- Baldige Rezession in Deutschland?? - CSc, 10.06.2001, 12:02
- In Ergänzung: Just the Facts - CSc, 10.06.2001, 12:49
Baldige Rezession in Deutschland??
Versuch einer Analyse:
Das BIP betrug in Deutschland:
a) Laut Kanzleramt im April noch: 2 1/4 % für das Gesamtjahr.
b) Jetzt 2 % für das Gesamtjahr.
c) Nach UBS Warburg dagegen: Nur 1,3 Prozent
BHF Bank: 1,2 Prozent.
Damit besteht in Deutschland akute Rezessionsgefahr. Das Boomjahr 2000 mit einem Wachstum von 3,0 % war damit nur ein Ausreißer. Die US_Wirtschaft mit ihrer Motorfunktion für die dt. Wirtschaft (Exporte) fällt nun aus. Gleichzeitig explodieren die Energiepreise und der Euro schwächelt wieder. Dies macht Zinssenkungen in Euroland fast unmöglich.
Nach dem US-Economic Cycle Research Institute liegt die Rezessionsgefahr in Deutschland bei ca. 40 %
Eine konjunkturelle Erholung der USA ist ebenfalls nicht in Sicht. Belege:
a) Revision des US-Wirtschaftswachstums für das erste Quartal 2001 von 2,0 auf 1,3 %
b) Einbruch der Aufträge für Maschinen, Computer und andere langlebige Güter im April um 5 (!) %
c) Greenspan selbst warnt davor,"dass die wirtschaftliche Schwäche größer sein wird als gegenwärtig angenommen".
Thema Steuersenkungen:
Am vergangenen Wochenende verabschiedet. Sie werden den privaten Verbrauch ankurbeln. Das ist wichtig,
aber vom Arbeitsmarkt kommen trotzdem immer schlechtere Meldungen. Und dann helfen auch Steuersenkungen nichts mehr.
Meiner Meinung nach befinden wir uns in den USA im Moment in einer Rezession, und die jüngste Aktienerholung beruhte
vielleicht auf Erwartungen, aber nicht auf realen Daten. Und man sollte folgendes beachten:
Die US-Wirtschaft ist in der Vergangenheit immer dann in eine längere Rezession gestürzt, wenn die Industrieproduktion
mehr als 3 Monate in Folge zurückging. Im Moment ist sie seit 7 Monaten rückläufig. Ein Abschwung mündete immer
dann in eine Rezession, wenn die Arbeitslosenquote um mehr als 0,4 % stieg. Seit ihrem Tief im vergangenen Okt.
ist die Quote bereits um 0,6 Prozentpunkte gestiegen.
Bedeutung für die dt. Wirtschaft:
Durch massive Direktinvestitionen der vergangenen Jahre ist die deutsche Wirtschaft enger mit der US-Wirtschaft
verwoben, als je zuvor. In den 90ern haben US-Unternehmen 800 Milliarden Dollar in Form von Direktinvestitionen
im Ausland investiert, fast 50 % davon in Europa. Damit übersteigen die Umsätze von US-Tochtergesellschaften in
Deutschland die amerikanischen Exporte NACH Deutschland um mehr als das 5-fache. Von dem rigiden Sparkurs aber,
den US-Unternehmen seit Januar eingeschlagen haben, bleiben auch die Niederlassungen in Deutschland nicht verschont.
Wenn nun die Industrieproduktion in Deutschland sinkt, liegt das also nicht zuletzt daran, dass die US-Töchter
deutscher Unternehmen ihre Aufträge an die Mütter reduzieren. Umgekehrt haben ausländische Unternehmen ihr
Engagement auf dem US-Markt ausgedehnt, zwischen 1994 und 2000 um fast 600 %. 1998 betrugen die Umsätze
deutscher Tochterunternehmen in den USA das 5-fache der deutschen Exporte NACH USA. Bestes Beispiel für die enge Verknüpfung: DaimlerChrysler.
Im Moment merken das die deutschen Unternehmen: Die Auslandsnachfrage ist eingebrochen, die dt. Binnenkonjunktur lahmt.
Und kaum private Konsumausgaben.
Thema Inflation:
Im Mai bei 3,5 %, höchster Stand seit Ende 93. Die Inflation mindert zusätzlich die Kaufkraft. Zusätzlichs schwächelt auch noch der Euro.
Da die EZB der Preisstabilität verpflichtet ist, kann sie bei steigender Inflation die Zinsen nicht senken. Die Zinsen sind
mit 4,5 % für den Durchschnitt in Euroland aber zu hoch und bremsen das Wachstum. Deutschland bräuchte eigentlich einen Zinsstz von 3,O %, dann läge das
Wachstum bei ca. 2,7.
Fazit für mich:
Ohne weitere Zinssenkungen steigt das Risiko einer Rezession in Deutschland enorm an. Eichel/Schröder
werden daher Duisenberg zunehmend unter Druck setzen, die Zinsen zu senken. Schröder muß schließlich vor der Wahl sein Wahlversprechen einlösen: Arbeitslosigkeit unter 3,5 Mio.
(wird er aber sowieso nicht schaffen). Duisenberg wird irgendwann nachgeben. Der ist angeschlagen.
Bei Einführung des Euro darf Europa in keiner Krise stecken. Das wird Duisenberg nicht auf sich nehmen.
Also wohl in absehbarer Zeit massive Zinsschritte der EZB. Der reale Effekt wird aber erst in 1 Jahr zu spüren sein.
MfG
Christian S
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