- Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Harald, 19.05.2001, 09:26
- WARUM Menschen arbeiten... Eindrückliche Gedanken, vielen Dank und mfG oT vom - Baldur der Ketzer, 19.05.2001, 10:55
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - dottore, 19.05.2001, 14:42
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Fontvieille, 19.05.2001, 19:19
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - dottore, 19.05.2001, 21:03
- Antwort an dottore: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Harald, 19.05.2001, 23:07
- Re: Antwort an dottore: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - dottore, 19.05.2001, 23:28
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Rudow, 19.05.2001, 23:37
- Re: Spitzenbeitrag, von Rudow! Über den Spekulanten Morgen (wenn's geht) mehr (owT) - dottore, 19.05.2001, 23:41
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Toni, 20.05.2001, 00:05
- Re: Josef wußte, wovon er sprach ;-))))) herzliche Grüße owT vom - Baldur der Ketzer, 20.05.2001, 00:12
- Re: Danke von Rudow - für diesen Beitrag - R.Deutsch, 20.05.2001, 11:41
- Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften? - Fontvieille, 19.05.2001, 19:19
Re: Antwort an Tassie Devil: WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften?
>WARUM Menschen arbeiten & wirtschaften?
>Einer der Beweggründe, den dottore uns immer wieder gebetsmühlenhaft erklärt hat, mag ja durchaus sein, dass Menschen sich unter einem meist selbstgewählten Schuldendruck befinden. OK.
Erstens gehts nicht um einen"Beweggrund", zweitens nicht um Gebetsmühlen und drittens nicht um"selbst gewählt".
Beweggrund ist ein Wischiwaschi-Wort. Ich habe die sog. URSCHULD klipp und klar als einen rein ökonomischen Fakt erklärt: Sie kommt durch die Geburt eines Menschen in die Welt und entspricht zu diesem Zeitpunkt dem - über die zu erwartende Lebensspanne hin - abgezinsten Betrag (welche Währung egal), die der neu erschienene Mensch in Form von Lebensaufenthalts- und -unterhaltskosten aufzubringen hat (wer bezahlt ist eine andere Frage: in den ersten Lebensjahren die Eltern, der Staat - Kindergeld! - oder sonst wer).
Nehmen wir an, ein Mensch braucht jedes Jahr 50.000 Mark für Wohnen, Essen, Trinken, etwas Vergnügungen usw., dann müsste in einem einfachen Beispiel bei 10 % Zinsen und einer nach oben offenen Lebenserwartung ein Kapital (= Schuld) in Höhe von 500.000 Mark als URSCHULD angenommen werden. (Wäre die Lebenserwartung nur 1 Jahr, dann läge die URSCHULD eben bei 50.000 DM).
Diese URSCHULD hat vor dem Erscheinen des Menschen nicht existiert, jetzt da er anfängt zu leben, ist sie eben da. Es gibt also keine"unschuldigen Kinder". Das halte ich für einleuchtend und klar. Es ist auch keine Eventualverpflichtung wie z.B. die Schuld, die sich bei einer Berufsunfallversicherung konkret aufbaut, nachdem die Berufsunfähigkeit eingetreten ist. Es ist eine mit Beginn jeder physischen Existenz eines Menschen automatisch in die Welt kommende Verpflichtung, die anschließend erfüllt werden muss (wie gesagt, von wem auch immer). Wird sie nicht erfüllt, kommt es zum physischen Bankrott: Der Mensch geht durch Tod ab.
Da ist überhaupt nicht"selbst gewählt" - was denn? Die URSCHULD kann minimiert oder maximiert werden. Man kann leben wie ein Mönch und das in einem Gelände, in dem keinerlei Lebensaufenthaltskosten anfallen (Mieten z.B.), man kann auch nur mit Kaviar, 100-Zimmer-Villen und Ferrari-Flotten operieren, ganz wie das EGO es wünscht. Es muss eben nur bezahlt werden, was wiederum nur durch auf den Märkten (= Summe aller anderen Menschen) realisierten (nicht nur angebotenen) Leistungen geht.
Ich vermag in diesem höchst simplen Gedanken auch keinerlei"Gebetsmühle" entdecken. Es ist ganz einfach so.
>Jedoch die christliche Erbsünde, von dottore auch gern Urschuld genannt, in neuerer Zeit von deutschen Politikern gern der deutsche Generationenvertrag genannt, sie alle haben abgedankt.
Zur URSCHULD siehe eben. Der"Generationenvertrag" bzw. die sich daraus ergebenden Verpflichtungen gehören nicht zur URSCHULD, da man ihnen unschwer entkommen kann, z.B. indem man in kein Lohn- oder Angestelltenverhältnis tritt (ist in der Schweiz anders, da bezieht sich die AHV auf alle Einkommen, insofern gehören die Schweizer AHV-Abgaben zur URSCHULD jedes Schweizers, wenn er denn nicht sein Land verlässt).
>Obwohl viel gerühmt, ist er, der Generationenvertrag nur eine Wunschvorstellung in politischen Hirnen, denn er bedingt, daß alle Deutschen mit einer Erbschuld an die staatliche Rentenversicherung bereits geboren sind.
