- Eine Frage eines Unwissenden. Was ist Vola? Danke (owT) - Odin, 28.05.2001, 22:30
- Vola ist die AbkĂŒrzung fĂŒr VolatilitĂ€t -owT-, GruĂ - Sascha, 28.05.2001, 22:34
- GruĂ mkT - Pastre, 28.05.2001, 22:38
- Danke fĂŒr den Kurs und den Link dazu. Mit sehr herzlichem Dankeschön. (owT) - Odin, 28.05.2001, 23:44
- gern geschehen, hab auch so angefanden die Serie ist spitze, GUT durcharbeiten. (owT) - Pastre, 29.05.2001, 09:16
- Danke fĂŒr den Kurs und den Link dazu. Mit sehr herzlichem Dankeschön. (owT) - Odin, 28.05.2001, 23:44
- Re: Eine Frage eines Unwissenden. Was ist Vola? Danke - JĂŒKĂŒ, 28.05.2001, 22:39
- Danke, jetzt verstehe ich teldaman!!! (owT) - Odin, 28.05.2001, 23:24
GruĂ mkT
Wohl kaum ein Parameter sorgt beim Thema Optionsscheine fĂŒr so viel Verwirrung und böse Ăberraschungen wie die VolatilitĂ€t. Wir wollen in diesem und im nĂ€chsten Teil unserer Einsteigerserie klĂ€ren, was VolatilitĂ€t bedeutet, was der Unterschied zwischen historischer und impliziter VolatilitĂ€t ist, wie man historische und implizite VolatilitĂ€t berechnen kann und welchen EinfluĂ die implizite VolatilitĂ€t auf den Kurs eines Optionsscheins hat.
VolatilitĂ€t - was ist das ĂŒberhaupt?
Historische VolatilitÀt
Allgemein ist VolatilitĂ€t ein MaĂ fĂŒr die Schwankungsfreudigkeit eines Wertpapiers. Je höher die Schwankungen sind, desto höher ist die VolatilitĂ€t. Wenn man die Kurse eines Wertpapiers ĂŒber einen bestimmten Zeitraum der Vergangenheit besitzt, so lĂ€Ăt sich mit der historischen VolatilitĂ€t berechnen und angeben, wie stark der Kurs des Wertpapiers in der Vergangenheit schwankte. Der Zeitraum lĂ€Ăt sich nach Belieben festlegen: Interessiert man sich fĂŒr die Schwankungen innerhalb des letzten Jahres, so berechnet man eine historische JahresvolatilitĂ€t. Da man bei einem Jahr von 256 Handelstagen ausgeht, benötigt man zu einer Berechnung auf der Basis tĂ€glicher Kurse entsprechend die Kurse der letzten 256 Handelstage. Ebenso lassen sich aber auch Monats- oder WochenvolatilitĂ€ten berechnen. Man benötigt dann jeweils die historischen Kurse (in der Regel werden die SchluĂkurse verwendet) des jeweiligen Zeitraums. Sofern nichts anderes angegeben ist, wird jedoch in der Regel eine jĂ€hrliche VolatilitĂ€t angegeben. Das recht aufwendige Verfahren zur Berechnung einer historischen VolatilitĂ€t haben wir gesondert in den Teil 11 der Einsteigerserie gesetzt, um weniger Interessierte an dieser Stelle nicht zu ermĂŒden.
Implizite VolatilitÀt und ihre Bedeutung
Man könnte nun einfach die historische VolatilitĂ€t als SchĂ€tzung fĂŒr die zukĂŒnftige Schwankungsfreudigkeit des Wertpapiers heranziehen. Dies ist jedoch nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel könnte die Bekanntgabe von Quartalszahlen des Unternehmens zu einem Kurssprung fĂŒhren, weshalb man bereits im Vorfeld mit einer höheren VolatilitĂ€t rechnen muĂ. Die implizite VolatilitĂ€t ist die fĂŒr die Zukunft erwartete VolatilitĂ€t. Sie ist lediglich eine geschĂ€tzte GröĂe und kann bisweilen stark von der historischen VolatilitĂ€t abweichen. Bei einem Optionsschein wird die zukĂŒnftige VolatilitĂ€t auf der Basis begrĂŒndeter Annahmen vom Emittenten geschĂ€tzt und der geschĂ€tzte Wert dann nach dem verwendeten Optionspreismodell als implizite VolatilitĂ€t in den Optionspreis eingerechnet. Sie ist damit neben der Differenz Geld-/Briefkurs (Spread) die einzige durch den Emittenten steuerbare EinfluĂgröĂe auf den Kurs eines Optionsscheins. Wenn man den Preis eines Optionsscheins und alle anderen EinfluĂfaktoren (Basispreis des Underlyings, Zins, usw.) kennt, kann man die Formel des Optionspreismodells umformen und daraus die implizite VolatilitĂ€t errechnen, die der Emittent bei der Berechnung zugrundegelegt hat.
