- Wechselkurse, Verschwörungstheorie - und noch'n TOLLES FUNDSTÜCK! - dottore, 04.06.2001, 12:27
- Super Recherche! Danke. - black elk, 04.06.2001, 12:51
- Re: TOLLES FUNDSTÜCK! - ein echter dottre! Besten Dank und frdl.Gruß vom (owT) - Baldur der Ketzer, 04.06.2001, 12:55
- Re: SUPER! Ein wichtiger Mosaikstein! Danke! owT - Ecki1, 04.06.2001, 13:55
- @dottore: Zu welcher Ironie die Geschichte doch fähig ist; - Talleyrand, 04.06.2001, 14:23
- Re: Zu welcher Ironie die Geschichte doch fähig ist; Danke! Plus Nachschlag! - dottore, 04.06.2001, 15:58
- Re: @ dottore - André, 04.06.2001, 14:34
- Re: @ dottore / Antwort pfingstlich offtopic: - dottore, 04.06.2001, 15:41
- Re: @ d. - André, 04.06.2001, 17:27
- Re: Danke auch Dir, André - this is a really useful forum, isn't it? ("TIARUF") (owT) - dottore, 04.06.2001, 21:13
- Re: @ dottore / Antwort pfingstlich offtopic: /"Mosaiksteine"-Ergänzung - Uwe, 04.06.2001, 18:49
- Re: @ dottore / Mönsch, Uwe, was du immer findest! Klasse! (owT) - JüKü, 04.06.2001, 19:04
- Re: Uwe, Du wahrlich Trefflichster der Trefflichen - dafür danke ich Dir immens! (owT) - dottore, 04.06.2001, 21:07
- Re: @ d. - André, 04.06.2001, 17:27
- Re: @ dottore / Antwort pfingstlich offtopic: - dottore, 04.06.2001, 15:41
- TOLLES FUNDSTÃœCK-sehr interessant:Vielen Dank!!(owT) - boso, 04.06.2001, 16:29
Re: SUPER! Ein wichtiger Mosaikstein! Danke! owT
>Hi,
>in der neuesten Ausgabe von"Foreign Affairs" wird das Problem des US-HaBi-Defizits herunter gespielt und zwar mit dem Argument: Letztlich resultierten die Defizite aus nichts anderem als aus Importen, die aus Firmen kommen, die ohnehin zum großen Teil Tochterunternehmen von US-Konzernen seien.
>In Wirklichkeit würde also Amerika von den billigen Importen profitieren und der"Gewinn" bleibe letztlich im Lande. Und da ohnehin alles in $ gerechnet würde, sei es auch ganz wurscht, ob die $ formal die Landesgrenze überschritten oder nicht. Die ganze Aufregung über das HaBi-Defizit sei also eher hysterisch.
>Ein ähnliches Argument kommt aus Japan: Dort hätten auch viele Großkonzeren Teile ihrer Produktion in Länder mit niedrigeren Kosten (Löhne) ausgelagert und würden sie quasi re-importieren, und das zu niedrigeren Preisen (Kosten) als sie im Hochlohn- und Hochkostenland Japan selbst entstünden.
>Beide"Auslagerungen" sind in der Tat der Fall. Im Falle Japans könnten sie auch noch das dort sinkende Preisniveau mit erklären. Und damit zumindest zum Teil auch den hohen Kurs des Yen - sozusagen im Dreieck: Japan kauft seine Produkte in Billigländern und bietet sie als in Yen ausgepreiste Waren weiter an (der Weltmarkt hat nicht die Möglichkeit, billige Hondas ab Honda-Fabrik in Thailand, Malaysia oder sonst wo einzukaufen). Um japanische Waren zu kaufen, muss der Weltmarkt dann schon den Weg über Japan selbst gehen und somit Yen kaufen, um japanische Waren kaufen zu können (deren Preise - wie gezeigt - eben"billig" erscheinen).
>Im Fall der USA ist es etwas anders. Hier entscheidet vor allem der Binnenmarkt, welche Waren er abzunehmen gedenkt. Und sind die Waren aus anderen Ländern"billig", ist der Binnenmarkt zufrieden.
>Nun kommt es für die USA aber darauf an, den Kurs des $ hoch zu halten, um die Waren weiterhin billig beziehen zu können. Dazu ist es günstiger, den Kurs des Dollar hoch zu ziehen bzw. zu halten. Den Kurs $/Euro z.B. können die USA aber einfach beeinflussen, indem sie z.B. über die Filialen ihrer Banken im Euro-Raum dort Geld aufnehmen, um es anschließend in $ zu wechseln, was den Kurs des $ hinauftreibt. (Abgesehen davon schaufelt man so - zinsbedingt -"günstig" gepreiste Liquidität ins Land und kann damit jegliche nationalen Kreditrestriktionen überspielen und vor allem das Börsenfeuer noch schön am Weiterfackeln halten).
