- @dottore: Bardi & Peruzzi - El Sheik, 19.05.2001, 21:35
- Re: Bardi & Peruzzi - die Konkursquoten hier: - dottore, 19.05.2001, 22:33
- Herzlichen Dank und Frage zu Ivar Kreuger - El Sheik, 19.05.2001, 23:30
- Re: Herzlichen Dank und Frage zu Ivar Kreuger - dottore, 19.05.2001, 23:38
- Grazie! (owT) - El Sheik, 19.05.2001, 23:47
- Re: Herzlichen Dank und Frage zu Ivar Kreuger - dottore, 19.05.2001, 23:38
- Herzlichen Dank und Frage zu Ivar Kreuger - El Sheik, 19.05.2001, 23:30
- Re: Bardi & Peruzzi - die Konkursquoten hier: - dottore, 19.05.2001, 22:33
Re: Bardi & Peruzzi - die Konkursquoten hier:
>Lieber Dottore,
>das interessiert mich jetzt aber brennend, das mit der Pleite von Bardi & Peruzzi.
Dazu zunächst als grundlegende Literatur:
1. R. Davidsohn: Geschichte von Florenz, I: Ältere Geschichte, Berlin 1896.
2. Otto Meltzing: Das Bankhaus der Medici und seine Vorläufer, Jena 1906, 55 ff.
3. Raymond de Roover: The Rise and Decline of the Medici Bank 1397-1494, Cambridge 1963, u.a. 77 ff. (Extrem gut, de R. hat alle Akten eingesehen, großartiger Wirtschaftshistoriker!)
(Späteres bezieht sich kaum auf zusätzliche Quellen).
Die Geschäftsakten der Peruzzi hatte übrigens der Antiquar Chiesa, Milano, vor Jahrzehnten mal in Händen, sie gingen vermutlich an seinen Hauptkunden, einen Rasierwasserfabrikanten, und sind seither verschollen. (Neuere Forschungen habe ich nicht einsehen bzw. überprüfen können).
Die Bardi, Peruzzi (und ähnlich Acciajuoli) mit diversen Vorgängern (Scali, Cerchi, Macci usw.) waren die führenden Handelsgesellschaften des späten Hoch-MA. Ihr Geschäftsprinzip war simpel: In allen wichtigen Handelsplätzen Niederlassungen ("Faktoreien") zu unterhalten, so dass man nicht nur Handel"in house" betreiben konnte, sondern jeweils die auswärtigen Plätze benutzen konnte, um Kreditgeschäfte (Wechsel) abwickeln zu können.
Die Bardi & Peruzzi: Erste Kreditaufnahme der englischen Krone (Edward I.) ab 1280. Im 14. Jh. dann Blütezeit unter Edward III., zumal als die anderen italienischen Gesellschaften per Festnahme ihrer Faktoren und Freilassung gg. Lösegeld vom Kredit mit der Krone abgeschreckt wurden. Edward III. zögerte die Rückzahlungen immer weiter hinaus, die Refinanzierung der Häuser wurde in den allgemeinen Wirren in der Heimat (Kampf um Lucca usw.) immer schwieriger.
Konkursquote der Bardi nach 1339 ca. 46 %, da die Aussenstände gegenüber Edward und dem König von Neapel uneinbringlich geworden waren.
Konkursquote der Peruzzi: 20 %, nachdem sie bei einem Kapital von ca. 150k bei Edward 600k und dem König von Neapel 100k verloren hatten.
Andere Quoten: Scali: 44,5 %, Macci: 50 %, Mozzi: 71 %.
Danach verschwand Florenz (da andere Häuser mit fallierten) für lange Zeit von der Finanzbühne, abgelöst von Venedig und Genua. Die Mitglieder der Familien, die als"Sozietäten" (vergleichbar den heutigen OHGs) konstruiert waren, arbeiteten entweder auf eigene Rechnung in kleinerem Stil weiter oder gingen zu aufsteigenden Häusern wie den Medici.
>Der Niedergang der toskanischen Textilindustrie war durch neue Schutzzölle der Engländer ausgelöst worden.
Die Zölle bzw. deren Erträge waren selbstverständlich an die Sozietäten verpachtet, wie später die Verpachtung der spanischen Belegungen an die Fugger. So blöd waren die damals also nicht (letztes Beispiel: Ivar Kreuger Anfang der 1930er Jahre, der gegen einen Staatskredit das Zündholzmonopol z.B. von Deutschland erhalten hatte).
>Die damalige Lage ist vielleicht vergleichbar mit der von heute bezogen auf Südostasien und die USA oder mit der nach dem ersten Krieg, als Deutschland nicht mehr nach USA exportieren konnte.
Protektionismus war im MA nicht"Schutz der heimischen Produktion", sondern nur eine stink normale Einnahmequelle. Der US-Protektionismus wurde mit dem Smoot-Harley-Tarif virulent. Dreißiger Jahre.
Aber D. durfte in den 20er Jahren durchaus in die USA zollmilde exportieren, bloß der WK stimmte nicht, weil die USA sich nicht an die Regeln des Goldstandards gehalten hatten, also keine Inflationierung betrieben (schon 1920). Daher konnte D. auch keine aktive HaBi erzielen, die es aber hätte haben müssen, um die Reparationen"bezahlen" zu können (hatte Keynes schon klar erkannt:"How to Pay for the War").
>Hielten B&P damals englische Bonds, so wie heute die Japaner US-Treasuries??
Ja, so war es! Siehe oben. Die Bardi hatten zum Schluss 900k Gold-Fl. in England stehen, die Peruzzi 600k. 1 Gold-Fl. (Goldgulden) = ca. 10 alte kaiserliche Mark in Gold.
>Das genauere Procedere dieses Bankenbankrotts von Bardi & Peruzzi würde mich stark interessieren. Hätten Sie einen Link für mich, einen Literaturlink?
Im Web habe ich jetzt nicht geschaut. Schlimm? Sonst hole ich es nach.
>Es grüßt nach herrlichem Spargelessen (Celerius quam asparagi cocuntur)
Carpe diem!
>El Sheik
Gruß
d.
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