- Kommentar/Hat die Fed die Inflation weiter im Blick? - Der letzte Grund, 16.05.2001, 10:08
Kommentar/Hat die Fed die Inflation weiter im Blick?
Kommentar/Hat die Fed die Inflation weiter im Blick?
Von Peter Trautmann
Trotz einiger skeptischer Töne im Vorfeld hat die Federal Reserve am
Dienstag wie von den meisten Beobachtern erwartet ihren Leitzins zum fünften
Mal in diesem Jahr um 50 Basispunkte auf nunmehr glatt vier Prozent gesenkt.
Vor allem die weitgehend unveränderte Kursentwicklung am Aktienmarkt zeigte
dabei, wie wenig überrascht die dortigen Marktteilnehmer waren, nachdem noch
am Freitag wegen starker Daten zum Verbr
Einzelhandelsumsätzen im April gedämpfte Zinsfantasien geherrscht hatten.
Anders dagegen die Reaktion am Bondmarkt, wo die Kurse nachgaben und die
Renditen für zehnjährige Notes auf knapp 5,5 Prozent anzogen.
Die Teilnehmer am Markt für US-Treasurys befürchten vor allem, dass die
deutliche Lockerung der Geldpolitik den Nährboden für ein stärkeres Anziehen
der Inflation bereitet. Bislang ging die aggressive Strategie der Fed
bereits mit einer Verdopplung der Wachstumsrate der Geldmenge M2 im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum einher. Zusätzliche Zinssenkungen wie die
von gestern dürften die Expansion der Liquidität weiter beschleunigen. Da
das moderate gesamtwirtschaftliche Realwachstum nur einen Teil dieser
Liquidität absorbieren wird und zudem Finanzanlagen die monetäre Ausweitung
nicht vollständig aufnehmen, dürfte sich die Geldmengenentwicklung
mittelfristig auch in der Inflation niederschlagen.
Die Fed hat solchen Befürchtungen am Dienstag allerdings erst einmal den
Wind aus den Segeln genommen. Mit dem Verweis auf die Schwäche am
US-Arbeitsmarkt, die sich in der Lohnentwicklung niederschlagen sollte,
sieht sie das Inflationspotenzial vorerst eingedämmt. Darüber hinaus geht
die US-Notenbank davon aus, dass die Produktivität - unabhängig von der im
ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichneten Schwäche - weiterhin einen
positiven Trend aufweisen wird. Diese Entwicklung sollte die
Inflationsgefahren auch mittelfristig im Zaume halten, begründete die Fed
ihren optimistischen Inflationsausblick.
Dennoch, auch wenn die US-Notenbank noch die überwiegenden Risiken einer
anhaltenden Konjunkturschwäche betont, blind dürfte sie auf dem
Inflationsauge nicht sein. Deshalb dürfte es gerade auch für die Teilnehmer
am Aktienmarkt gefährlich sein, auf eine Fortsetzung des bisherigen
Zinssenkungstempos zu setzen. Das bedeutet, dass den ohnehin immer noch
relativ hoch bewerteten US-Aktien eine möglicherweise längere Phase in der
Seitwärtsbewegung bevorsteht. Andererseits sollten sich die Bondmarktakteure
wieder etwas entspannen können.
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