>Die USA haben es also mit Hilfe ihres $ in der Hand, den Wechselkurs zu manipulieren. Dies macht vor allem Sinn, wenn man sich überlegt, dass billige Importe letztlich darauf hinaus laufen, die anderen Länder mit Hilfe des manipulierten Wechselkurses"auszubeuten". Die müssen billig in die USA liefern und können die dortigen Waren nicht beziehen, weil sie wg. des Wechselkurses zu teuer erscheinen. Letztlich"verschleudern" bzw."verschenken" also die Billig-Länder (hier konkret die Euro-Zone) ihre Waren.
>Dahinter können also Kalkül und Methode stecken und ich habe mich gefragt, ob es so etwas, das eindeutig nach"Verschwörung" riecht, in der Geschichte schon ein Mal gegeben hat. Dazu habe ich ausführliche Recherchen in der besten Bibliothek für Wirtschaftsgeschichte angestellt: Baker Library in Harvard, Abteilung Kress Library.
>Dort ist mir zunächst ein Buch aufgefallen, das ich noch nicht kannte: Raymond de Roover, Gresham on Foreign Exchange (Harvard 1945).
>Thomas Gresham ist bekannt als Gründer der Londoner Börse, Finanzberater Elizabeths I. und als"Erfinder" der bekannten Theorie, dass schlechtes Geld gutes vetreibe (hier schon ausführlich diskutiert).
>Prof. de Roover war einer der besten Wirtschaftshistoriker des letzten Jh., u.a. hat er detailliert Aufstieg und Fall der Medici-Bank beschrieben (auch schon hier diskutiert).
>Ich habe mir auch das Ms."on Foreign Exchange" vorlegen lassen und bin zunächst durch eine Besprechung von Prof. Daniel Fusfeld in der"Economic History Review" darauf gekommen, dass als Autor nicht Gresham selbst in Frage kommt, sondern sehr wahrscheinlich Sir Richard Martin (by the way und wirklich zufälligerweise ein entfernter Vorfahr), der 1534-1617 lebte, mit Gresham und anderen die"Geheimgesellschaft" der"Grasshopper" in der Londoner Lombard Street betrieb und das Ms., geschrieben in einer wie für Staatsvorlagen üblichen, extrem kalligraphischen Schrift 1559 vorlegte (damals 25jährig) und - vermutlich wg. des Traktats schon 1562 von Elizabeth I. geadelt wurde ("Sir"), was die Königin nur bei wirklichen Verdiensten um Krone und Land vornahm (im Gegensatz zu heute).
>"On Exchange" erklärt zunächst, was Wechselkurse sind und wie sie entstehen und sich verändern. Und dann aber auch, wie man sie manipulieren kann: Nämlich indem Londoner Bankiers die bekannten Preisdifferenzen zwischen innerem und aufgeprägtem Wert der Münzen anderer Staaten ausnutzen, indem sie mit der jeweils billigeren Münze die teure kaufen (letztlich das Edelmetall selbst) und damit unschwer den Wechselkurs beeinflussen können.
>Sie nehmen dazu ihren Kredit (zunächst durch Hinterlegung von bestimmten Kapital auf auswärtigen Plätzen) und treiben den Kurs des fremden Geldes nach unten, so dass sie immer billiger an auswärtige Waren kommen können (incl. Edelmetall) als es bei Nicht-Manipulation der Fall wäre.
>Es ist also ganz genau das selbe, was die US-Banken heute auch machen können, indem sie Filialen auf auswärtigen Plätzen (hier: Euroland) unterhalten, ihren dort vorhandenen Kredit einsetzen und sich - wie 1999/2000 massiv geschehen (Zahlen von 50/60 Mrd Euro machen die Runde p.a.) - entsprechend finanzieren, was Mutterhäusern (mehr Mittel) und Mutterland (günstigere Importpreise) zu Gute kommt. Wobei die zusätzlichen Mittel obendrein zu zusätzlichen Importen verwendet werden können (vorausgesetzt diese werden künstlich billig gehalten).
>Nun aber zum Text selbst (kleiner Auszug,! von mir):
><font color="FF0000">"England's restored wealth by rising (!) of the exchange (heute: $-Kurs, d.):
>With impoverishing (!) of foreign countries enriching our own...
>With the cheap buying here (!) of all foreign commodities...
>With the cunning eating out of all merchants strangers... when they shall not be able to bring in any foreign commodities to buy ours with (exakt die heutige Lage, d.!)...
>And thus shall England recover her old riches, her wonted honor, her able war and peace making (!) through Europe
>and besides shall impoverish (!) all foreign princes secretly (!!!), without violence."</font>
>Wir sehen also eine klassische Parallele zwischen dem 16. Jh. und der Lage heute. Und was die Engländer damals schon konnten (die Martin'schen Vorschläge wurden stante pede umgesetzt), das exerzieren die Amerikaner heute offenbar ein weiteres Mal durch.
><font color="FF0000">Merke: Geschichte wiederholt sich doch, und das perfekt, auch wenn die Darsteller wechseln mögen.</font>
>Vielen Dank fürs Lesen!
>Gruß
>d.
>Übrigens: Sir Richard ging 1602 pleite und kam in den Schuldturm. Ob das ein böses Omen ist für alle jene, die es - weil's so leicht geht - ihm nach machen und dabei schließlich ihren Kredit und ihre Mittel überziehen? ACHTUNG AMERIKA!
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