- Eine kleine Geschichte über das Geld! - marsch, 14.06.2001, 19:16
Eine kleine Geschichte über das Geld!
<font size=2><div align=justify>von Marie-Luise Falgenhauer, Kassel
Einführung
Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit und ihre Formen des Güteraustausches führen uns zwangsläufig zu der Geschichte des Geldes: vom Tauschhandel über die
Münzprägung zum Papiergeld und später zum Einsatz des Buch- bzw. Giralgeldes.
Zuerst will ich jedoch die Frage: Was ist Geld? klären. Ist es das Kapital, das wir in ein Unternehmen investiert haben oder die Liquidität (Flüssigkeit, Zahlkraft) eines Betriebes oder
z.B. Hauseigentum? Im heutigen Sprachgebrauch vermischen sich diese verschiedenen Begriffe und wir benutzen nur den Begriff »GELD«. Dies ist natürlich ungenau, denn ein
Hausbesitzer muß nicht zwangsläufig viel Geld in seiner »Hosentasche« mit sich herumfragen. Er besitzt zwar Grundvermögen, jedoch nicht zwangsläufig viel Geld.
Geld hat die folgenden Funktionen:
1. als Zähl und Rechenmittel, d.h. als Maßeinheit wie Liter oder Meter, z.B. in der Buchführung augenfällig
2. als Wertmaßstab, d.h. als Verrechnungseinheit für Tauschvorgänge, Abgaben oder sonstige Leistungen; für 100 Lire erhalte ich eine andere Menge Kaffee als für 100 DM
3. als allgemeines Tauschmittel bzw. universelles Zahlungsmittel. Ich muß im Restaurant weder mit eigener Dienstleistung (Tellerwäscher) noch in Naturalien (20 Eier) bezahlen,
sondern ich kann als Zahlungsmittel »Geld« der entsprechenden Währung benutzen
4. als Mittel zur kurz- bzw. mittelfristigen Wertaufbewahrung, d.h. besteht kein momentaner Bedarf, kann der Konsum zeitlich verschoben werden; in Zeiten des Tauschhandels
mußte am Markttag sofort getauscht werden (z.B. eine Kuh gegen 20 Sack Getreide), selbst wenn dafür keine Verwendung bestand
5. als gesetzliches Zahlungsmittel, d.h. sowohl Forderungen als auch Schulden müssen in der Regel in Geld geleistet werden.
Die Produktion von Gütern und die Bereitstellung von Dienstleistungen in einer Gesellschaft werden Sozialprodukt genannt. Die Punkte 3 bis 5 bezeichnen somit die Anweisung auf
das gesellschaftliche Sozialprodukt.
Darüber hinaus beinhaltet der Besitz von Geld noch weitere Faktoren, die durchaus diskussionswürdig sind:
- Instrument der Freiheit: freie Entscheidung über Art und Zeitpunkt des Konsums; die Zerstörung des Geld, führte in der Geschichte fast immer zwangsläufig zu einer Zerstörung der
Freiheit innerhalb einer Nation (NS-Staat).
- Kommunikationsmittel: Austausch von Gütern u. Leistungen; vgl. Schuldner, die aufgrund ihrer finanziellen Situation häufig in gesellschaftliche Isolation geraten.
Jean-Jacques Rousseau formulierte dies zu seiner Zeit folgendermaßen:
Das Geld, das man besitzt, ist das Mittel zur Freiheit, dasjenige, dem man nachjagt, das Mittel zur Knechtschaft.
Tauschhandel
Nach dieser Einführung zum Wesen des Geldes machen wir einen Zeitsprung zurück in die ausgehende Altsteinzeit. Hier gab es bereits den Austausch von Gütern und Leistungen in
Form von Opfern oder von Gastgeschenken. Beliebt waren Versteinerungen z.B. Ammonshörner oder Drachenzähne, denen man potenzstärkende/heilende Wirkung nachsagte (in
einer Zeit der Unterbevölkerung wichtige Eigenschaften). Am Ursprungsort waren diese Gegenstände für den Handel wertlos. Je weiter sie vom Fundort eingetauscht wurden, desto
höher stieg ihre Seltenheit und somit ihr Wert und um so mehr Güter konnten eingetauscht werden. Den Gegenständen fehlte offensichtlich ein wichtiges Kriterium: das der
Wertstabilität.
Im Mesolithikum machten Jäger und Sammler eine neue und weitreichende Erfahrung. Verzichten sie auf einen Teil der Ernte und sähen diesen Teil zu einer bestimmten
Jahreszeit aus, entsteht ein zusätzlicher Ertrag. Weise Männer und Frauen besaßen das Wissen um den genauen Zeitpunkt der Aussaat. Das Priesteramt, das sich daraus entwickelte
beinhaltete die Verwaltung eines Teils der Ernte und die Aussaat. Die frühen Tempel waren in erster Linie Getreidespeicher.
Da die Priester gleichzeitig Mathematiker und Astronomen waren, berechneten sie die Tempelabgaben nach den Naturgesetzen des Himmels. Das germanische Wort »gild«, von
dem das heutige Wort Geld abgeleitet wird, bedeutete ursprünglich Tempelabgabe/Steuer. Das Edelmetall Gold stand für die Sonne, Silber für den Mond. Als Basis für den
Wertevergleich der beiden Metalle zueinander diente die Mondumdrehung. 12 1/3 Mondumdrehungen entsprachen einem Sonnenjahr oder 12 1/3 g Silber entsprach wertmäßig 1
g Gold.
Daneben vollzog sich der Handel durch den Tausch von bestimmten Gütern:
- produktive Güter (Nutzen) = Kapitalgüter: Sklaven Vieh, Saatgut
- Werkzeuge, Geräte: Pfeilspitzen, Äxte, Sicheln
- spekulative Güter (eventueller Wertezuwachs): Jungvieh - schmückende Güter: federn, Glasperlen, Zähne, Straußeneier
- Rohstoffe: Metalle, Goldstaub, Tierfelle
- Konsumgüter: Tee, Datteln, Kleidungsstiicke, Getreide. Letztendlich setzten sich Vieh und Metalle als Tauschmittel durch.
Interessanterweise hat die Anrechnung von Zins ebenfalls religiöse Wurzeln: Alles, was sich vermehrt und Werte schafft, lebt und ist göttlichen Ursprungs. Das trifft sowohl für
Menschen, Vieh und Pflanzen als auch für Werkzeuge und Geräte zu. Derjenige, der diese Dinge entlieh, mußte deshalb eine Nutzungsentschädigung von einem Drittel des Wertes,
das entspricht einem Zinssatz von 33 1/3 % p.a., entrichten. Zinszahlungen bedeuteten also ursprünglich: der natürlichen Vermehrung Rechnung tragen. Heute hat sich der
göttliche Ursprung in ein teuflisches Geschäft verwandelt.
Münzgeld
Als erstes Volk stellten die Lyder (westl. Kleinasien) Gold- und Silbermünzen her, die zunächst ausschließlich Kaufleute untereinander benutzten. Von Kleinasien übernahmen die
Griechen das neuartige Geld. Auch hier blieb es einzig und allein Zahlungsmittel des Handels. Erst als kriegsführende Staaten die Entlohnung ihrer Söldner in Naturalien als
unbrauchbares und zu aufwendiges Zahlungsmittel erkannten, gelangte das Geld in die Hände und das Interessensgebiet der Staaten.
