- Fundsache zu Japan: Notenbank wendet das Blatt (Apr. 2001): Banknoten, dottore! - Baldur der Ketzer, 10.06.2001, 23:00
Fundsache zu Japan: Notenbank wendet das Blatt (Apr. 2001): Banknoten, dottore!
Japan: die Notenbank wendet das Blatt
Durch die weltweite Konjunktur-Abkühlung ist die japanische Wirtschaft, die nun schon seit einem Jahrzehnt lahmt, in eine noch kritischere Lage geraten.
Die jap. Zentralbank, die mit alles andere als rosigen Aussichten konforntiert ist, beschloß am 19.3.01, die Geldpolitik neu auszurichten.
Im Vergleich zur Vergangenheit präsentiert der neue Kurs einige bemerkenswerte veränderungen. Vor allem wurde als operatives Ziel eine neue Variable festgesetzt, nämlich der Saldo der Kontokorrentguthaben der Banken bei der Notenbank, der an die Stelle der ganz kurzfristigen Zinsen tritt.
Dieser Saldo wird gegenüber dem im Februar verzueichneten Durchschnitt um 1.000 Mrd. Yen angehoben und wird demnach auf 5.000 Mrd. Yen ansteigen. Diese Maßnahmen bleiben solange in Kraft, bis sich die Konsumentenpreise stabilisiert haben werden.
Überdies wird die Notenbank mehr langfristige Staatstitel kaufen können, um die Versorgung mit Liquidität zu erhöhen .
Einschub Baldur: waaas, wie bitte????????
In ihrem Communique betonen die Währungsbehörden, daß die genannten Maßnahmen mit"großer Entschiedenheit" angewendet werden. Die neue Ausrichtung der jap. Geldpolitik und insbesondere die Festlegung eines neuen operativen Ziels lösten anfänglich bei den Beobachtern eine gewisse Überraschung aus, doch dann wurden von mehreren Seiten Zweifel über ihre effektive Tragweite geäußert.
In der Tat sind für den Erfolg einer expansionistischen Geldpolitik im wesentlichen zwei Faktoren ausschlaggebend: es kommt darauf an, wie stark die Zügel gelockert und wie die monetären Impulse auf die reale Wirtschaft übertragen werden. Die Maßnahmen der Währungsbehörden sind also im Lichte dieser beiden Aspekte zu bewerten.
Auf den ersten Blick scheint der Übergang von einem zinspolitischen zu einem quantitativen Ziel die jap. Geldpolitik grundlegend zu verändern.
Doch der Vergleich mit der jüngsten Vergangenheit zeigt, daß die Auswirkungen eines solchen Schrittes verhältnismäßig beschränkt sind.
Die Erhöhung des Saldos der Kontokorrentguthaben der Banken bei der Notenbank um 1.000 Mrd. Yen ist denn auch nichts anderes als die Rückkehr zur Nullzinsenpolitik, wie sie zwischen Feb. 99 und Aug. 00 in Kraft war.
In der Zeitspanne von Feb.-Aug. 00 (die Januardaten sind unbrauchbar, da sie wegen der Anfang 2000 stark gestiegenen Liquidität verzerrt sind) betrug der Saldo der Bankkonten im Durchschnitt 5.700 Mrd. Yen und schwankte innerhalb einer Bandbreite von 5.000 bis 7.000 Mrd. Yen.
Der Saldo dieser Bankkonten auf die untere Grenze dieser Bandbreite zurückzuführen, kann deshalb nicht als einschneidende Maßnahme betrachtet werden.
Die Änderung des operativen Ziels scheint also eher formalen als substantiellen Charakter zu haben.
Wichtiger ist der Wille, den neuen geldpolitischen Kurs halten zu wollen, bis die KOnsumentenpreise (ohne verderbliche Güter) sich stabilisiert haben werden.
(und es ist von einer effektiven, nicht nur erwarteten Stabilisierung die Rede).
Japan durchläuft gegenwärtig eine Deflationsphase: seit über zwei Jahren ist der Index der Konsumentenpreise rückläufig und wird es auch noch bleiben.
Laut der OECD liegt die produktion 4% unter ihrem Potential, während der Ã-lpreis sich stabilisiert und sogar fallende Tendenz hat.
Unter diesen bedingungen wird noch etliche zeit vergehen, bis die Preise nicht mehr sinken. Die versicherung, den eingeschlagene Weg weiterzugehen, dürfte dazu beitragen, das Vertrauen der Märkte in die Geldpolitik wieder herzustellen: kürzliche Diskussionen darüber, ob gewisse Typen der Deflation akzeptierbar sind oder nicht, hatten nämlich Zweifel ausgelöst, ob die zentralbank wirklich gewillt ist, den sinkenden Preisen entgegenzuwirken.
Außerdem sehen die Marktteilnehmer in der Entschiedenheit der Währungsbehörden ein deutliches Signal dafür, daß die Geldkosten für längere Zeit bei Null bleiben werden, was sich entsprechend auf ihre Erwartungen auswirken wird.
Die Notenbank beabsichtigt auch, die Käufe langfristiger Staatsanleihen zu erhöhen: bis jetzt beliefen sich diese Käufe auf 400 Mrd. Yen pro Monat. Diese Operationen sind jedoch an eine Bedingung geknüpft: der Wert der gehaltenen Anleihen darf den der ausgegebenen Banknoten nicht übersteigen.
Da jedoch Ende Februar der Wert der von der jap. Notenbank gehaltenen Staatsanleihen 51.000 Milliarden Yen betrug, während der Bargeldumlauf 57.000 Milliarden Yen erreichte, scheint der Handlungsspielraum ziemlich breit, umso mehr als die Höhe des Bargeldumlaufs von der Bank selbst beeinflußt werden kann, und in den kommenden beiden Jahren ein Wachstum von 7 % vorgesehen ist.
Die Bedingung ist also eher theoretisch als effektiv. Die wirkliche Begrenzung hat die Notenbank mit der Entscheidung festgesetzt, den Saldo der Kontokorrentguthaben um 1.000 Mrd. Yen zu erhöhen.
Wenn auch von beschränkter Tragweite, sind die Maßnahmen des Emissionsinstituts doch zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung: insbesondere die Erhöhung des Saldos der Kontokorrentguthaben der Banken bei der Notenbank dürfte die monetäre Basis um rund 7% ansteigen lassen.
Diese Ausweitung kann aber erst ihren Zweck erreichen, wenn sie sich auch auf die produktion auswirkt.
Die Impulse, die von der monetären Basis ausgehen, werden durch zwei unter sich zusammenhängende Mechanismen auf die reale Wirtschaft übertragen: durch den Geldmultiplikator (Verhältnis zwischen der geldmenge und der monetären Basis) und durch die Zinsstruktur. Für das gute Gelingen der Operation ist die Rolle, die diese beiden Kanäle spielen, von ausschlaggebender bedeutung.......
auf Wunsch folgt der rest auch noch (genauso lang).
Quelle: Banca del Gottardo, Lugano, news 4/2001
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