- Langfristiger Dow-Chart - Robert Schrey, 16.07.2000, 16:48
- Re: Langfristiger Dow-Chart - JüKü, 16.07.2000, 17:18
- Re: Langfristiger Dow-Chart - Ratzebutz, 16.07.2000, 17:22
- Interessanter Beitrag! - Sascha, 16.07.2000, 17:30
- Re: Langfristiger Dow-Chart - dottore, 16.07.2000, 17:51
Re: Langfristiger Dow-Chart
Lieber Herr Schrey,
eine sehr gute Analyse. Schumpeter ist natürlich PFLICHTLEKTÜRE (das nebenbei an die Adresse von aaa, der ja Second-Hand, also etwas ältere Gedanken so flott ablehnt, wie wir lesen konnten). Übrigens einer der wenigen Ã-konomen, die das Kredit- (alias Schulden-)-Problem richtig erkannt hatte.
Es ist in der Tat so, dass wir eine Überlagerung der drei Zyklen haben, wobei der Kondratieff sozusagen die Grundströmung ist, der Juglar die aktuelle Großwetterlage und der Kitchin der TRIGGER des ganzen, wenn jeweils, sich nach unten gerichtet verstärken.
Der derzeitige Kondratieff ist diesmal extrem gestreckt, aber seine Dauer hatte K. schon nur"in etwa" angegeben, weil er in seinem bahnbrechenden Aufsatz über die"Langen Wellen der Konjunktur" (erschienen auf deutsch, ich glaube 1926) nur zwei lange Wellen ab ca. 1780 etwa materialmäßig zur Verfügung hatte. Der dritte Kondratieff hatte sein Low um 1934, evtl. auch erst - realwirtschaftlich - kurz vor WK II, weshalb einige Kondratieffianer, z.B. Don Hoppe schon nach dem 87er Crash geglaubt hatten, dass es jetzt 1988 so weit sei.
Seit 1934 sind fast 65 Jahre vergangen, seit 1939 erst 61. Und es ist noch nichts (oder bestenfalls a bisserl was) zu sehen. Ein 72-Jahres-Kondratieff sollte das Maximum sein (dann zugleich Tiefstpunkt, also 2008 (oder noch später). Dabei kann die Börse aber schon längst wieder nach oben gegangen sein - der berühmte"Vorlauf". Wie auch in den 30er Jahren zu sehen.
Auch der Juglar, vom gleichnamigen Clément J. in der 1830er und 40ern entdeckt, kann zwischen 9 und 12 Jahre dauern. Also das käme (1990 als Ausgangspunkt) auch in etwa hin. Der Kitchin ist m.E. schon aufs äußerste gestretcht (ab 1996).
Der entscheidende Punkt in Ihrer Analyse aber ist der Hinweis auf das"Hinauszögern" des"Unvermeidlichen". Jedes Hinauszögern macht das Unvermeidliche natürlich nur noch schlimmer - dazu die hier überall in vielen Texten geposteten bzw. von JüKü reingestellten Beiträge.
Das"pikante Detail" wird so pfeffrig wie progonstiziert. 1988 hättes es gut zu Reagans Abschied gepasst, aber es gab noch eine Ehrenrunde. Calvin Coolidge war übrigens Republikaner (folgte dem Republikaner Harding nach dessen Tod).
Und nach Hoover kam der"Weltverbesserer" Roosevelt (Staatsinterventionismus ohne Ende - statt Ausbuchen der Uneinbringlichkeiten - plus Goldaufwertung und Verbot für alle Amerikaner, Gold besitzen zu dürfen - und das im"freiesten Land der Welt").
Das Schönste an Geschichte ist, dass sie sich selbst noch viel besser kennt als wir alle zusammen. Und sich daher gnadenlos wiederholt.
Nochmals besten Dank!
d.
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