Während im byzantinischen Reich eine bemerkenswerte Geldwertstabilität herrschte, erlebte das Römische Reich einen ständigen Wertanstieg und Wertverfall ihrer Gold- und
Silbermünzen. Es waren auch die Römer, die als Erste ein interessantes Phänomen beobachteten, das sehr viel später als das Gresham'sche Gesetz bekannt wurde. Befindet sich
Geld in unterschiedlicher Qualität im Umlauf, wird zuerst das schlechtere Geld ausgegeben und das bessere Geld gehortet. Auf eine griffige Formel gebracht heißt dies: Schlechtes
Geld verdrängt gutes. Solange das gute Geld im eigenen Land gehortet wird, entstehen für die eigene Volkswirtschaft keine negativen Folgen. Entzieht jedoch das Ausland das
qualitativ bessere Geld, kann dies im Inland zu Absatzschwierigkeiten und Wirtschaftskrisen führen, da dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen wird. In der älteren Quantitätstheorie
des Geldes versuchte man die Beziehung zwischen Wirtschaftstätigkeit, Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als mathematische Gleichung auszudrücken:
M x V = W x P
M = Geldmenge
V = Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
W = Warenangebot
P = Preisniveau
Geldmenge x Umlaufgeschwindigkeit = Warenangebot x Preisniveau
Der Zusammenbruch des Römischen Reiches leitete eine Zeit der unkontrollierten Münzprägungen sowie wilder Nachbildungen und Fälschungen ein. Erst mit der karolingischen
Münzreform, die Karl der Große (768-814) beendete, existierte wieder ein einheitliches Münzsystem. 12 Denare (röm. denarius) waren 1 Zählschilling; 20 Schillinge waren 1 Pfund
(= 367,13 g Silber od. 240 Denare). Bis 1971 behielt Großbritannien diese Einteilung bei. Das d (= denarius) für pence und £ (= Librum) für Pfund erinnert noch an die
römisch-karolingische Herkunft des Systems.
Der im Hochmittelalter einsetzende Kampf zwischen Kaiser und Papstum ließ auch das Münzwesen erneut verwahrlosen. Bischöfe, Äbte, Herzoge und Grafen übertrafen sich bei der
Herstellung von Münzen. Kaufleute mußten sich in einem Münzwirrwarr aus Heller, Bernerli, Kreuzer, Engelsche, Witten, Pfennige, Kreuzer, Thaler zurechtfinden. Die allgemeine
Verwirrung wurde durch die sogenannte Münzverrufung noch vergrößert, die eine jährliche Münzerneuerung oder Verbesserung der Währungsverhältnisse bedeutete; für 12 alte
Pfennige erhielt das Volk 9 neue Pfennige. Dies kommt einer (heutigen) Geldvermögenssteuer von 25 % p.a. gleich. In den Jahren 1618 - 1623 blühte das Geschäft der (staatlich
legitimierten) Kipper und Wipper. Die Kipper zwackten kleine Stücke vom Rand der Münze ab und behielten so einen Münzteil für sich bzw. den Auftraggeber (ähnlich den
heutigen Programmierern, die von Bankcomputern Pfennigbruchteile aus Abrundungen auf ihr eigens Konto leiten). Wipper wippten beim Münzprägen mit der Waage, um so
untergewichtige Münzen herzustellen.
Für den Fernhandel waren diese Münzen unbrauchbar. Außerdem stieg das Risiko größere Mengen an Gold- oder Silberbarren mit sich herumzutragen. Die Kaufleute entwickelten
aus dieser Not erste Formen des unbaren Zahlungsverkehrs: die Zahlungsversprechen. Trafen sich die Händler an den Handelsorten und -messen, so rechneten sie ihre Forderungen
gegenseitig auf und glichen die Salden mit Goldmünzen oder abgewogenem Silber bzw. neuen Zahlungsversprechungen aus. Der Handelswechsel war geboren. Besonders die
Kaufleute Oberitaliens - generelle Bezeichnung Lombarden ( vgl. Lombardkredit), unabhängig, ob sie tatsächlich aus der Lombardei stammten - führten zur Zeit der Kreuzzüge den
Bereich des Handels und des Zahlungsverkehrs an. In Italien hießen sie gelegentlich »bancherii« von Tisch (banea), auf dem sie die Münzen ausbereiteten (vgl. Bank).
Die Entdeckung Amerikas, Mexikos und Perus brachte Bewegung in das Geldwesen. Die unerschöpflichen Silbervorkommen dieser Länder überschwemmten Europa und führten zu
einem Werteverfall des Silbers. Die daraus resultierende Silberinflation in Spanien, Frankreich, England und Niederlanden (1530 - 1630) blähte die Volkswirtschaften unnatürlich
auf und zerstörte vor allem in Spanien das Handwerk auf lange Zeit.
