lebensnotwendige Transaktionen benützt wird.
Die 95 % der Geldmenge,(mehr in Deflationszeiten) die als
Wertaufbewahrungsmittel benützt werden haben noch eine vierte und fünfte
Eigenschaft des heutigen Geldes und die sind:
Wertvermehrungsmittel (durch den Zins) und
Machtmittel ( durch die Erpressung der jeweiligen Besitzer, welche sie durch
Investititionsverweigerung gegenüber dem Sachkapital ausüben können.)
4)Als Wertvermehrungsmittel kann es nur dadurch gebraucht werden indem
es entweder als Handelskapital verwendet oder in zinstragende
Produktionsmittel angelegt wird. Natürlich auch, wenn jemand anderer diese Aufgabe übernimmt und dem Eigentümer des Geldes für zeitweilige Überlassung einen Anteil daran bezahlt.
5) Als Machtmittel hängt das Geld von seiner Eigenschaft als
Wertaufbewahrungsmittel und Wertvermehrungsmittel ab. und beide verliert
es bei starker Inflation. Bei stabilen Preisstand jedoch wird die
Liquiditätspraeferenz, wie die Verteidiger des Status quo es zu nennen belieben
immer stärker. Sie wird sogar schon in Zeiten leichter Inflation akut, wenn die
erzielbaren realen (inflationsbereinigten) Gewinne in Realkapital unter eine
gewisse Grenze sinken.(Stagflation) Bei sinkendem Preisstand wird sie virulent.
Damit haben wir die Eigenschaften des heutigen Geldes und des Geldes der
gesamten Geschichte kurz beleuchtet und wollen im folgenden untersuchen, in
welcher Weise sich das von Silvio Gesell vorgeschlagene Freigeld davon
unterscheidet.
Geld, wie es sein könnte.
1) Tauschmittel ( mit eingeschränkter Fähigkeit als bevorzugtes
Wertaufbewahrungsmittel durch eine Gebühr die es als
Wertaufbewahrungsmittel dem Durchschnitt der Waren gleich stellt)
2) Wertmaßstab (dadurch, daß es so nach einem Index gesteuert wird und
gesteuert werden kann, daß es seinen Wert zum Durchschnitt der damit
getauschten Güter auch für längere Zeit behält.
3) Wertaufbewahrungsmittel ( nur insofern als es nicht die primäre Funktion
als Tauschmittel in Frage stellt.)
4) Wertvermehrungsmittel (nur mehr so lange als die Wechselbeziehung zum
knappen Realkapital noch einen Zins erlaubt.)
5) Machtmittel (fällt wegen der Unmöglichkeit es zwecks Erpressung zurück
zu halten oder zumindest die Zurückhaltung anzudrohen aus)
Dazu ist noch zu bemerken, daß es mit der Liqiditätspreferenz in dem
Moment zu Ende ist, in dem es gleich viel kostet Geld auf Lager zu halten, als es kostet Waren auf Lager zu halten.
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