- lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - PuppetMaster, 01.05.2001, 10:40
- Guter Artikel - black elk, 01.05.2001, 11:29
- Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - Turon, 01.05.2001, 15:41
- Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - sehr schöner Beitrag zu Polen - nereus, 01.05.2001, 18:22
- Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - sehr schöner Beitrag zu Polen - Turon, 01.05.2001, 22:35
- Re: lesenswert:"Die Horizonte.. Turon! - Das ist ja wieder eine Menge.. - nereus, 01.05.2001, 23:34
- Ja gerechnet haben Alle damit - Turon, 02.05.2001, 04:59
- Re: Ja gerechnet haben Alle damit - Turon! - nereus, 02.05.2001, 22:53
- Ja gerechnet haben Alle damit - Turon, 02.05.2001, 04:59
- Re: lesenswert:"Die Horizonte.. Turon! - Das ist ja wieder eine Menge.. - nereus, 01.05.2001, 23:34
- Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - sehr schöner Beitrag zu Polen - Turon, 01.05.2001, 22:35
- Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich" - sehr schöner Beitrag zu Polen - nereus, 01.05.2001, 18:22
Re: lesenswert:"Die Horizonte öffnen sich"
Zumindest in Hinblick auf Rußland und Europa, kann ich mir
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Allianz vorstellen,
die sowohl im wirtschaftlichen Sinne für beide Teile
Eurasiens vom Vorteil und auch sehr sinnvoll ist.
Die Anzeichen dafür sind nicht zu übersehen.
Nach der Bekanntgabe der Planungen USA für das
Rakettenabwehrsystem, scheint das Mißtrauen der Europäer
gegenüber den Amis sehr stark zu wachsen.
Wie wäre es ansonsten denn nur möglich, daß sich
15 Jahre nach der permanenter Kriegsbedrohung die
europäische NATO Allianz mit Putin an einem Tisch
setzt um ein alternatives und zwar diesmal russisches
Raketenabwehrsystem zu besprechen?
Es gibt einiges in der Weltpolitik heutzutage
was wirklich stützig machen sollte. Plötzlich fühlt
sich die EU von der USA sehr stiefmütterlich
behandelt, von dem großen Bruder aus Übersee.
Lügen wir uns nicht in die Tasche - die Amis haben
nicht das Geringste, was sie uns als Fortschritt
verkaufen könnten. Bis auf Windows - ein System der
sehr wohl zu Vollspionage eingesetzt werden kann.
Gentechnische Produkte, die nun mal unter riesigen
Fragezeichen stehen sollten. Der Einwand, daß
durch diese Entwicklung sehr wohl sich die Kosten-
spirale senkt, ist zwar wahrzunehmen - doch ich bezweifle
in jeder Hinsicht, ob dies der richtige Weg ist.
Es gibt genügend Beispiele für ökologische Eingriffe
der Menschheit, die sich am Ende gegen sie gewandt haben -
die Natur schlägt nun mal früher oder später zurück,
da kann darüber auf gar keinen Fall debatiert werden,
es ist eine Gewißheit. Keine Einwirkung ohne
Auswirkung.
Nun zum Wirtschaftlichen.
Eine Allianz Europa/Rußland und China - ganz besonders
die beiden letztgenannten ist auf gar keinen Fall
zu unterschätzen. Rußland hat enorme Kapazitäten sowohl
in dem Bereich Rohstoffe, wie auch Produktionsfläche -
wie auch sehr hohen Wissensstand und auch viele Projekte
die nie das Tageslicht erblickt haben. Woran das liegt?
Eben schon alleine Aufgrund des sozialistischen Ansatzes
die Entwicklung langsam voranzutreiben, damit sich die
Menschen daran gewöhnen. Ferner: selbst wenn Rußland
in irgendwelchem Sinne Pleite sein sollte, so sollte
man sich doch gewiße Gedanken machen, was nun mal Pleite
eigentlich bedeutet.
Erstens war Rußland niemals so hoch verschuldet, wie
USA. Dieser Verschuldungsgrad ist unbedingt wahrzunehmen.
Nur wer die Macht hat, kann die Schuldenspirale soweit
ausdehnen, bis letztendlich dieser Umstand von allen
Parteien nicht mehr akzeptiert wird. Was daraus am Ende
resultiert kann jeder erahnen. Wenn man beschließt den
Chef zu stürzen, weil er da wo er nur kann manipuliert,
so wird man es auch ganz ohne Waffengewalt erreichen.
Indien hat es mal selbst gezeigt - etwas was gerne vergessen
wird ist Ghandis passiver Widerstand, wie auch der passive
Widerstand, der letztendlich dazu geführt hat, daß der
Sozialismus sich im Nichts aufgelöst hat. Ja - paar Opfer
gab es schon, aber es war die unglaubliche Sturheit
einiger Völker die eine Lavine ausgelöst hat.
Auf gar keinen Fall die US Waffen, waren das, vor der sich
Rußland verbeugt hat, oder das westliche Kapital.
Vor so etwas kapituliert man nicht, man zeigt Zähne.
Ich frage mich bloß wie es gewesen wäre, wenn die ganzen
Völker des Warschauer Pakts den Kommunismus den Rücken
frei gehalten hätten?
Ich kann sehr wohl Vergleiche anstellen. Bei uns
war in den Jahren der kommunistischer Ära immer eines
klar gewesen. Die Leute fanden es unverschämt vom Staat
direkt unterdrückt zu werden. So kam es wie es kommen
mußte. Der häufig kritisierte späterer Staatschef
Polens, der in einem Putsch die Regierung Polens
im Jahre 1981 entmachtet hat, hat sonderbarerweise
davor immer wieder sich geweigert die Armee gegen
das Volk zu stellen. Dies wurde aber von den
Parteigenossen immer wieder gefordert. So hat man
den anderen Mittel der Druckausübung benutzt, nämlich
die Polizei. Die Polizei war allgegenwärtig in Polen
(wie auch in der DDR und sonstigen Ländern Ostblocks),
sie hatten auch jede Menge davon eigene Macht zu
mißbrauchen. Doch auch in diesen Reihen gab es
eine sehr kritische Masse.
Was genau damals passiert ist, daß weiß kein Mensch
wirklich. 1980 legte der Edward Gierek - der Parteichef
der Polen eigentlich - nennen wir es so - zum wirtschaftlichen
Aufschwung verholfen hat, seine Ämter nieder, weil plötzlich
Solidarnosc auftauchte. Der Nachfolger Kania war gegenüber
der Solidarnosc unnachgiebig, doch das war die Arbeiterbewegung
auch. Aus der Zeitperspektive - so wie wir es wissen, gab es
in den Stasiunterlagen sehr wohl Pläne durch einen Angriff
aus damaliger Tschechoslowakei, UdSSR und auch der DDR den
Volksaufstand blutig zu beenden, sowie es in Tschechei und Ungarn
und auch der DDR schon mal war. Ob Jaruzelski von diesen Plänen
wußte - darüber schweigt er. In seinem Buch sagt er aber
wortwörtlich übersetzt:
"...als polnischer Patriot war es meine Pflicht die
polnische Bevölkerung vor Blutvergießen zu beschützen...".
gleichzeitig sagt er aber auch in seinem Buch:
"...er mußte damit rechnen, daß die Armee seine
Befehle nicht befolgen würde, wenn er die Armee
gegen die Arbeiter eingesetzt hätte..."
Dieser Wortwahl wird sehr häufig im Westen nicht verstanden,
und es hat aber eine ungeheure Tiefe.
Doch wenn man jetzt bedenkt, daß Jaruzelski erst
die linientreue Regierung in die Wüste schickte,
und dann etliche Solidarnosc Mitglieder internierte, die aber
trotzdem überlebt haben,
und wenn man bedenkt, daß man von Herr Kania und dann von Herr
Gierek oder irgendwelchen seinen Familienmitgliedern überhaupt
nichts mehr gegenwärtig hört (ist sehr komisch finde ich - überall
auf der Welt äußern sich ehemaligen Staatschef in Ruhestand
zu aktueller Lage - nur in Polen nicht),
stellt sich doch die Frage, was eigentlich damals vorgefallen
ist.
Ich habe daher aufgehört mit der Zeit, den Putsch und den damaligen
Ausnahmezustand negativ zu empfinden.
Ganz im Gegenteil: der Herr Jaruzelski wird sehr wohl von
den ehemaligen Chefs der Arbeiterbewegung geachtet. Er kann
Bücher publizieren, so als Beispiel. Als Jemand, der gegen
Demokratie verstossen hat in dem er sowohl die Regierung
entmachtete, wie auch die Arbeiterbewegung kurz und bündig
stilllegte.
Daß so eine Internierung der Leute Spuren hinterläßt, darüber
sollten sich die ehemalige Solidarnosc Mitglieder doch lauthals
beschwerden. BISHER TUN SIE ES NICHT.
Summasumarum: es ist sehr wohl möglich, daß man es mittlerweile
im Westeuropa doch Anders sieht, was das ehemalige Ostblock
angeht.
Als Beispiel Nummer Zwei:
es wird hier sehr häufig diskutiert, daß Russen vermutlich
in Europa einmarschieren würden. Das technische Gerät hatte Rußland
dafür, auch Armee, die hervorragend ausgebildet war, und auc den Grund
einzugreifen. Doch - eines sollte man doch vielleicht erwähnen:
Offensiv war Rußland nie gegen Europa vorgegangen - bis auf
den zweiten Weltkrieg.
