- EZB: Geldmenge signalisiert"kein Risiko" für Peisstabilität - NEWS-SERVICE, 17.05.2001, 19:09
EZB: Geldmenge signalisiert"kein Risiko" für Peisstabilität
EZB: Geldmenge signalisiert"kein Risiko" für Peisstabilität
Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) begründet in ihrem
Monatsbericht nochmals eingehend den Zinssenkungsbeschluss im EZB-Rat am 10.
Mai 2001 (Senkung des Refi-Satzes auf 4,50 von 4,75 Prozent) mit der
Abschwächung des Geldmengen- und des Wirtschaftswachstums an ihren beiden
Säulen der geldpolitischen Strategie. Im Vordergrund dieser Begründung, in
Übereinstimmung mit den Erläuterungen von EZB-Präsident Wim Duisenberg in
der EZB-Pressekonferenz nach der Zinssenkung steht dabei die korrigierte
Geldmenge M3, die nach der Bereinigung um Euro-Titel bei Gebietsfremden
"seit einigen Monaten unter dem Referenzwert von 4-1/2 Prozent" wächst.
Eine exakte Bereinigung des geldpolitisch relevanten Geldmengenaggregats
zeigt die EZB auch in ihrem Monatsbericht noch nicht auf, sondern schätzt
die in den letzten Monaten zugenommene Verzerrung - wie in der EZB-Pk schon
genannt -"auf rund einen halben Prozentpunkt der Jahreswachstumsrate von
M3" infolge der von Gebietsfremden gehaltenen Geldmarktfondsanteilen; hier
kämen noch"nicht zu vernachlässigende Verzerrungen nach oben" hinzu aus von
den Gebietsfremden gehaltenen sonstigen in M3 enthaltenen marktfähigen
Finanzinstrumenten mit eventuell ebenso hoher Überzeichnungswirkung wie bei
den Geldmarktfondsanteilen. Hierzu fehlen noch genauere Statistiken.
Die EZB sieht sich in dieser geldpolitisch wichtigen Frage erst gegen
Jahresende in der Lage, revidierte Zeitenreihen von M3 zu veröffentlichen,
die beiden Formen der Verzerrung Rechnung tragen wird. In der Zwischenzeit
soll die Ã-ffentlichkeit regelmäßig über aktuelle Entwicklungen informiert
werden. Unbereinigt lauteten die M3-Jahresraten im März 5,0/4,8 Prozent zum
Vorjahr/3-Mt-Durchschnitt; ab der Ende Mai anstehenden Veröffentlichung der
April-M3 wird die EZB Informationen über den Effekt der von Gebietsfremden
gehaltenen Bestand auf das M3-Wachstum bringen.
Während die EZB bei der ersten Strategiesäule M3 mit Referenzwertvorgabe
"kein Risiko mehr für Preisstabilität" sieht, sieht sie an der zweiten Säule
(Indikatorenbündel) die Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere
Sicht"etwas zurückgegangen" wegen BIP-Wachstumsabschwächung und"bislang
weiter geübter Lohnzurückhaltung"."Dennoch müssen die Wachstumstendenzen
und Lohnentwicklungen weiterhin genau beobachtet werden," so die EZB, die
nochmals zur Zinssenkung auf 4,50 (4,75) Prozent betont, dass die Zinsen
nunmehr"ein angemessenes Niveau" erreicht haben,"um die Preisstabilität
auf mittlere Sicht zu gewährleisten und zu einem gesunden Wirtschaftwachstum
beizutragen".
In ihrer ökonomischen Analyse betont die EZB zwar die Verlangsamung der
wirtschaftlichen Aktivität, bleibt aber dabei, dass anhand der aktuellen
Prognosen das Wirtschaftswachstum im Euroland, gestützt durch die
Inlandsnachfrage, den Schätzungen für das trendmäßige Potenzialwachstum in
2001 weitgehend entspricht, das bekanntlich mit zwei bis 2-1/2 Prozent von
der EZB angenommen wird. Die Aussichten für eine Fortsetzung des"robusten
Wachstums" im Eurogebiet auf mittlere Sicht und für eine Inflation, die im
Einklang mit der Definition der EZB von Preisstabilität - HVPI-Anstieg
"unter zwei Prozent" liegt - werden nach Überzeugung der EZB durch den
derzeitigen Stand der Renditen der Staatsanleihen im Eurogebiet bestätigt.