Eine höhere implizite VolatilitĂ€t verteuert Optionsscheine, Calls wie Puts gleichermaĂen, da mit einer gröĂeren Schwankungsfreudigkeit die Chancen auf eine Bewegung des Basiswerts in die gewĂŒnschte Richtung zunehmen. In den Optionspreismodellen wie Black/Scholes und deren Weiterentwicklungen hat die implizite VolatilitĂ€t daher einen enorm wichtigen und oft unterschĂ€tzten Stellenwert.
Auswirkung von Ănderungen der VolatilitĂ€t
Ein Beispiel:
Wir haben einen DAX-Call (838843) mit Laufzeit bis Juni 2001 gewĂ€hlt. Die aktuelle implizite VolatilitĂ€t betrug am 9. August 2000 etwa gegen 14:00 Uhr, bezogen auf den Briefkurs von EUR 6.22, 23.40%. Wir wollen nun ermitteln, was mit dem Optionsscheinkurs passieren wĂŒrde, wenn bei unverĂ€nderten sonstigen EinfluĂfaktoren die VolatilitĂ€t auf 20.00% zurĂŒckgehen wĂŒrde. Hier hilft uns die bereits in Teil 9 erwĂ€hnte Kennzahl Vega. Das Vega des Optionsscheins betrug zum betreffenden Zeitpunkt 0.27, das heiĂt, der Kurs des Optionsscheins wĂŒrde sich bei einer Ănderung der impliziten VolatilitĂ€t um einen Prozentpunkt um EUR 0.27 verĂ€ndern. Zur groben Simulation unseres VolatilitĂ€tsrĂŒckgangs mĂŒssen wir also die VerĂ€nderung der VolatilitĂ€t in Prozentpunkten mit dem Vega multiplizieren. Wir erhalten den KursrĂŒckgang bei unserem Optionsschein:
KursverĂ€nderung = Ănderung der VolatilitĂ€t in Prozentpunkten x Vega =
= -3.40 x 0.27 = - EUR 0.92
Der neue Optionsscheinkurs wĂ€re damit EUR 6.22 - EUR 0.92 = EUR 5,30, knapp 15% tiefer, obwohl sich der Basiswert DAX nicht verĂ€ndert hat. Wir haben nun mit einem Optionsscheinrechner den theoretischen OS-Kurs bei Ănderung der impliziten VolatilitĂ€t berechnet - ceteris paribus, es wurde also erneut angenommen, daĂ alle anderen EinfluĂfaktoren wie aktueller Stand des DAX, Zins usw. unverĂ€ndert bleiben:
fallende VolatilitÀt
aktuell (9.8.)
steigende VolatilitÀt
implizite VolatilitÀt
15.00%
20.00%
23.40%
25.00%
30.00%
neuer OS-Kurs
EUR 3.91
EUR 5.27
EUR 6.22
EUR 6.62
EUR 7.97
Wir sehen, daĂ der vom OS-Rechner ermittelte Kurs fĂŒr eine VolatilitĂ€t von 20.00% mit EUR 5,27 leicht von unserer Berechnung von EUR 5,30 abweicht. Das liegt daran, daĂ sich natĂŒrlich sofort bei Beginn des VolatilitĂ€tsrĂŒckgangs das Vega verĂ€ndert, in unserem Fall wird es allmĂ€hlich gröĂer. Dennoch liefert das Vega dem Anleger ein recht gutes Bild, welches VolatilitĂ€tsrisiko er mit dem jeweiligen Schein eingeht.
Es wird insgesamt deutlich, daĂ eine VerĂ€nderung der impliziten VolatilitĂ€t fĂŒr den Optionsscheininhaber einen positiven, aber eben auch einen sehr starken negativen EinfluĂ haben kann. In Zeiten hoher VolatilitĂ€ten ist gröĂte Vorsicht geboten, da ein RĂŒckgang der VolatilitĂ€t verheerende Folgen haben kann, selbst dann, wenn man den Basiswert richtig eingeschĂ€tzt hat.