Vielleicht sollte man - zumindest hier im Forum mal sehr genau
darüber nachdenken, was da gespielt wurde. Die Russen hatten Atomwaffen,
die Russen hatten die Armee, und ich nehme an, daß man
so kurz vor dem Zusammenbruch durchaus überlegt, ob es besser wäre
Krieg zu führen. Oder den roten Knopf zu drücken.
Sie taten es nicht. Ich hoffe, die Weißheit wird auch hinter dem großen Teich
ebenso siegen, wenn es mit USA soweit ist.
Mich würde es am Ende doch nicht wundern, wenn sich Europa
für Ausbau der Beziehungen mit Rußland entscheiden sollte.
Sowohl wirtschaftlich, wie auch politisch ist es die klügere
Entscheidung. Rußland muß aufgebaut und modernisiert werden.
Das sind in aller Regel Milliardenaufträge, die dort warten.
Das Argument - Chaosland kann nicht zahlen - tja -
wird sehr gerne von einigen erzählt, doch das ist blanker Unfug.
Richtig: Geld haben die Russen kaum. Sie haben aber Rohstoffe.
Eisen, Kupfer, Aluminium, Erdöl etc. Alles was der Westen also braucht.
Und da wäre auch noch China zu erwähnen. Unerschlossenes Land
mit etlichen Absatzpotentialen - aber auch Wirtschaftsmacht.
Und diese zwei Länder stehen den Amis sehr skeptisch gegenüber.
Aus unserer Sicht: nun - die lieben Brüder aus Übersee sind nicht
unsere Freunde. Wir sind ihre Freunde, und sie genießen es auch.
Wenn USA nun ein kleineres Abwehrsystem für Europa anbietet,
bedeutet es für mich keine Gegenleistung. Im Gegenteil:
wir werden nur noch als Privatrancho angesehen, und müssen das
schwarze Loch USA fühlen.
Es gab mal bei den Polen einen sehr netten Witz über damalige
Situation. An der polnisch-russischer Grenze hat man eine Kuh
platziert. Mit dem Kopf stand sie in Polen, und hat dort die
gefüttert, doch Milch haben die Russen damals gezogen.
Derzeit ist das gleiche Bild in etwa an der mentaler Grenze zwischen
Europa und USA zu erkennen. Das Heu liefern uns die Amerikaner zwar,
(Dollars) aber das wird vermutlich mal weniger werden.:)
Vielleicht werden sie auch die Heulieferungen mal ganz abstellen,
Aber Milch muß die Kuh dann immer noch geben. Es kann ja nicht angehen,
wenn die Europäer der Kuh nix zu füttern gäben.:)
Daher: ich nehme sehr wohl an, daß diese Konstellation, die sich derzeit
herauskristalisiert, zu andere Polarität der Machtverteilung
führen wird. Amerika kann uns keine Dienste mehr erweisen,
jedenfalls keineswegs fair.
Da sind Rußland bei Weitem die besseren Geschäftspartner, auch wenn man sich
an die russische Mentalität gewöhnen muß. Aber das wird niemandem
besonders schwer fallen. Russen sind als Volk ganz friedliche Menschen
und auch sehr gastfreundlich. Sie sind allersamt auch Patrioten,
manchmal ziemlich grob, (wie eben der russische Astronaut aus Armegeddon);
Und sie haben Schaffenswille, und sie haben auch Kraft.
Und Rußland streckt zu Europa im Moment sehr friedlich die Hand
aus. Wohlgemerkt: zu Europa.
Daß man auf USA dort nicht so gut zu sprechen ist, liegt zwar
immer noch in der Geschichte verborgen. Doch was auch noch ganz
interessant ist: die polnische Bevölkerung, die eigentlich immer
mehr zu Amerika gestanden hat als zur Rußland - hat seit
neuerdings die kritische Seite des großen Bruders entdeckt.
Denn jetzt fühlt man sich mittlerweile im Osten von Kapitalismus
versklavt. Ist ja auch kein Wunder: die Leute haben früher Zeit für
Privatleben, für Extrabildung - usw. Trotz der Tatsache, daß sie
gearbeitet haben.:) Jetzt haben sie nur noch Zeit zum Arbeiten,
wer nämlich etwas erreichen will und das sind die meisten, dem reicht
ein 8 Stunden Job nicht mehr zum Leben aus.
Und dieser Widerstand wird sich weiter ausbauen.
Nun mit Gewalt gegen USA erreichen wir nur höchstens
so etwas daß uns paar Bombchen schickt, sie haben schon darin ja
Erfahrung, Hiroshima und Nagasaki als Beispiel - man sagt vielleicht
den Piloten, daß es sich um Medikamente handelt.:)
Gruß.
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