- Schuldenmachen in Euro lohnt sich....aus FAZ - McMike, 25.05.2001, 09:06
Schuldenmachen in Euro lohnt sich....aus FAZ
Schuldenmachen in Euro lohnt sich
ZÜRICH, 24. Mai. Die Spekulation internationaler Konzerne, die in Dollar bilanzieren, ist aufgegangen. Sie haben sich in den ersten Monaten dieses Jahres massiv am europäischen Kapitalmarkt, vorwiegend über Frankfurt, Zürich und London, mit mittel- und langfristigen Anleihen verschuldet. Der Hintergedanke: Wenn sich der Euro abschwäche, profitierten Schuldner, die in Dollar denken. Von der Europäischen Zentralbank hat der Markt auch den Eindruck, sie verleihe gegenwärtig ihr Geld zu"Sonderkonditionen". Der Geldversorgungssatz der EZB liegt jetzt nur noch wenig über der Inflationsrate der meisten Mitgliedsländer der Eurozone. Geld und Kapital wandern aus dem Euroraum in lukrativere Anlagen in Amerika oder in internationale Anleihen auf Dollarbasis. Zur Wochenmitte rentierten zehnjährige amerikanische Staatspapiere mit 5,4 Prozent, das sind 0,3 Prozentpunkte höher als zu Jahresbeginn. Vergleichbare deutsche Staatsanleihen in Euro brachten diese Woche eine Rendite von"nur" 4,8 Prozent. Am Jahresanfang waren es noch gut 4,9 Prozent gewesen.
Die Europäische Zentralbank wird am Markt beinahe bedauert. Senke sie ihre Zinsen, fördere sie noch die bedrohlich anwachsende Inflation. Würde sie aber die Zinsen zum Stützen des Eurokurses jetzt erhöhen, wäre das ein"Tiefschlag" für die lahmende europäische Konjunktur. Die Schweizer sind da etwas besser dran. Der schwache Euro hat zwar auch den Franken gegen Dollar mit nach unten gezogen, aber in dieser Woche gab es am Platz Zürich Gerüchte, die Schweizerische Nationalbank werde die Franken-Zinsen bald verbilligen, um die Attraktivität des Franken gegenüber"Euro-Flüchtlingen" eher zu bremsen.
Die Schweizer Banken betreuen den größten Sortenmarkt der Welt, haben also einen sehr guten Überblick über internationale Bargeldströme. Sie beobachten jetzt zunehmend Angebote von großen Posten DM-Noten, die in Dollar oder in Schweizer Franken getauscht werden. Das Geld stammt hauptsächlich aus dem Balkan. Diese Bargeld-Verkäufe drücken wohl noch zusätzlich auf den Euro-Wechselkurs. In Zürich glaubt man, daß der gegenwärtig feste Goldpreis auch etwas mit den"Absetzbewegungen aus der DM" zu tun haben könnte. Fonds und internationale Finanzhäuser würden jetzt DM-Banknoten auch in Goldbarren zu tauschen beginnen und zum Beispiel in Schweizer Depots legen, vorläufig bis nach dem DM-Umtausch im nächsten Jahr.
Trotz der Abwanderungstendenzen von Kapital aus dem Euroraum sind die Emissionsmärkte in Euro immer noch sehr flüssig. Die Liquidität stammt hauptsächlich aus Zuflüssen aus Investmentfonds auf Rentenbasis. Die Skandinavier haben sich freilich versagt, die jetzige Mode, ihre Neuemissionen aufzustocken, mitzumachen. Die Anleihe des finnisch-schwedischen Papierproduzenten Stora Enso über 750 Millionen Euro mit einem attraktiven Kupon von 7 1/8 Prozent wurde zwölffach überzeichnet, aber nicht aufgestockt. Gut verkauft wurde in Deutschland die fünfjährige Rheinmetall-Anleihe in Euro über 350 Millionen, mit einem Kupon von 6 1/8 Prozent. Ford Motor Credit konnte eine 1,5-Milliarden-Euro-Anleihe mit einem mäßigen Kupon von 5 5/8 Prozent leicht unterbringen. Ursprünglich wollten die Amerikaner sich nur 1 Milliarde in Euro leihen.
Mit Spannung war die Auflage von zwei Anleihen des kommunistischen China am internationalen Kapitalmarkt beobachtet worden. Zum ersten Mal seit 1998 wagten sich die Chinesen wieder an den Markt. Ihr zehnjähriger Euro-Bond über 1 Milliarde Dollar mit einem Kupon von 6,8 Prozent wurde dem Vernehmen nach mehrfach überzeichnet. Käufer waren offensichtlich auch wieder vorrangig europäische Renten-Investmentfonds, die im harten Wettbewerb untereinander jeder Gelegenheit nützen, ihre Performance mit kuponstarken Titeln"zu schönen". Dabei werden offensichtlich bewußt Bonitätsrisiken hingenommen.
HEINZ BRESTEL
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.05.2001, Nr. 120 / Seite 23
gruss mcmike
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