Durch den anhaltenden Silberüberschuß fand Silber eine neue Verwendung, z.B. als Eßbesteck, Tafelaufsatz oder Silberpokal.
Zur gleichen Zeit führten in Mitteleuropa die Reformationskriege sowie der 30jährige-Krieg zusätzlich zu Preissteigerungen, Kaufkraftschwund und Münzverschlechterung. Diese
negativen Folgen gelten im Prinzip für alle Kriege.
Das Greshani'sche Gesetz (Gresham Finanzagent der engl. Krone in den Niederlanden 1518/19 - 1579) schlug zu: die Bevölkerung entzog dem Wirtschaftskreislauf das qualitativ
bessere Gold. In England zogen daraus u.a. John Locke (1632-1704) und Isaac Newton (1643-1727) die notwendige Konsequenz und entwickelten ein neues Finanzsystem:
- die engl. Währung wurde zu einer reinen Goldwährung; im Inland wurde mit Gold, im Außenhandel mit Silber bezahlt
- internationale Handelskontrakte wurden nun von allen Kaufleuten bevorzugt in Pfund Sterling und nicht in minderwertigen Silbermünzen abgeschlossen
- in England lohnte es sich nicht mehr Gold zu horten, da es zum einzigen Zahlungsmittel erklärt war. Das Horten von Silber war aufgrund des Überangebotes auf der Welt
uninteressant, somit verblieb alles Geld dem englischen Wirtschaftskreislauf.
Gleichzeitig schädigte dieser Goldaustausch den englischen Konkurrenten Spanien.
Papiergeld
Mitte/Ende des 17. Jh. entstanden in England die ersten »Zettelbanken« der Goldschmiede. Diese lagerten das Edelmetalle der Kaufleute ein, stellten hierfür Quittungen aus, die
die Händler bei Geschäften weiterreichten. Der Vorteil liegt auf der Hand. Anstelle Gold- oder Silberbarren erst zu holen, gegen Ware einzutauschen, um sie dann wieder
einzulagern, wechselte nur die Quittung den Besitzer. Die Münz- u. Edelmetallhändler zahlten zusätzlich Zinsen für längerfristige Einlagen und gewährten Kredite, die sie in
Depotscheine (Bank-Noten) auszahlten. Sie ließen mittels Zahlungsanweisungen (Vorläufer der Schecks) ihre Kunden über ihr Eigentum verfügen. Als Kreditnehmer trat
hauptsächlich der englische Staat in Erscheinung. Die Unmäßigkeit und pausenlose Kriegführung der engl. Krone führte sehr bald zur königlichen Zahlungsunfähigkeit und damit zu
Zahlungsschwierigkeiten der Goldschmiedebanken. Dadurch fand ein Umdenken über die Aufbringung von Staatskrediten statt, in dessen Folge die älteste Zentralnotenbank der
Welt, die Bank von England, 1694 gegründet wurde:
- Zweck der Gründung: dem im Krieg befindlichen Staat Kredite zu verschaffen - d.h. staatlicher Rückgriff auf eine originär private und kaufmännische Erfindung
- durch den Gründungsakt erhielten die Noten eine gewisse staatliche Anerkennung; allerdings handelte es sich nicht um autonomes Geld, sondern um Schuldscheine der Bank, die
in Münzgeld eingelöst werden konnten; die Deckung erfolgte nicht in Gold und Silber, sondern in Forderungen an den Staat bzw. an andere Schuldner
- Konkurrenzvorteil: andere Banken vertrauten ihre Barreserven der Bank von England an; dies ermöglichte ihr ein überdurchschnittliches Wachstum.
1716 wurde in Frankreich die Banque Generale als erste Notenbank Frankreichs gegründet.
