- Versöhnliche Worte einer harmoniesuchenden Seele zum Wochenende... - Talleyrand, 26.05.2001, 23:03
- ein Hochgenuß Meister der Worte (owT) - Aldibroker, 26.05.2001, 23:19
- Re: Du hast wirklich ein Talent! (owT) - JüKü, 27.05.2001, 01:19
- Re: Versöhnliche Worte einer harmoniesuchenden Seele zum Wochenende... - Rosi, 27.05.2001, 02:02
- Vom Ethik-Oberlehrer: An den Streiter wider die Fronknechte des Zeitgeistes - Harald, 27.05.2001, 18:58
- Ethik finden Sie da drüben in der Ausverkaufskiste! - Talleyrand, 27.05.2001, 21:02
Versöhnliche Worte einer harmoniesuchenden Seele zum Wochenende...
Getreue Mitstreiter im Dienste der guten Sache,
Brüder im Geiste der Lebens- und Investmentphilosophie,
Freunde des guten Geschmacks,
aber auch Ihr wenigen Wortverdreher und schamlosen Provokateure in dieser virtuellen Runde! ;-)
Eine der ruchlosesten Gestalten hat sich wieder camoufliert und betreibt sein verwerfliches Spiel der gezielten Verunsicherung ebenso harm- wie argloser Anleger. Es ist jener schändliche Geist, der nicht mehr stets verneint, sondern nunmehr stetig bejaht!
Früher, als die Fronten noch klar waren, da konnte man den Arglistigen erkennen und sich frei entscheiden, dem Gesang der Sirenen zu entsagen oder dem sündhaft betörenden Werben mit Haut und Haar zu verfallen. Heute kann man sich für Head & Shoulders, diese teuflisch inszenierte Illusion ewig fettfreier und dennoch glänzender Haarpracht entscheiden u n d dabei in den Augen der Zeitgenossen ein selbstbestimmter Mensch bleiben. Dies Gleichnis nur für die Sehenden. (Harald zum Beispiel) Aber: und WEH! Ein Jeder erkennt das Bild und fühlt sich dennoch nicht ertappt. Viele mögen sogar ausrufen: aber ja, es geht doch beides wunderbar zusammen und widerspricht sich nicht! Man kann doch alles haben, niemand muss verzichten!
Ich kann nur zornig warnen vor solchen Irrwegen!
Denn was hier bejaht wird ist die GRUND-Irrlehre unserer Tage! Und wenn es nicht die letzten Tage sind, dann nur deshalb, damit wir die Folgen unserer Blindheit noch voll auskosten können. Und der Irrtum ist fundamental.
Was bejahen wir, wenn wir schwach sind?
Wir bejahen, daß es völlig in Ordnung ist, daß der unseren Staatslenkern übertragene Acker zugrunde gewirtschaft wurde und nunmehr die letzten Krumen fruchtbarer Erde ausgequetscht werden.
Wir bejahen, daß es ohne Folgen bleiben kann, daß ein riesiger Betrug an wogenden Massen intellektuell nur unwesentlich tangierter Mitbürger vollzogen wurde.
Wir bejahen, daß die Gesetze des kleinen 1 x 1 nicht mehr gelten sollen, weil wir irgendwie besser informiert sind.
Wir bejahen, daß es per se besser ist, ein Optimist zu sein, denn zwischen diesem und dem Pessimisten darf es kein Zwischenwesen geben, weil sonst die Fronten zu sehr verschwimmen.
Wir bejahen, daß WiWo, dieses lächerlich bunte Opportunisten - Blättchen, das in der Hochphase des Schwachsinns wie kein Anderes nicht müde wurde, uns das Märchen von der immerwährenden positiven Produktivitätsspirale zu erzählen und nachher als erster Postillion den Anspruch erhob, stets der Mahner gewesen zu sein, uns gut informiert.
Wir bejahen auch das aalver- und sprachgewandte Spieglein an der Wand. Es erzählte uns jede Woche schöne Geschichten von den Söhnen und Töchtern der grossen bzw. nur höher sitzenden Leute unserer Republik, die es"aus dem Stand" (wie wahr, wie wahr!) geschafft haben, schöne Summen unter Absingen arrogantester Lieder zu verbrennen. Oder waren die Namensgleichheiten mit etabliertesten Wirtschaftsfürsten Zufall? Ach was! Die Abkömmlinge sind halt genetisch, nicht pekuniär oder politisch prädestiniert. Wir bejahen also auch, daß es gut ist, wenn unten auch unten bleibt. Wir bejahen aber auch, daß der Spiegel ab und zu mal durchblicken lässt, was er wirklich sieht.
Wir bejahen auch Frankfurt und seine Zeitung als ein Organ, das immer kneift, wenns interessant wird und schauen auf die Zeit, wenn wir wissen wollen, wohin wir dieses Jahr gesteuert werden sollen.
Eigentlich bejahen wir alles. Und damit bejahen wir auch unser Ende.
Heute habe ich beim Spazieren die fünfte Welle gesehen. Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren hatten sich versammelt, um sich, begleitet von Schitt-Metal-Songs, mit Schwertern und Schildern tüchtig eins über die Rübe zu geben. Ich das sofort bejaht. Auch, daß der ebenfalls angewendete Morgenstern angebracht war. Die Schwerter waren Nachbildungen von Langschwertern im Conan-der-Barbar-Stil. Ich fürchte, der wäre heute nicht mehr Barbar, sondern Bürgermeister.
Auf dem Rückweg sah ich dann 8-Jährige Rotznasen, die sich mit grösstkalibrigen Spritzwasser-Laserkanonen beschossen. Gut zu wissen, daß unsere Kleinsten sich wenigstens den technologischen Herausforderungen unserer Zeit stellen.
Wir bejahen das Alles, weil wir nicht mehr wissen, was richtig und was falsch ist. Der erste Schritt aus dieser Falle ist aber ganz einfach:
Erst mal nicht alles aus Reflex bejahen. Und auch nicht verneinen.
Um uns eine Ausgangsposition zu verschaffen, von der aus wir den Schwachsinn, der uns erzählt wird, überschauen, einordnen, bewerten können.
Mein versöhnliches Wort: nicht sofort bejahen, denn verneinen können wir immer noch. Wer dies törichte Wort fassen will, der fasse es.
Gruss, T.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: