- Professor Portes: Außenvertretung der Eurozone ist unangemessen - NEWS-SERVICE, 18.05.2001, 19:53
Professor Portes: Außenvertretung der Eurozone ist unangemessen
Professor Portes: Außenvertretung der Eurozone ist unangemessen
Luxemburg (vwd) - Dass die Rolle der Eurozone im internationalen
Finanzsystem in den wesentlichen Bereichen als"nichtexistent" bezeichnet
werden kann, müsste nach Ansicht von Professor Richard Portes nicht sein.
Damit Europa bei Wechselkursfragen und der internationalen Finanzarchitektur
ein geeigneter Ansprechpartner für die USA und Japan wird, wird es nach
Ansicht des Mitglieds der London Business School Zeit zuzugeben, dass der
derzeitige Kompromiss über die Außenvertretung der Eurozone unangemessen
ist.
Europas begrenzter Einfluss auf die von den USA klar dominierten Debatte
zur Finanzarchitektur sei teilweise auf die Unfähigkeit zurückzuführen, zu
gemeinsam getragenen europäischen Positionen zu gelangen und diese effizient
zu präsentieren, so Portes laut seinem zur Verfügung gestellten Redetext für
ein Kolloquium anlässlich der Einweihung der neuen Luxemburgischen
Zentralbank am Freitag. Die Europäer hätten sich beispielsweise für einen
mehr regelgestützten Ansatz bei der Beteiligung der Privatwirtschaft an
Krisen ausgesprochen. Vorgeherrscht habe bislang aber die von den USA
vorgezogene Flexibilität von Fall zu Fall.
Klare Warnungen äußerte Portes zum den derzeitigen Euro-Wechselkurs. Man
müsse keine formalen Zielzonen im Kopf haben um zu erkennen, dass der Kurs
derzeit massiv fehlangepasst sei. Je länger diese Situation anhalte, um so
stärker werde dies Fehlallokationen zur Folge habe, sagte Portes, der zuvor
an anderer Stelle seine Rede auf Prognosen von Goldman Sachs über eine
Dollar-Abwertung gegenüber dem Euro um 40 Prozent in Jahresfrist verwiesen
hatte. Portes zeigte sich überzeugt von einer Euro-Aufwertung und riet dazu,
diesen Prozess zu leiten, um Instabilitäten infolge der Aufwertung zu
begrenzen.
Entgegen der weitläufigen Meinung, Interventionen ohne korrespondierendes
Anziehen der Zinsschraube seien ineffizient, zeigten neuere Studien (Martin
Evans und Richard Lyons) in eine ganz andere Richtung. Mit dem Verkauf von
etwa 30 Mrd Dollar, einem im Vergleich zu den EZB-Reserven kleiner Betrag,
könne die Zentralbank demnach für eine nachhaltige Euro-Aufwertung um zehn
Prozent sorgen. Einen Teil der von einigen als"übermäßig" bezeichneten
EZB-Reserven für eine nachhaltige Interventionspolitik einzusetzen, um den
Euro zur Dollar-Parität zurückzubringen und die Markt-Psychologie
umzukehren, könne eine gute Investition sein, gab Porter zu bedenken.
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