- Wenn das Schlimmste vorbei ist, warum ist die Fed dann so nervös (Kurzartikel) - Sascha, 05.06.2001, 10:17
Wenn das Schlimmste vorbei ist, warum ist die Fed dann so nervös (Kurzartikel)
Hier ein weiterer interesssanter Artikel von faz.net. Ist zwar schon vom 28. Mai aber dennoch lesenswert.
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US-Konjunktur
<font size=5>Wenn das Schlimmste vorbei ist, warum ist die Fed dann so nervös?</font>
Von Rich Miller, BusinessWeek Online
28. Mai 2001 <font color="#FF0000">Wer redet hier von Abschwung? Betrachtet man die Entwicklung an den Finanzmärkten in den letzten Monaten, kann man glauben, dass sich alles wieder zum Guten wendet</font>: Die Konjunktur hat das Schlimmste überstanden und wird sich wohl bald erholen. <font color="#FF0000">Trotz einiger Gewinnmitnahmen scheinen die Anleger fest damit zu rechnen</font>.
Die Anleiherenditen sind ebenfalls gestiegen, da erwartet wird, dass das höhere Vertrauen der Verbraucher das Wirtschaftswachstum fördern wird und damit die Zinsen steigen. Sogar die Rohstoffpreise sind in Erwartung einer stärkeren Nachfrage in einer sich erholenden Konjunktur wieder angestiegen.
Bei der amerikanischen Zentralbank (Fed) teilt man die Begeisterung der Anleger jedoch nicht. Alan Greenspan, der Vorsitzende der Fed, und seine Kollegen sind noch weit davon entfernt, den Champagner kalt zu stellen. Sie sind noch zu sehr damit beschäftigt, einige Probleme der New Economy zu bekämpfen, die die Vereinigten Staaten doch noch in eine Rezession stürzen oder dem Land in den kommenden Monaten zumindest geringere Wachstumsraten bescheren könnten.
Neumodische Ängste
Die größte Sorge der Fed sind <font color="#FF0000">geringere Gewinnspannen für Unternehmen</font>. Diese stellten in der Old Economy eigentlich kein Problem dar. Die Unternehmen waren meist in der Lage, ihre Preise zu erhöhen um höhere Kosten wettzumachen. Bei dem Verdrängungswettbewerb, der in der New Economy herrscht, ist dies jedoch nicht mehr möglich. Angesichts geringerer Einnahmen <font color="#FF0000">reduzieren die Unternehmen ihre Investitionsausgaben weiter und nehmen Entlassungen vor</font>. <font color="#FF0000">Damit droht der Abschwung zu einer ausgewachsenen Rezession zu werden</font>.
Leider ist <font color="#FF0000">bis jetzt für das Zusammenschrumpfen der Gewinne kein Ende in Sicht</font>. Die meisten Analysten erwarten, dass die Erträge der im S&P 500-Index notierten Unternehmen im zweiten Quartal um zwölf Prozent sinken werden, nach einem Rückgang um 6,5 Prozent im ersten Quartal. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: Das Tempo des Abschwungs hat sich in letzter Zeit laut einer von mehreren Analysten gemeinsam abgegebenen Prognose verlangsamt.
<font color="#FF0000">Überkapazitäten </font>in der New Economy
Die <font color="#FF0000">Einschränkungen der Investitionsausgaben </font>sind das zweite Problem der New Economy, vor dem Alan Greenspan steht. Ein Investitionsboom Ende der neunziger Jahre <font color="#FF0000">führte zu Überkapazitäten</font>. Nun droht ein Einbruch der Investitionsausgaben. Am schlimmsten ist die Situation bei den Hightech-Firmen, <font color="#FF0000">die ihre Kapazitäten im letzten Jahr um erstaunliche 48 Prozent erhöht haben</font>. Nach Schätzungen der Fed werden sie dieses Jahr ihre Investitionsausgaben um 18 Prozent kürzen, um dieses Problem zu überwinden. Die Halbleiterproduzenten, die Ende letzten Jahres noch eine Erhöhung ihrer Investitionsaufwendungen um 15 Prozent für das Jahr 2001 vorhergesagt hatten, planen nun, diese um 25 Prozent zu senken.
<font color="#FF0000">Negativer Vermögenseffekt</font>
Das letzte Problem der New Economy für die Fed ist der <font color="#FF0000">negative Vermögenseffekt</font>. In den Boomjahren Ende der Neunziger heizten die ständig steigenden Aktienkurse das Wachstum an, indem sie <font color="#FF0000">die rechnerischen Gewinne </font>einer immer größer werdenden Zahl von privaten Investoren steigen ließen. Der Kursverfall, der seitdem stattgefunden hat, droht das Gegenteil zu verursachen und damit die konjunkturelle Lage zu verschlechtern. Trotz der jüngsten Kursrally ist der Wilshire 5000 Total-Market-Index seit seinem Höchststand im März 2000 um fast 20 Prozent gefallen.
<font color="#FF0000">Vertreter der Fed sind angenehm überrascht, dass die Kombination aus Kursverfall und steigender Arbeitslosigkeit die Verbraucherausgaben nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen hat</font>. Laut Fed-Mitarbeitern ist Greenspan der Ansicht, dass die Verringerung des Wohlstands durch die Entwicklung der Börsen zum Teil durch die immer noch steigenden Immobilienpreise ausgeglichen worden sei, die das Kapital von Hausbesitzern erhöht haben.
<font color="#FF0000">Es fragt sich nur, wie lange das noch anhält</font>. Ähnlich wie die Vorstände der Hightech-Firmen, die durch den Abschwung schwer getroffen wurden, haben auch die obersten Entscheidungsträger bei der Fed keine Kristallkugel, die ihnen zeigt, wie sich die Konjunktur entwickeln wird. Sie hoffen einfach, dass die fünf schnell hintereinander erfolgten Zinssenkungen dieses Jahr die Grundlage für eine konjunkturelle Erholung bilden werden. Aber angesichts des Abschwungs in der New Economy sind sie sich dessen nicht so sicher - unabhängig davon, wie sich die Finanzmärkte entwickeln.
Rich Miller berichtet aus Washington über die amerikanische Zentralbank
[b] Quelle: http://www.faz.net
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