Das Wort"Erbschuld" ist ganz schief, weil bekanntlich SCHULDEN zwar vererbt werden, der Erbe aber die Möglichkeit hat, sie dadurch zum Erlöschen zu bringen, dass er das Erbe ausschlägt.
"Alle Deutschen" ist komplett falsch! Denn selbst wenn die sieche Rentenversicherung mit noch höheren staatlichen Subventionen bedacht würde, die ihrerseits (Staatsschulden mal außen vor) durch Steuern finanziert werden, so hat der Deutsche doch die Möglichkeit, das Bezahlen von Steuern weitgehend zu vermeiden (von einer Auswanderug durch die grundgesetzlich garantierte Freizügigkeit ganz abgesehen): Er muss dazu nur eine Bauernstelle erwerben (einmalige Steuerzahlung) und danach Eigenwirtschaft betreiben. Was dann bleibt, ist eine minimale Grundsteuer, die aber bei Kleinbauernstellen außerhalb von Gemeinden, die allein die Grunsteuerhoheit haben, in Wegfall kommen kann.
>Das ist nach dem Zeitalter der Aufklärung nicht nur ein Unding, sondern blanker Unsinn.
So aufgeklärt wie die Aufklärer bin ich auch. Vielen Dank für den Hinweis.
>Die Begriffe Erbsünde, Erbschuld entstammen der christlichen Heilslehre, vorgeblich als Gottes Strafe für die Ursünde Adams und Evas (Ungehorsam gegen Gott), und somit sei die Erbsünde ein in der Folge von allen Menschen ererbter Zustand.
Theologisch ganz schwach. Denn die Bestrafung ist bereits durch die Vertreibung aus dem Paradies plus Sterblichkeit erfolgt. Von Adam und Eva haben die Nachkommen nichts anderes geerbt als eben die Tatsache, dass sie hinfort ihren Lebensunterhalt"im Schweiße ihres Angesichts" nunmehr selbst bestreiten müssen. Eine Sünde kann niemals vererbt werden, weil sie personengebunden ist. Was vererbt werden kann, ist nur ein Zustand, der sich aus der Bestrafung von Individuen einer vorangegangenen Generation ergeben hat. So wie alle Deutschen nach WKI den Zustand geerbt hatten, dass sie die Kolonien bzw. die staatlichen Hoheitsrechte darüber verloren haben.
Man sollte einfache ökonomische Grundtatsachen nicht mit religiösem Quatsch befrachten.
Die Verwechslung von Zeugung und Geburt ist bereits dem kinderlosen Kant unterlaufen wie schon ein Mal dargestellt. Durch die Zeugung bzw. die nachfolgenden Schwangerschaft erhöht sich (personal) die URSCHULD der Eltern, wenn auch nur minimal (Schwangerschaftsprobleme oder -untersuchungen usw.), die in der Regel durch Versicherungen abgedeckt werden. Eine neue URSCHULD tritt erst mit der Geburt in Existenz. Ist es eine bedauerliche Totgeburt, entsteht sie nicht.
>Denn eine ethische Verhaltensweise im Kantschen Sinne zeigt derjenige, der aus eigenem Antrieb seine Pflicht erfüllt.
Ethik ist etwas ganz anderes als Ã-konomie. In der Ã-konomie existiert leider der Zwang, auch ohne"eigenen Antrieb" seine"Verpflichtungen" erfüllen zu müssen.
>Die protestantische Ethik in ihrer stärksten materiellen Ausprägung, der calvinistischen Ethik nämlich, ist auch ohne Kant ausgekommen. Die drei vorgenannten ethischen Haltungsweisen kommen alle nach meinem Dafürhalten ohne einen „Schuldendruck“ aus, ganz im Gegenteil, viele unserer Altvorderen fanden es sehr schwer, Geld auszugeben, das noch gar nicht verdient war.
Da wird auf KONTRAKTSCHULDEN abgehoben, die etwas ganz anderes sind. Typisch für sog."arbeitsteiliges Wirtschaften" sind sie noch und noch beschrieben. Dass wir uns weltweit in einen Schuldenrausch (mit möglicherweise höchst unerfreulichem Ausgang) hineingesteigert haben, ist in diesem Board nach allen Regeln der Kunst berichtet und analysiert worden.
>So wirtschaften denn die meisten Erfolgreichen um die Macht.
Die Erfolgreichen um die Macht? Warum nicht? Aber die anderen sind wohl eher froh, einfach nur so über die Runden zu kommen.
Eine Erklärung des Phänomens WIRTSCHAFTEN ist der Hinweis auf Macht allein in keiner Weise. Macht und Machstreben gab es - wie die Geschichte lehrt - auch in Feudalsystemen, die bekanntlich einen Abgaben- aber keinen Kontraktschuldendruck kannten. (Die Abgaben waren Teil der URSCHULD, was denn sonst?). Die Perser, schreibt Herodot"machen keine Schulden. Denn sie sagen: Wer Schulden macht, der lügt."
>Meine ich jedenfalls.
Es ist eine Ausschnittsbetrachtung, die nicht die ökonomische Wirklichkeit in toto umfasst. Aber um die geht es schließlich. Die sollten wir versuchen zu enträtseln. Und ich hatte mich bemüht, dazu einen Beitrag zu leisten.
Gruß
d.
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