In den nächsten Monaten jedoch, so die EZB, werde die Preisstabilität von
der vorübergehenden Entwicklung der Preise unverarbeiteter Nahrungsmittel
(MKS-Folgen) überschattet, zusätzlich zu den indirekten Effekten aus
bisheriger Ã-lpreisverteuerung und vorangegangener Euro-Außenwert-Schwäche.
Die Wirkungen, die die Inflatgionsrate (HVPI) weiter über zwei Prozent
halten, dürften nach EZB-Einschätzung im Jahresverlauf allmählich abklingen,
so dass die HVPI-Inflation"im Jahr 2002 wahrscheinlich auf unter zwei
Prozent zurückgehen wird". Geldpolitik konzentriere sich auf Preisstabilität
auf mittlere Sicht, diese Aussichten seien insgesamt günstig, der EZB-Rat
bleibe aber wachsam.
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EZB: Basel II stellt neue Herausforderungen
Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die neue
Eigenkapitalvereinbarung des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel
II) begrüßt, zugleich aber auf neue Herausforderungen im Zuge der
Vereinbarung hingewiesen. Wie die EZB in ihrem Monatsbericht Mai schreibt,
verbessert Basel II die Effektivität der Eigenkapitalvorschriften und die
Stabilität des Bankensystems erheblich. Letztere werde besonders dadurch
gestärkt, dass es zu einer höheren Übereinstimmung der Kapitalanforderungen
mit den von den Banken individuell eingegangenen Risiken komme. Zudem
werde die Entwicklung von bankinternen Risikomanagementsystemen gefördert.
Allerdings stellt nach Ansicht der EZB die Entwicklung eines solch
deutlich risikoempfindlicheren rechtlichen Rahmens auch neue
Herausforderungen für die Aufsichtsinstanzen sowie für die internationale
Zusammenarbeit dar. Um die Effektivität der Eigenkapitalvereinbarung
international zu gewährleisten und die Wettbewerbsgleichheit zu wahren, sei
eine grenzüberschreitende Harmonisierung der aufsichtsrechtlichen Praktiken
und der Rechnungslegungsgrundsätze notwendig. Neben diesen Entwicklungen
dürfte auch eine erweiterte Offenlegungspflicht der Banken im Zusammenhang
mit dem Binnenmarkt für Finanzdienstleistungen innerhalb der EU besonders
wichtig sein, so die EZB.
Darüber hinaus befürchtet die EZB, dass die neue Eigenkapitalvereinbarung
das Risiko der Prozyklität des Finanzsektors erhöhen kann. So könnten die
Mindestkapitalanforderungen während eines Konjunkturabschwungs verbindlich
werden, wenn sich die Eigenkapitalquoten der Banken der Acht-Prozent-Marke
nähern. Daraus resultiere dann eine Kapitalverknappung, die die Banken zur
Einschränkung ihrer Kreditvergabe veranlassen könne. Letztere falle dann
unter Umständen unter das Niveau, das zur Deckung der geringeren
Kreditnachfrage während einer konjunkturellen Abkühlung benötigt werde.
Die EZB brachte zur Abschwächung des Risikos der Prozyklität die
Berücksichtigung der konjunkturellen Lage in den internenen
Risikokontrollsystemen der Banken ins Gespräch. Auch die Riskovorsorge könne
entsprechend dynamisiert werden, hieß es. Insgesamt ist es aus der Sicht der
EZB für die Aufsichtsinstanzen ratsam, das Problem Prozyklität bei der
Umsetzung des neuen Regelwerks im Auge zu behalten. Für die
Aufsichtsinstanzen der EU gelte das umso mehr, da die gesamtwirtschaftlichen
Bedingungen dort immer stärker miteinander verwoben seien.
