- Rohölpreis und Marktverhalten - KEEP-COOL, 03.06.2001, 16:35
- Re: Rohölpreis und Marktverhalten - Talleyrand, 03.06.2001, 17:09
- Re: Rohölpreis und Marktverhalten - KEEP-COOL, 03.06.2001, 18:12
- Thousend words and no message! - Harald, 03.06.2001, 20:38
- Warum ist der Rohölpreis auf 10 $ /b gefallen - KEEP-COOL, 03.06.2001, 23:09
- OPEC-Wichte: Warum ist der Rohölpreis auf 10 $ /b gefallen - Harald, 04.06.2001, 01:16
- Re: OPEC-Wichte: Warum ist der Rohölpreis auf 10 $ /b gefallen - KEEP-COOL, 04.06.2001, 12:38
- OPEC-Wichte: Warum ist der Rohölpreis auf 10 $ /b gefallen - Harald, 04.06.2001, 01:16
- Warum ist der Rohölpreis auf 10 $ /b gefallen - KEEP-COOL, 03.06.2001, 23:09
- Re: Rohölpreis und Marktverhalten - Talleyrand, 03.06.2001, 17:09
Rohölpreis und Marktverhalten
Rohölpreisszenario
Ich möchte in den folgenden Ausführungen mein Szenario über die aktuelle Lage auf dem Rohölmarkt und die von mir erwartete Rohölpreisentwicklung darlegen bzw zur Diskussion stellen.
Falls es zu einer weltweiten extrem bearishen Marktentwicklung kommt, wie hier überwiegend im Forum gepostet wurde, wird dieses auch von einem verstärkten Bewegung auf der Energiepreisentwicklung begleitet werden.
Es ist mittlerweile ein Jahr her, als wir in diesem Board bereits in einem frühen Stadium auf eine sich zuspitzende Rohöl- und Produktenpreisentwicklung für den Herbst/Winter 2000 hingewiesen haben. Wie wir wissen, hat sich das Szenario im Markt auch tatsächlich wie erwartet eingestellt.
Wir erinnern uns noch an die im Spätsommer/Herbst einsetzende Kaufpanik im Produktenmarkt, da man eine shortage der Heizölbestände im Winter befürchtet hatte. Über den Bezinpreis empörte LKW/Autofahrer blockierten Raffinerieauslieferungen in Frankreich und England.
Mit dieser Entwicklung sind die Rohölpreise bis knapp unter 40 $/b für WTI gestiegen.
Dabei gab es nie eine shortage beim Rohöl sondern nur eine befürchtete shortage bei den Produkten.
Der Angst vor einer shortage beim Heizöl folgte die Angst vor einer shortage beim Benzin im Frühjahr 2001, die in Europa, aber hauptsächlich in den USA zu neuen Höchstpreisen beiden Gasolinenotierungen führte.
Die Proteste der Autofahrer hielten sich jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks trotz neuer Höchstpreise im Gegensatz zum Herbst 2000 in Grenzen.
Die Rohöl-/Heizölpreise sind den Gasolinepreisen jedoch nicht mehr mit gleicher Intensität gefolgt.
Mit dem Start der US driving season zum Memorial Day war der Spuk zunächst vorbei.
Gegegenwärtig hat sich WTI auf 27,93 $/b ermäßigt.
Was hat zu dieser Situation geführt und wie geht es weiter?
Der Energiemarkt opererierte in den vergangenen 6-8 Monaten hart am Rand einer Versorgungskrise bei der Bereitstellung von Produkten.
Die Situation war jedem in der Branche bewußt.
Alle weltweit verfügbaren Raffineriekapazitäten arbeiteten auf Vollast um max Produktmengen für den Markt bereitstellen zu können. Jede Produktionsstörung oder wegen Raffinerie Maintanace nicht nutzbare Kapazitäten taten den Raffineriebetreibern ergebnismäßig weh.
Die USA waren in den vergangenen Monaten zur Deckung ihres Bedarfs auf die verfügbaren Raffineriekapazitäten in aller Welt angewiesen und führten in der Branche über die Nachfrage nach Produkten und der hohen gezahlten Preise zu einer seit Jahren nicht mehr gekannte Wirtschaftlichkeit bei der Raffinerieverarbeitung.
Die immensen Exporte von Gasolinemengen in die USA haben uns auch in Deutschland die hohen Benzinpreise beschert.
Die seit vielen Jahren der schlechten Ergebisse wegen gebeutelte Ã-lindustrie hat in den vergangenen Monaten auf der Raffineriestufe sehr gute Ergebnisse erzielen können. Die veröffentlichten Raffineriemargen-ergebisse in den Quartalsberichten von"Shell & Co" zeigen dies deutlich.
Die Raffineure produzierten aufgrund der guten Margen hart an der max nutzbaren Raffineriekapazität.
Auf der Vertriebsseite an den Tankstellen wurden jedoch aufgrund des harten Wettbewerbdrucks - auch aus dem Rotterdamer Raum - in Deutschland Verluste erzielt.
Der Absatz an Benzin in Deutschland ist mittlerweile aufgrund der hohen inländischen Preise stark rückläufig (Verbrauchsrückgang ca. 6 %).
Das ist sehr viel.
Solange die Amerikaner jedoch weiter Benzin nachfragen, kann der Absatzrückgang im Deutschland durch Exporte in die USA kompensiert werden.
Falls die US Nachfrage nach Gasolineimporten jedoch aufgrund einer sich verbesserten US Versorgung-ssituation zurückgeht, brechen in Europa und Deutschland die Preise beim Gasoline zusammen.
Diese Situation kann m. E. Kürze einsetzen.
In den vergangenen Wochen konnte anhand der US API Daten eine sich moderat entschärfende Situation bei den Produktverfügbarkeiten in den USA beobachtet werden. Die in der vergangene Woche reportierten API Daten zeigten beim Rohöl zwar einen Rückgang der Rohölbestände vs. der Vorwoche; bei Gasoline und Heating Oil jedoch wurde ein Aufbau reportiert.
Das könnte es gewesen sein. Es reicht nur ein marginaler Aufbau der Bestandsverfügbarkeiten, um für rückläufige Produktenpreise zu sorgen.
Das heißt, die Versorgungssituation von Benzin und Heizöl könnte sich normalisieren. Zumindest der Panikfaktor könnte zumindest für die nächste Zeit in den Hintergrund treten.
Fazit:
Die Produktnachfrage der USA nach Importen wird zunehmend rückläufig sein.
Die Raffineriemargen in Europa/Deutschland werden sinken.
Die Lagerkapazitäten für Gasoline und Heizöls werden in Europa/Deutschland rasch erschöpft sein. Eine zusätzliche Lagerung der Produkte ist aufgrund beschränkter Logistik kaum möglich.
Die Produktpreise werden sinken und in Folge werden die Raffineriemargen weiter unter Druck geraten. Dieses wird zu Raffinerie run cuts führen.
Damit schrumpft die Bereitschaft der verarbeitenden Raffinerien hohe Rohölvorräte anzulegen.
Was bleibt,ist ein Preisverfall beim Rohöl.
Ein Preisrückgang beim Rohöl würde für eine Besserung der konjunkturellen Lage führen; d. h ansteigende Aktienkurse.
Es sei denn, die OPEC kürzt die Produktion entsprechend eines Nachfragerückgangs oder im Israelkonflikt eskaliert die Situation.
Das Augenmerk sollte wieder verstärkt auf das"schwarze Gold" als Seismograph für die Stimmungen im Markt gerichtet werden.
Die nächsten Wochen werden spannend werden.
Gruß an die Runde
K C
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