- Zur neuen Rechtschreibung - BossCube, 12.07.2000, 20:33
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - dottore, 12.07.2000, 22:43
- Dottore,.. - BossCube, 12.07.2000, 22:49
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - Kamtschatkabär, 12.07.2000, 22:59
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - JüKü, 12.07.2000, 23:02
- Eine kleine Tipse dazu - Kamtschatkabär, 12.07.2000, 23:07
- Re: Eine kleine Tipse dazu - JüKü, 12.07.2000, 23:42
- Re: Eine kleine Tipse dazu - Kamtschatkabär, 13.07.2000, 08:57
- Re: - half, 13.07.2000, 00:19
- Re: Eine kleine Tipse dazu - JüKü, 12.07.2000, 23:42
- Eine kleine Tipse dazu - Kamtschatkabär, 12.07.2000, 23:07
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - JüKü, 12.07.2000, 23:02
- Re: ein paar Gedanken - Black Raven, 13.07.2000, 02:35
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - Sven, 13.07.2000, 13:16
- Re: Zur neuen Rechtschreibung - dottore, 12.07.2000, 22:43
Re: ein paar Gedanken
Zur Sprache und Rechtschreibreform hätte ich auch noch ein paar Gedanken anzubieten:
>Hallo Leute,
ich gehöre, wie Jürgen weiter unten bemerkte, auch zu denen, die die neue Rechtschreibung NICHT anwenden. Die ganze Sache, und um es mal hart auszudrücken, stinkt mir gewaltig! Einige Obere setzten sich in Kommissionen zusammen und bestimmen wie wir zu schreiben haben! Wo leben wir denn? Sprache entwickelt sich selber über Generationen und die greifen einfach in diesen Prozeß(!!) ein!
Wir leben in einem Staat, der sich nur durch Zerstörung des Gewachsenen halten kann. Es ist schon erstaunlich, daß der Staat, dem die Sprache n i c h t gehört, da sie unabhängig von ihm entstanden ist und auch unabhängig von diesem existiert, sich anmaßt, diese durch Regelung zu verändern. Darin zeigt sich deutlich die Maßlosigkeit eines Staates.
Die von Duden eingeführte Rechtschreibung hatte sich während der Zeit, als der Buchdruck sich immer mehr verbreitete, allmählich und ohne übergreifende verbindliche Regelung herausgebildet, d.h. sie ist gewachsen. Die Schrift folgte somit als Funktion dem gesprochenen (Gedanke -> Sprache -> Schrift).
Mit der Veränderung der gewachsenen Rechtschreibung hin zu einer verfertigten Rechtschreibung wird dieser Ablauf umgekehrt, und die Sprache wird der Funktion untergeordnet (Schrift -> Sprache -> Gedanke).
Wieso muß man die Menschen durch Regelungen dazu zwingen, sich eine Sprache anzueignen, die das Denken in den Irrtum führt?
Durch die Umkehrung folgt, daß sich das Denken durch die geänderte Schrift mit der Zeit schleichend verändern wird, Sprach- und Denkblockaden werden sich ausbilden, die Menschen werden orientierungsloser und damit besser manipulierbar.
Es ist schon eine"reife Leistung" der Reformer, wenn z.B. aus"belemmert", das von mittelniederdeutsch"belemmen" = lähmen stammt, nun"belämmert" in Anlehnung an Lamm werden soll. Vielleicht ist es ja für die Reformer kein Unterschied, ob man wie gelähmt schaut oder wie ein Lamm, für mich schon.
Des Menschen Heimat ist primär eine Sprachheimat. Mit der Rechtschreibreform wird ihm diese genommen, d.h. auch das Gefühl der Isolation wird zunehmen.
Die Rechtschreibreform ist allerding bereits eine Wiederholungst(h)at. Am 17./18. Juni 1901 fand in Berlin eine Rechtschreibkonferenz statt. Viel rausgekommen ist dabei nicht, ausgenommen der Beschluß, das"th" aus deutschen Wörtern zu beseitigen, z.B. Rath, That, theilen, Thon, Thor, Thür.
Mit dem Wegfall des"h" wurde dem betreffenden Angsprochenen der Raum im Laut weggenommen, d.h das Denken wurde verengt.
Merkwürdigerweise hatte man sich damals nicht getraut, dem"Thron" das"h" zu stehlen, denn schließlich kann man ja einem Kaiser nicht einfach etwas wegnehmen! Dafür wird jetzt der"Panther" zum"Panter" degradiert, so daß ihm künftig die Weite seines Daseins fehlen wird. Auch der"Thunfisch" wird als"Tunfisch" sich fragen, warum er, statt in den Weiten des Meeres gemächlich zu schwimmen nun zuküftig immerzu"tätig" sein soll.
Man wird sehen, inwiefern die Veränderung der Sprache über die Schrift zu einer Änderung der Ordnung, die die Sprache beschreibt, führt.
>Für eine solch elementar wichtige Entscheidung hätte eine Volkbefragung abgehalten werden müssen. Statt dessen werden wir, weil das ja nach GG nicht vorgesehen ist, genau wie beim Euro einfach vor vollendete Tatsachen gestellt!
Es gab in Schleswig-Holstein sogar einen Volksentscheid. Die Bevölkerung hat die neue Rechtschreibung dabei abgeleht. Entgegen aller verfassungsrechtlichen Bedenken hat der Landtag von Schleswig-Holstein in einem Gegengesetz den Volksentscheid aufgehoben. Somit haben einige wenige Politiker sich als"Diktatoren" über das Volk gestellt und die Entscheidung des Volkes mit Füßen getreten. Ob wir noch in einer Demokratie leben, ist fraglich.
Trotz dieser Verachtung des Volkes wurden dieselben Politiker dann bei der nächsten Landtagswahl aber wiedergewählt...
>Meine Mutter ist Unterstufenlehrerin und war anfangs auch begeistert. Ach, die Kleinen haben es viel einfacher....... Ja, wenn man sich schon auf so schwachem Niveau einigen muß(!!!), um die Noten zu verbessern - gute Nacht! Mittlerweile ist es ja schon so weit, daß(!!!) jeder schreibt wie er will. Weil einfach niemand einen Plan hat. Prima, so liegen wenigstens alle richtig.
Der Steuerzahler sollte sich mal wieder fragen: Wozu dieser Schwachsinn? Nutzlose Geldverschwendung. Früher wurden die Regeln gelernt, ich muß(!!)te die Regeln lernen, also kann es doch so bleiben!
Wer noch immer Verfechter der NR ist, sollte sich mal einige Stilblüten auf der Zunge zergehen lassen. Ich sage nur: zu Stande (zustande), Ketschap(Ketchup) >etc.
Gruß
Jan
p.s. Sorry, Jürgen, mal wieder was ganz aus der Reihe. Und Dottore: Warum die Indoktrination über die Zeitung? Die Bevölkerung will es NICHT. Werden so wieder vollendete Tatsachen geschaffen?
So jetzt wird es aber Zeit, nach diesem Ausflug in die Welt des Realen, wieder in die bereits erwähnten dunklen Wälder des Unartikulierten, Verdrängten und Unbewußten zurückzufliegen.
Rrrah, Rrrah, Rrrah
Black Raven
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