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EZB verteidigt und korrigiert M3
EZB verteidigt und korrigiert M3
Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) verteidigt in ihrem
Mai-Monatsbericht die"hervorragende Rolle" der Geldmenge in ihrer Strategie
mit dem breiten Aggregat M3, gleichzeitig unterzieht sie ihre M3 im Euroraum
einer eingehenden Revision wegen störender Sonderfaktoren. Inflation sei
langfristig ein monetäres Phänomen, die Mehrheit der bedeutenden
Zentralbanken der Welt lege ungeachtet ihrer geldpolitischen Strategien Wert
auf die monetäre Analyse. Die enge Beziehung von Geldmenge und Inflation
werde durch empirische Untersuchungen belegt, dies bestätige damit auch die
Strategie der EZB.
Die EZB stellt in ihrem Monatsbericht - Sonderaufsatz"Gestaltungsrahmen
und Instrumentarium der monetären Analyse" - das M3-Referenzwertkonzept an
der ersten Säule ihrer Strategie mit der umfassenden Analyse zur Beurteilung
von Abweichungen der M3-Raten vom Referenzwert mit Geldnachfragemodellen vor
- von der"nominalen Geldlücke", der"realen Geldlücke" und"Geldüberhang"
bis zur"Identifikation und Quantifikation der Verzerrung von M3".
Verschiedene analytische Ansätze seien hilfreich, um sich ein Urteil über
die Risiken für die Preisstabilität zu bilden, auf die die Entwicklung von
Geld und Kredit hindeutet. Um zu einer robusten Beurteilung der Risiken für
die Preisstabilität zu gelangen, müssen nach Überzeugung der EZB im Rahmen
der ersten Säule zusätzlich anhand der Einschätzungen, die die
wirtschaftlichen und finanziellen Indikatoren im Rahmen der zweiten Säule
liefern, überprüft werden. Eine solide Beurteilung erfordere die
Berücksichtigung aller Informationen, die für eine auf die mittelfristige
Gewährleistung von Preisstabilität ausgerichteten Geldpolitik von Bedeutung
sein können.
Die EZB zeigt sich zwar grundsätzlich zufrieden, weil ihrer Meinung nach
sich ihr geldpolitische Ansatz seit Beginn der Währungsunion"angesichts der
Unsicherheiten über die Wirtschaftsstruktur des Euro-Raums und die
Verfügbarkeit von Daten als besonders geeignet für die
stabilitätsorientierte Geldpolitik der EZB erwiesen hat, unterzieht aber
gegenwärtig das M3-Aggregat einer Revision bzw Bereinigung von
Sondereinflüssen.
In der Reihe von Sondereinflüssen hebt die EZB drei hervor: Erstens sei
die jährliche Wachstumsrate von M3 von Kalendereffekten beeinflusst; die EZB
werde"in naher Zukunft" damit beginnen, die Jahreswachstumsrate der
Geldmengen offiziell auf der Grundlage von saison- und kalenderbereinigten
monatlichen Stromgrößen zu berechnen. Zweitens sei der M3-März-Anstieg durch
die von Gebietsfremden gehaltenen Geldmarktfondsanteilen verzerrt worden,
was zu einer zunehmenden Überzeichnung geführt habe. Drittens dürften auch
die volatilen Aktienmärkte im März zum starken M3-Anstieg beigetragen haben
wegen der Präverenz von kurzfristigen sicheren und liquiden Anlagen.
Diesen letzten Sondereinfluss unterzieht die EZB nun einer eingehenden
Analyse und wird zum Jahresende hierzu eine Datenreihe und eine Bereinigung
veröffentlichen.
