- Roland Leuschel in Boerse.de - Stagflation..mein Reden! - black elk, 16.05.2001, 13:12
Roland Leuschel in Boerse.de - Stagflation..mein Reden!
"Die Aufgabe der amerikanischen Notenbank wird immer schwieriger. Alan Greenspan selbst hat immer behauptet, dass in der New Economy die Inflation auf Grund steigender Produktivität keine Gefahr darstelle. Inzwischen hat sich aber das Umfeld geändert. Ein bekannter Marktanalyst von Fleet Global Markets hat darauf hingewiesen, dass « die Kombination von fallender Produktivität, niedrigeren Leitzinsen, stark wachsender Geldmenge, Steuersenkungen und höheren Energiepreisen ein unangenehmer Hexentrunk » sind. Seiner Meinung nach wird die Fed ihre Geldpolitik weiterhin lockern und « in den nächsten 12 Jahren ein klassisches Stagflationsszenario entwickeln ». Inzwischen haben wir rückläufige Produktivitätsveränderungen im ersten Quartal (0,1%) bei steigenden Lohnkosten (Jahresrate 5,2%) zur Kenntnis genommen. Da die Notenbanken weiterhin ihre kurzfristigen Zinsen senken, und am langen Ende der Zinskurve eine immer höhere Inflationsprämie eingepreist wird, kommt so die « Geldmaschine » richtig in Schwung. Mit anderen Worten, schneller als der Markt und die Anleger glauben, wird die Federal Reserve gezwungen sein gegenzusteuern.
Leider gilt das auch für die EZB, die am letzten Donnerstag (10.5.) überraschend die Leitzinsen um 0,25%-Punkte auf 4,5% senkte und damit begründete: « Alle derzeit verfügbaren Daten und Prognosen deuten daraufhin, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr wie angestrebt unter die Marke von 2% fallen wird. » Wer glaubt, wird selig, muss aber aufpassen, am Ende nicht selbst daran glauben zu müssen. Im Mai wird die Inflationsrate in Deutschland wahrscheinlich auf die 3,1 bis 3,3% zugehen, und in der EU dürfte die Jahresrate auf 2,9 bis 3% hochschnellen. Da fällt es schwer, an die Prognose der EZB bzw. der Bundesbank zu glauben.
Fazit für den Anleger: Rechnen Sie damit, dass in Amerika die Leitzinsen bis auf etwa 3% fallen werden (das war das Zinsniveau bei der letzten Rezession Anfang der 90er Jahre) und die EZB dem Lauf dieser Politik folgen wird. Sie hat übrigens ihre Glaubwürdigkeit verloren, und der Kurs des Euro gegenüber dem Dollar spiegelt diesen Glaubwürdigkeitsverlust wieder. Für Europa werden weitere Wirtschafts- Wachstumsrevisionen kommen, und mit steigenden Inflationsraten werden nicht nur die Zinsen am langen Ende ansteigen, sondern auch die Notenbanken gezwungen, Erhöhungen der Leitzinsen vorzunehmen, das klassische Szenario der Stagflation. Wir haben eine solche Periode in den Jahren 1966 bis 1981 erlebt. Am Ende dieser Zeit suchten Investmentbanken weder Analysten noch Portfolio-Manager sonders Psychologen und Seelsorger."
be
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