- Die NZZ zum wealth-effect - Maximilian, 29.05.2001, 17:16
- Danke super Service - Aldibroker, 29.05.2001, 20:14
Danke super Service
>JFO hat auf dem frama-board auf folgenden Artikel in der letzten Samstags-Ausgabe der NZZ verwiesen. Mal ein anderer Blick auf die"Taugenichtse" in den Staaten.
>Wer spart in Amerika und wer nicht?
>Erstaunliche Ergebnisse einer Notenbank-Studie
>Die Diskussion darüber, in welcher Weise der Börsenboom des vergangenen Jahrzehnts über den Vermögenseffekt den privaten Konsum beflügelt und die Sparneigung beeinträchtigt hat, ist in den USA noch längst nicht abgeschlossen. Eine Untersuchung des Fed hat neue Erkenntnisse gebracht. Danach hat die oberste Einkommensschicht den Konsum gesteigert, während die unterste die Ersparnisse kräftig erhöht hat.
>Cls. New York, 25. Mai
>Von 1992 bis 2000 sind in den USA die privaten Konsumausgaben weit stärker gestiegen als die Haushalteinkommen, nämlich um 61% gegenüber 47%. Als Folge davon ging die Sparquote der Haushalte von 8,7% auf null zurück; im ersten Quartal des laufenden Jahres fiel sie sogar auf -1,2%. Notenbankchef Greenspan und viele andere Ã-konomen haben diese Entwicklung stets mit dem Börsenboom begründet, der die privaten Vermögen enorm anschwellen liess. Skeptiker meinten aber zu dieser These, dass die Hälfte der amerikanischen Haushalte über gar keine und weitere 30% über so wenig Aktien verfügten, dass deren Wertsteigerung keinen Einfluss auf die Finanzlage haben konnte. Tatsächlich sind 96% aller Stammaktien bei dem Fünftel der Haushalte mit den höchsten Einkommen konzentriert; das einkommensstärkste Prozent besitzt fast die Hälfte aller Aktien.
>Unklare Verhaltensweisen
>Gemäss der Kapitalflussstatistik des Federal Reserve besassen private Haushalte und gemeinnützige Organisationen (getrennte Zahlen existieren nicht) Anfang 1992 Unternehmensaktien und Anlagezertifikate im Wert von 3,1 Bio. $; diese Vermögen vervierfachten sich bis Ende 1999 beinahe auf 11,9 Bio. $ und gingen im letzten Jahr im Zuge der Börsenkorrektur auf 9,6 Bio. $ zurück. Unter Ã-konomen besteht ein weitgehender Konsens über den statistischen Zusammenhang zwischen Konsum, Einkommen und Vermögen. Normalerweise geht man davon aus, dass auf nationaler Ebene ein Vermögenszuwachs von einem Dollar zu 3% bis 5% in den Konsum fliesst. Weniger Übereinstimmung herrscht darüber, welche Verhaltensweisen hinter den aggregierten Zahlen stecken. Ã-konomen des Federal Reserve haben dazu eine Untersuchung angestellt, die zu interessanten Schlüssen führte.* Der Vermögenseffekt steckte nach diesen Untersuchungen tatsächlich sowohl hinter dem rapiden Ansteigen des Konsums in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre als auch hinter der nachlassenden Spartätigkeit - aber verantwortlich waren allein die reichsten Amerikaner.
>Einkommensschwächere Haushalte sparen mehr
>Die Studie bezog sich auf die Ersparnisse, wie sie aus der Kapitalflussrechnung abzulesen sind (Nettoakquisitionen minus Verbindlichkeiten in Relation zu den verfügbaren Einkommen). Diese Grösse lässt wie die gängigere Sparquote des Department of Commerce (welche auf die Einkommen und den Konsum abstellt) Kapitalgewinne ausser acht. Sie ist aber ebenso gesunken, nämlich von 5,9% 1992 auf 1,3% im letzten Jahr. In der Studie wurden die gut 100 Mio. amerikanischen Haushalte nach Einkommen in fünf gleich grosse Gruppen unterteilt. Der oberste Fünftel mit den grössten Einkommen (Anteil am Gesamteinkommen 44%) verfügte letztes Jahr über 63% der Vermögen, und diese 20% der Haushalte tätigten 45,8% der privaten Konsumausgaben. Letzterer Anteil ist seit 1992 um 3,3 Prozentpunkte gestiegen, während er für die vier unteren Gruppen abgenommen hat; das heisst, die Reichen haben erheblich mehr konsumiert. Ihre Sparquote ist von 8,5% auf -2,1% gesunken, eine beachtliche Veränderung von 10,6 Prozentpunkten. Für die zweitgrösste Gruppe ist die Sparquote ebenfalls zurückgegangen, aber nur um 2,1 Punkte, von 4,7% auf 2,6%. Die drei unteren Gruppen, deren Einkommen ebenfalls gestiegen ist - allerdings weniger stark -, die aber vom Vermögenseffekt nicht profitieren konnten, weil sie keine Aktien besitzen, haben deutlich mehr gespart: Die Quote stieg für die unterste Klasse von 3,8% auf 7,1%, für die zweitunterste von 4,2% auf 7,4% und für die Mittelschicht von 2,7% auf 2,9%.
>«Shopping Spree» der Reichen
>Die reichsten Amerikaner haben somit ihr ganzes Einkommen und darüber hinaus einen Teil ihrer Aktien «verkonsumiert». Tatsächlich haben gemäss den nationalen Statistiken die Haushalte von 1992 bis 2000 per saldo Aktien im Wert von 2,1 Bio. $ veräussert. Die Fed-Ã-konomen konnten keinen Hinweis dafür finden, dass lediglich Portfolios umgeschichtet wurden. Das Konsumverhalten der Reichen, die enorm vom Börsenboom profitiert haben, hat dazu geführt, dass für ganz Amerika die private Sparquote unter null gesunken ist. Wie die Autoren betonen, gibt die Studie keinen Aufschluss darüber, wie die einkommensstarken Haushalte auf die Börsenkorrektur reagieren werden. Die jüngste Entwicklung der Konsumnachfrage lässt aber zumindest vermuten, dass sie ihre Ausgaben zurückgeschraubt haben.
>* Dean M. Maki und Michael G. Palumbo: Disentangling the Wealth Effect: A Cohort Analysis of Household Saving in the 1990s.
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>Neue Zürcher Zeitung, Ressort Wirtschaft, 26. Mai 2001, Nr.120, Seite 25
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