- Brasilien mit Kerzenlichtromantik... - Tofir, 20.05.2001, 00:16
- Re: beispielgebender Artikel - DANKE und mfg oT vom - Baldur der Ketzer, 20.05.2001, 00:26
Brasilien mit Kerzenlichtromantik...
Ohne Strom erstrahlt Brasilien im Kerzenschein
Sao Paulo, 18. Mai (Bloomberg) - In Brasilien wird der Strom knapp und könnte ab Juni sogar zeitweise abgeschaltet werden. Daher kaufen die Brasilianer Kerzen was das Zeug hält, sehr zur Freude der Kerzenhersteller. Die Stromrationierung werde das Wirtschaftswachstum reduzieren, das Handelsdefizit erhöhen und zwinge zahlreiche Unternehmen, ihre Produktion zu drosseln, warnen Volkswirte."Wir raten unseren Kunden, sich ordentlich einzudecken", erklärt Charles de Moura Bueno, Verkaufsleiter von Paloma Industria e Comercio de Velas Ltda., einem der größten Kerzenhersteller des Landes. Für Mai erwartet Buena einen Umsatzanstieg von 25 Prozent auf 1,25 Millionen Kerzen. Damit ist Paloma eines der wenigen Unternehmen, die von den Stromsperren profitieren dürften. Das Unternehmen hat sich bereits im letzten Jahr auf die steigende Nachfrage vorbereitet. Prognosen eines drohenden Strommangels bewogen das Unternehmen damals, 10 Tonnen Paraffin, den Hauptbestandteil der Kerzen, in Argentinien einzukaufen.
Schuld an der Misere sind zum einen eine lang anhaltende Trockenheit, die die Stromproduktion aus Wasserkraft reduziert hat, und zum anderen die bereits seit Jahren zu geringen Investitionen in die Stromwirtschaft. Brasilien, das 85 Prozent seines Stroms aus Wasserkraftwerken bezieht, muss laut Ankündigung der Regierung ab dem 1. Juni bis zu 20 Prozent Strom sparen. Die Stromsperren dürften das Land teuer zu stehen kommen. Sie könnten bis zu einem Drittel des von der Regierung erwarteten Wirtschaftswachstums in Höhe von 4,5 Prozent auffressen, warnt die Expertenkommission des Getulio Vargas Institute.
Die Rationierungen böten aber bestimmten Unternehmen Vorteile, sieht Horacio Lafer Piva die positive Seite.,Die Stromgeneratoren- und Kerzenbranche werden kräftig wachsen", prognostiziert der Präsident des Industrieverbandes Sao Paulo (Fiesp). Roberto Bauer, Direktor der Generatorentochter der brasilianischen Weg SA, erwartet, dass sich der Absatz von Komponenten für schwere Generatoren von 3000 Teilen im letzten Jahr verdoppelt. Die Generatorenteile tragen zwar nur 10 Prozent zum Umsatz von Weg bei, aber das Unternehmen rechne auch bei seinen energiesparenden Elektromotoren mit einer Umsatzsteigerung, erklärt Alidor Lueders, Direktor Verwaltung und Investor Relations bei Weg. Die Vorzugsaktien des Unternehmens haben in diesem Monat 15 Prozent zugelegt, während der brasilianische Benchmark-Index Bovespa um 1,4 Prozent nachgegeben hat.
Abel Martins, Geschäftsführer des Camping- und Sportgeschäfts Mabel Artigos de Caca e Pesca Ltda in Sao Paulo, berichtet, dass die Jagd auf Lichtquellen bereits in vollem Gange sei. Die 2000 gas- und batteriebetriebenen Campinglampen, die er noch auf Lager hat, werde er sicher am Wochenende verkaufen. Ohne die drohenden Stromsperren verkauft er etwa ein halbes Dutzend pro Tag.,In ein paar Tagen wird es in Sao Paulo schwierig sein, eine Campinglampe zu bekommen", schätzt Martins.,Ich könnte noch eine Menge mehr verkaufen, aber es ist schwer, einen Lieferanten zu finden."
Verkaufsleiter Bueno erhofft sich durch den Strommangel ein Comeback für die gemeine Haushaltskerze. Paloma hat seine Produktpalette in den letzten Jahren erweitert, nachdem es seltener zu Stromausfällen kam und die Brasilianer weniger weiße Kerzen für den Hausgebrauch kauften. Das Unternehmen stellt jetzt unter anderem Kerzen für die Aromatherapie, für Fondue-Sets und zur Moskitoabwehr her.
Zu den besten Kunden der Kerzenfabrik gehören die Anhänger afro-brasilianischer Kulte wie Candomble und Umbanda. Die mit den Sklaven aus Westafrika gekommenen religiösen Kulte benötigen jedes Jahr Millionen von Kerzen für ihre Zeremonien. Besonders bei der Anrufung von Ahnengottheiten, sogenannten,Orixas", würden viele Kerzen verbraucht, berichtet Bueno. Die siebenfarbigen Candomble- Kerzen sind einer der Verkaufsschlager von Paloma. Sie tragen bis zu 20 Prozent zum Umsatz bei und verkaufen sich weit besser als Kerzen mit den Porträts katholischer Heiliger. Die sieben Farben stellten die sieben mächtigsten Gottheiten bei Candomble und Umbanda, den zwei wichtigsten aus Afrika kommenden Religionen Brasiliens, dar, erläutert das Umbanda-Medium Fernando Hettenhausen.,Die Kerzen stellen Energie dar und weisen den Gläubigen den Weg", führt Hettenhausen aus. Er verbraucht oft ein ganzes Dutzend der Kerzen in einer einzigen Zeremonie.
In diesem Jahr dürften die Brasilianer mehr Kerzen kaufen, um ihre Häuser während der Stromausfälle zu beleuchten, sagt Bueno. Er rechnet damit, dass der Anteil weißer Kerzen am Gesamtumsatz von 40 Prozent im letzten Jahr auf 65 Prozent in diesem Jahr stiegt. Das Unternehmen ist bei seiner Produktion auch nicht auf elektrischen Strom angewiesen. Der Prozess der Kerzenherstellung erfolge zu 80 Prozent mit Erdgas, sagt Bueno. Bei Stromausfällen ist also zumindest die Versorgung mit Kerzen gesichert.
Schöne Aussichten - und soweit weg sind die USA ja nicht!
meint
tofir
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