- Mail von"franco" für's Board / dottore: bitte noch eine Stellungnahme - JÜKÜ, 18.05.2001, 16:56
- Re: Mail von"franco" für's Board / dottore: bitte noch eine Stellungnahme - dottore, 18.05.2001, 19:26
Mail von"franco" für's Board / dottore: bitte noch eine Stellungnahme
franco bat mich, dies reinzustellen:
Die von dottore vorgeschlagene Transaktion zur
Ablösung der deutschen Staatsschuld würde die
Geldbasis in Deutschland bzw. im Euroland erhöhen. Das
würde zu einem Anstieg des Preisniveaus führen.
1. Frage: Wie sehen die konkreten Zahlen aus?
Antwort:
Ich rechne mit einer deutschen Staatsschuldenquote von
60% am BSP und unterscheide zwei Fälle.
1. Fall
Nehmen wir fiktiv an, wir könnten den Anstieg des
Preisniveaus auf Deutschland beschränken, dann stiege
dort das Preisniveau um 700 %, d.h. es würde sich
verachtfachen. Damit verbunden wäre also auch eine
riesige Umverteilungsaktion von den Gläubigern hin zu
den Schuldnern, vergleichbar einer Währungsreform mit
der Umtauschrelation von 8:1
2. Fall
Der montäre Expansionseffekt verteile sich gleichmäßig
über Europa.
Dann stiege das europäische Preisniveau um 250%, d.h.
es würde sich verdreieinhalbfachen.
2. Frage: Wie wirkt sich die Aktion auf die
Mitgliedsländer der EWU aus?
Nur der zweite Fall ist realistisch. Er bedeutet aber,
dass auch die anderen Länder zur Kasse gebeten werden.
Die anderen Länder würden sich gegen ein solches
Verfahren natürlich zur wehr setzen. Denn Sie würden
an den realen Kosten des Staatsschuldenabbaus in der
BRD zu 2/3 beteiligt werden, also klar die Hauptlast
übernehmen. Das würde zumindest defacto, d.h.
materiell gegen das Bail-Out-Verbot verstossen.
3. Frage: Wie kann man sich diese Effekte und ihr
Zustandekommen vorstellen?
Die Wirkung der ganzen Operation kann man sich auch
vereinfacht so vorstellen:
Der Staat kauft seine Schulden mit zusätzlichem
Zentralbankgeld zurück, was er laut Statuten der EWU
gar nicht kann bzw. darf. Aber darüber wollen wir uns
jetzt zu Demonstrationszwecken hinwegsetzen.
Die Privaten verkaufen also ihre verzinslichen
Staatspapiere im Austausch gegen unverzinsliches
Zentrankgeld. Weil das Geld unverzinslich ist, werden
die Wirtschaftssubjekte nicht darauf sitzen bleiben
wollen. Ihr Geldbedarf wird sich durch die staatliche
Entschuldungstransaktion nicht verändern. Das
zusätzliche Geld ist also überschüssiges Geld, das sie
los werden wollen. Sie werden Güter, Aktien und andere
Wertpapiere kaufen. Das ganze Preisniveau verschiebt
sich nach oben. Dadurch entwertet sich alles Geld
überhaupt, nicht nur das zusätzliche. Schuldner würden
entlastet und Gläubiger geschädigt. Das Ganze wäre
eine staatliche Aktion zur Enteignung von Privaten. An
dieser Enteignung wären aber auch die nichtdeutschen
Länder des Eurolandes beteiligt. Für die Deutschen
wäre das in einem gewissen Sinne ein Geschäft. Sie
würden ihre kompletten Staatsschulden los und müssten
nur ein Drittel der Kosten übernehmen. Die Überwälzung
von 2/3 der Kosten auf die Euro-Nachbarländer käme
einer Kriegserklärung an die Euro-Partner gleich.
Gruß,
franco
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