Oft versuchen Anleger beispielsweise, nach einem Kurssturz mit einem Call auf eine technische Gegenreaktion zu setzen. Ganz abgesehen davon, daĂ diese oftmals ausbleibt oder zu schwach ausfĂ€llt, werden diese Spekulanten immer wieder von der VolatilitĂ€tsseite her böse ĂŒberrascht: nach dem Kurssturz muĂ der Emittent die implizite VolatilitĂ€t massiv anheben, da er nicht selten selbst in groĂe Schwierigkeiten gerĂ€t, seine offenen Positionen abzusichern. Nun kauft der Anleger einen unverhĂ€ltnismĂ€Ăig teuren Schein. Beruhigt sich der Markt wieder, fĂ€hrt der Emittent die VolatilitĂ€t stufenweise wieder auf ein annĂ€hernd normales MaĂ zurĂŒck, in der Regel nach wenigen Stunden bis Tagen. Anleger, die jetzt kaufen, kaufen die Scheine wieder zum niedrigen Preis. Wer aber jetzt den unmittelbar nach dem Kursturz erworbenen Schein loswerden will, der steht dumm da. Allein durch den RĂŒckgang der VolatilitĂ€t hat der Schein oft 50% und mehr an Wert verloren, und der Anleger kann froh sein, wenn wenigstens die erwartete technische Reaktion eingetreten ist und die Verluste ganz oder teilweise auffĂ€ngt. Um keine MiĂverstĂ€ndnisse aufkommen zu lassen: Es ist sehr wohl möglich, auf derart riskante Art und Weise Kursgewinne zu erzielen, allerdings sollte der Schein dann vor einem Absinken der VolatilitĂ€t, also möglichst innerhalb weniger Stunden wieder verkauft werden. An solche Aktionen sollten sich nur sehr erfahrene Optionsscheinanleger heranwagen. Die Ăberraschungen durch ein"schleichendes" Absinken der Vola sind oft ohnehin auch bei lĂ€ngerfristigen Engagements groĂ genug...
Was tun bei hohen VolatilitÀten?
Was ist also bei hohen VolatilitÀten zu tun? Eine Möglichkeit ist, die Finger ganz von Optionsscheinen zu lassen und stattdessen die Aktie bzw. das entsprechende Underlying zu kaufen. Das muà aber nicht unbedingt immer sein.
Wir erinnern uns, daĂ der Wert eines Optionsscheins aus zwei Komponenten besteht: Dem Zeitwert und dem inneren Wert. Der innere Wert kommt ausschlieĂlich durch die Differenz zwischen Basispreis und aktuellem Kurs des Basiswerts zustande. Er wird durch die VolatilitĂ€t nicht beeinflusst. Bei einer VerĂ€nderung der VolatilitĂ€t Ă€ndert sich lediglich der Zeitwertanteil. Je geringer dieser Zeitwertanteil ist, umso weniger kann ein RĂŒckgang der VolatilitĂ€t dem Optionsscheinkurs schaden. Zudem ist natĂŒrlich auch noch der Zeitwertverlust geringer. Es empfiehlt sich also bei hohen VolatilitĂ€ten, Scheine tief im Geld zu kaufen. Je tiefer ein Schein im Geld steht, desto höher ist der innere Wert, der Zeitwertanteil wird immer geringer. Allerdings nimmt auch die effektive Hebelwirkung (Omega) immer mehr ab, so daĂ der Anleger abschĂ€tzen sollte, ob es nicht vielleicht wirklich klĂŒger ist, den Basiswert selbst zu kaufen (oftmals bei volatilen HighTech-Werten der Fall).
Noch ein Wort zur historischen VolatilitĂ€t: FĂŒr Optionsscheinanleger ist die Kenntnis der historischen VolatilitĂ€t nutzlos. Der Optionsschein-Emittent orientiert sich zwar bei der SchĂ€tzung der impliziten VolatilitĂ€t oft an der historischen, aber fĂŒr den Kurs des Optionsscheins ist ausschlieĂlich die Meinung des Emittenten ĂŒber die zukĂŒnftige Schwankungsbreite, also die implizite VolatilitĂ€t, entscheidend.
Die implizite VolatilitÀt ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Optionsscheins. Hier lÀsst sich ablesen, ob der Emittent seinen Schein"teuer" oder"preiswert" verkauft. Eine Erhöhung der impliziten VolatilitÀt bedeutet gleichzeitig einen Anstieg des Aufgelds und eine Verringerung der Hebelwirkung. Allerdings sollte die implizite VolatilitÀt keinesfalls das einzige Auswahlkriterium sein.
http://www.topwarrants.de/serie/serie.html
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