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EuroTower:"Biest M3" in der Dressur
von vwd Finanzkorrrespondent Hans Hutter
Frankfurt (vwd) -"Biest M3" nannte Otmar Issing in seiner Zeit als
Bundesbank-Chefvolkswirt das breite Geldaggregat. Das war eher liebevoll als
bös' gemeint, denn schon als Universitätslehrer und im Sachverständigenrat
bekannte sich Issing zum Lager der aufgeklärten Monetaristen. Nun hat Issing
als EZB-Chefvolkswirt im großen weiten Euroraum - mit zwölf Mitgliedsstaaten
und besonderen statistischen Hürden - der Geldmenge auch eine"herausragende
Rolle" zugewiesen - und das"Biest M3" wird diesem seinem Kosewort noch mehr
als im D-Mark-Land gerecht, als Issing M3 einmal per Zinssenkung abbremsen
musste, erfolgreich übrigens auf diesem paradoxen Weg.
Dass ein so breites Geldmengenaggregat - vom Bargeld bis Geldmarkttitel
bis zwei Jahren Laufzeit - in einem neuen und erst etwas über zwei Jahre
"alten" Eurosystem - mit zwölf Nationalstaaten und Statistikbesonderheiten
- getrimmt wird durch Beseitigungen von Sondereinflüssen und Verzerrungen,
ist an sich normal. Problematisch wird es, weil diese Korrektur nun in einer
Zeit der Zinssenkungserwartungen und Zinssenkungsforderungen geldpolitisch
als Argument für eben eine solche Zinssenkung dient. Überzeichnet sei M3
durch von Gebietsfremden gehaltenen Euro-Titeln, die ja nicht-inflationär im
Euro-Raum wirkten. Also raus damit! Aber wie, wenn nicht greifbar?
Wer nach der EZB-Pressekonferenz am 10. Mai gehofft hatte, der
Monatsbericht der EZB würde nun schon handfeste Beweise für diese
M3-Korrektur finden, der wurde enttäuscht, die Datenreihe kommt erst Ende
des Jahres. Nur für den von Gebietsfremden gehaltenen Bestand an
Geldmarktfondsanteilen hat die EZB Daten, allein diese Bereinigung senkt die
M3-Jahresrate um 1/2 Prozentpunkt; für den von Gebietsfremden gehaltenen
Bestand an sonstigen in M3 enthaltenen marktfähigen Finanzinstrumenten
fehlen noch Daten, die Verzerrung dürfte nach EZB-Angaben ähnlich hoch sein.
Das wäre ja ein M3-Einbruch!
Auch ohne diese Verzerrung/Bereinigung tendierte die M3-Jahresrate
zuletzt mit 4,8 Prozent (3-Mt-Durchschnitt/März) in Richtung Referenzwert
4-1/2 Prozent gleich Potenzialswachstum (2,0/2,5 Prozent) plus Preisnorm
("unter zwei Prozent" Inflation) plus Rückgang der M3-Umlaufgeschwindigkeit
(0,5/1,0 Prozent). Zöge man davon rund ein Prozentpunkt - wie von der EZB
grob als Überzeichnung angedeutet - ab, käme man auf ein M3-Wachstum von
weniger als drei Prozent; und wenn man am Konzept festhält, riefe man nach
eiliger und kräftiger Zinssenkung; denn so gesehen ist die EZB zu restriktiv
- und das in einer abflauenden Konjunktur.
Um es noch deutlicher zu machen: Der Geldmantel ist zu eng, die Zinsen zu
hoch, und die (importierte) Inflation reduziert Realeinkommen. So grob geht
Issing nicht mit"Biest M3" um, eher mit"nominaler und realer Geldlücke".
Die EZB trimmt M3 in Richtung Zinssenkung, aber das braucht Glaubwürdigkeit.
Hier droht eine Lücke zwischen M3-Zinssenkungsspielraum und Botschaft im
EZB-Bericht: Der kleine Zinssenkungsschritt um 25 Basispunkte reicht, um auf
mittlere Sicht Preisstabilität zu gewährleisten, das war Anpassung. Nun, man
wird sehen. Die EZB will die sauberen M3 erst zum Jahresende bringen - dann
für den M3-Referenzwert 2002; bis dahin steht der alte M3-Referenzwert mit
der alten/falschen M3-Datenreihe. Das wird eine harte M3-Dressur.
vwd/17.5.2001/hu/hab
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