- Buch-Tipp:"Toward Rational (sic!) Exuberance", Teil I (was für EW-Freaks) - dottore, 01.06.2001, 21:22
Buch-Tipp:"Toward Rational (sic!) Exuberance", Teil I (was für EW-Freaks)
Hi Freaks,
das Problem mit der"Irrational Exuberance" (Shiller/Greenspan) ist hier oft genug besprochen worden.
Nun ist gerade das Buch erschienen:"Toward Rational Exuberance" (ISBN 0-374-28177-7). Der Autor ist B. Mark Smith, ein vice president von Goldman, Sachs & Co.
Deshalb muss das Buch noch nicht auf den Müll, obwohl der geneigte Leser sehr schnell merkt, dass Smith letztlich einer ist, welcher der üblichen Churning-Clique angehört und die Leute in Aktien, heute: Fonds, treiben will. Oft genug nennt er schließlich Abby Joseph Cohen.
Der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem "Toward", Klartext: Smith legt lang und breit dar, dass es"efficient market"-Leute gibt und"behavioralists" (Elliotter nennt er explizit nicht, weil dies seinen gesamten Krempel desavouieren würde, was Wunder!), und dass sich die Schlacht so langsam zugunsten der"efficienter" bewegt.
<font color="FF0000">Er will uns also weis machen, dass die großen Cracks die Sache - nach vielen Irrungen und Wirrungen (1987 und so) - doch langsam"in den Griff bekommen" und dass deshalb Aktien das Non-Plus-Ultra seien, weil der Risk-Reward-Koeffizient sich so langsam optimiert und daher durchsetzt, man ergo nichts Eiligeres zu tun haben sollte, als sein gesamtes Geld"professionellen" Vermögensverwaltern anzuvertrauen.</font>
Der dahinter steckende Denkfehler sei kurz angesprochen. Da nach den Markowitz-Miller-Scholes-usw.-usw.-Modellen gilt:
V = D / (R-G),
wobei V = theoretischer Wert einer Aktien. D = Laufende Dividende, R = Abzinsungsfaktor künftiger Dividenden und G = Dividenden-Wachstumsrate über die Zeit (was einen massiven Hebel via R und G dar stellt!!!)
und das Ganze, da unsicher, mit der"sicheren" Rendite der Benchmark US-Treasury-Bond (o.ä.) verglichen wird, muss sich über kurz oder lang ein"optimaler" Aktienwert ergeben, der der Verzinsung der"sicheren" Staatsanleihen entspricht, womit die Aktienkurs-Steigerungen und die Bond-Renditen einander ziemlich gleichen werden (zumal wenn man"breit fächert").
Womit wir dann bei einer Gleichung ankommen, die in etwa besagt: Renditen der Staatsanleihen = Zinssatz = Wachstumsrate des BSP (oder BIP, je nachdem wie weit man zusätzliche Staatsverschuldung - alias Ã-G (öffentliche"Güter") - bzw. Ex-Im einbeziehen will).
Was letztlich nur heißen kann, die Aktienkurse entwickeln sich entsprechend der Wachstumsrate der Wirtschaft, was aber eine Tautologie ist und niemandem weiter hilft. Abgesehen davon, dass zusätzliche Staatsausgaben via Kredit in das BIP eingehen und insofern die ganze Rechnung just das beweist, was sie voraus setzt: Entfaltet jemand zusätzliche Nachfrage via Kredit, steigert dies das BSP/BIP, jedenfalls in Periode t 1.
Aber ob in t 2 die Kredite ex t 1 bedient werden können, bleibt nach wie vor das Mysterium, da zumindest die Zinsen auf die t-1-Kredite in t 2 noch nicht erschienen sind, und nur erscheinen können, wenn der Prozess der zusätzlichen Kreditaufnahme fort gesetzt wird (Grundsatz des Debitismus).
Ich möchte dennoch das Buch uneingeschränkt empfehlen (ca. 25 $). Es enthält eine Menge exzellent aufbereiterer Details der (US)-Börsengeschichte der letzten 120 Jahre (von denen viele selbst einem Profi völlig unbekannt waren, andere allerdings, was ärgerlich ist, nicht so dar gestellt und via Quellenangabe ordentlich belegt sind wie es sich gehört).
Kurz für heute ein Detail/Highlight (mehr folgt alsbald):
- 1901 schon hat das WSJ die Marktbewegungen mit "waves on the beach" verglichen:
<font color="FF0000">"A person watching the tide coming in and who wishes to know the exact spot which marks the high tide, sets a stick in the sand at the points reached by the incoming waves until the stick reaches a position where the waves do not come up to it, and finally recede enough to show that the tide has turned. (Ich weiß nicht, ob Prechter das Zitat auch schon gebracht hat))
This method holds good in watching and determining the flood tide of the stock market... The price-waves (sic!), like those of the sea, do not revede at once from the top. The force which moves them checks the inflow gradually and time elapses before it can be told with certainty whether the tide has been seen or not."</font>
Das ist natürlich Elliott (in prae-existenter Form) pur.
More to come.
Gruß erst Mal
d.
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