- Kommentar: EuroTower: Zum Vertrauen ist es ein langer Weg - NEWS-SERVICE, 02.05.2001, 19:19
Kommentar: EuroTower: Zum Vertrauen ist es ein langer Weg
EuroTower: Zum Vertrauen ist es ein langer Weg
Von vwd Finanzkorrespondent Hans Hutter
Frankfurt (vwd) -"Es gibt noch viel zu tun, aber es ist auch schon viel
erreicht worden." So boulevardesk resümiert EZB-Präsident Wim Duisenberg im
EZB-Jahresbericht seit gut zwei Jahren real existierender Einheitswährung
Euro in Verantwortung der Europäischen Zentralbank (EZB) und nun zwölf
Nationalen Zentralbanken (NZB). Als Pluspunkt verbucht Duisenberg den
reibungslosen Start und bisherigen Verlauf der einheitlichen Geldpolitik im
Euro-Geldmarkt mit einem relativ und historisch gesehen stabilen Binnenwert
des Euro. Eher als Minuspunkt die sehr zögerliche Wahrnehmung dieser Erfolge
in der breiten Ã-ffentlichkeit.
Duisenbergs Hoffnung, wonach sich dies 2002 mit einem"greifbaren" und
"sichtbaren" Euro-Bargeld bessern wird, ist sicherlich auch realistisch.
Dabei benennt der EZB-Präsident den Zusammenhang zwischen Vertrauensbildung
seiner Analyse die nicht zu trennende Wahrnehmung von Binnen- und Außenwert
des Euro sieht. Das Urteil, der Abwertung des Euro sei in der Ã-ffentlichkeit
"zu viel Bedeutung" beigemessen worden, reicht nicht, wenn der Außenwert den
Binnenwert zu schwächen droht und zur Besorgnis für die Weltwirtschaft wird,
was bekanntlich Zinserhöhungen bzw Interventionen mittrug bzw brachte.
Der gelernte Universitätsprofessor und seit Jahrzehnten praktizierende
Geldpolitiker Duisenberg weiß und gibt offen zu:"Vertrauen in den Euro
herzustellen ist ein langwieriger Weg", in der breiten Ã-ffentlichkeit auf
jeden Fall, in den professionellen Märkten aber auch. Hier überzeugt die EZB
nun langsam aber nun doch wahrnehmbar mit ihrem prioritären Mandat für die
Sicherung der Preisniveaustabilität (Binnenwert), was sie im Mandat und auch
in der Strategie von der Fed unterscheidet. Letztere betreibt ein
"fine-tuning" der Konjunkur mit aggressiven Zinsschritten und"wording",
auch vor einem anderen (flexibleren) ökonomischen und sozialen Hintergrund.
"Da Preisstabilität niemals als eine Selbstverständlichkeit angesehen
werden kann, liegt hierin in den kommenden Jahren die wichtigste
Herausforderung für das Eurosystem." Duisenberg spricht das im Vorwort
gelassen allgemein an, was EZB-Vizepräsident Christian Noyer bei der
Präsentation des Berichts in Brüssel vor dem EP-Wirtschafts- und
Währungsausschuss etwas deutlicher tun musste: Es geht um das Überschreiten
der mittelfristigen Stabilitätsnorm der EZB, definiert mit"unter zwei
Prozent" des Verbraucherpreisanstiegsanstiegs (HVPI), nun im zweiten Jahr,
was das Definitionsziel"mittelfristig" schon stark strapaziert.
Denn der HVPI wird, so Duisenberg in Washington erstmals so offen, wohl
Vertrauensbildung in der breiten Ã-ffentlichkeit, auch die Geldpolitik. Eine
Relativierung der Stabilitätsnorm - von der head line zur core inflation
rate - kommt nicht in Frage, versichert OeNB-Gouverneur und EZB-Rat-Mitglied
Klaus Liebscher. Aus Vertrauensgründen, aber auch weil möglicherweise
demnächst die Kernrate im Anstieg eine sinkende unbereinigte Inflationsrate
kreuzen könnte. Bundesbankpräsident und EZB-Rat-Mitglied Ernst Welteke
belehrt, die Geldpolitik müsse vorausschauend handeln und nicht die heutige
Inflation - die stammt von Vorgestern - bekämpfen.
Nicht nur der HVPI macht Probleme in der Kommunikation, auch M3 an der
ersten EZB-Geldpolitik-Säule: Erstens ist die Abschwächung auf den
M3-Referenzwert im Berichtsmonat März gebremst worden; zweitens ist M3 durch
Geldmarktfonds bei Gebietsfremden leicht überzeichnet, was erst im der
EZB-Mai-Bericht - der bekanntlich eine Woche nach der EZB-Rat-Sitzung am 10.
Mai 2001 kommt - aufgedeckt werden soll. Also, Vertrauen braucht Zeit.
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