Obwohl die Chinesen das »fliegende Geld« bereits im 7. Jahrhundert erfunden hatten, benötigte das Abendland aus unterschiedlichen Motiven weitere 1000 Jahre bis die
Einführung von Papiergeld allgemein akzeptiert wurde. Das Vertrauen des Volkes in Gold und Silber war nach wie vor ungebrochen, da niemand auf die Einlösung von
Schuldscheinen/Inhaberpapieren der Fürsten oder Könige vertraute. In einer Zeit der territorialen Kleinkriege benutzte der Adel das Geld hauptsächlich für deren Finanzierung,
insbesondere für die Entlohnung ihrer Söldner. Da diese in der Regel nicht lesen konnten, blieb der Adel dabei sich Münzgeld von Bankiers zu leihen und ihnen zur Sicherheit
Bergwerke, Besteuerungsrechte, Grund und Boden einschließlich der darauf siedelnden Menschen zu verpfänden.
Während in China der kaiserliche Stempelaufdruck aus einem wertlosen Papier bereits einen Wertgegenstand machte, d.h. einen Gutschein für den Bezug von Gütern oder
Dienstleistungen, verbrieften in Europa die neuen Banknoten weiterhin nur auf Münzgeld lautende Forderungen.
In der französischen Kolonie Kanada fand das erste Papiergeld als Spielkarte seinen Einzug. Als der französische König sich weigerte Geld für den Lebensunterhalt der stationierten
Soldaten nach Übersee zu senden, griff der Gouvemeur zu dieser außergewöhnlichen Maßnahme. Da sowohl die Siedler als auch die Soldaten weder schreiben noch lesen
konnten, jedoch des Kartenspielens mächtig waren, schnitt er die Karten in Viertel, schrieb den Betrag darauf, unterzeichnete und erhob die Spielkarten für Kanada zum staatlich
anerkannten Zahlungsmittel.
In Nordamerika benutzen die Siedler anfänglich Tabakblätter und Muschelperlen (Wampums) als Zahlungsmittel. Daran erinnern heute noch die Abbildungen von Tabakblättem
auf einigen amerikanischen Geldscheinen.
In Deutschland zog das Volk das »Klingegeld« dem »Rauschegeld« lange Zeit vor. Erst nach 1848 setzte sich das Papiergeld in Deutschland durch. Im Jahr 1876 wurde die
Reichsbank als zentrale und privilegierte Notenbank gegründet.
Das Schweizer Bankhaus Lombard, Odier & Co. in Genf gab Ende des 19. Jh. Banknoten aus, die bei weiteren 70 Korrespondenzbanken in ganz Europa eingelöst werden konnten.
Sie gelten als Vorläufer des heutigen Traveller-Schecks.
Buch- oder Giralgeld
Die großen wirtschaftlichen und finanziellen Transaktionen, welche mit der Industrialisierung einhergingen, leiteten die Einführung des unbaren Zahlungsverkehrs ein. Handel und
Industrie brauchten Zahlungsinstrumente, die zweckmäßiger waren als Edelmetallmünzen. Mit dem Scheck (Giralgeld) wurde ein Zahlungsmittel entwickelt, das den Bedürfnissen
der Kunden entgegenkam.
Daneben konnte der Aufbau von Eisenbahnnetzen und der Schwerindustrie nicht von Einzelpersonen finanziert werden, sondern viele mußten ihre Ersparnisse zusammentragen.
Dies erreichte man mit der Gründung von Aktiengesellschaften. Der Bankier wurde zum Berater von Unternehmern und Geldgebern und z.T. selbst zum Mitgründer von
Aktiengesellschaften.
Die Buch- bzw. Giralgeldschöpfung basierte auf zwei Grundprinzipien: 1. Um die eigene Zahlungsfähigkeit zu erhalten, mußten sich die Banken im Gleichschritt bewegen
(Ausgleich zwischen Kreditvergabe und Spareinlagen). 2. Die Kunden mußten das unbedingte Vertrauen in die Sicherheit und jederzeitige Verfügbarkeit ihres Geldes erhalten.
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870171 erhielt die deutsche Wirtschaft einen ungeahnten Aufschwung. Die Aufbaueuphorie pumpte unnatürlich viel Geld in den
Wirtschaftskreislauf und führte 1873 in die Krise, in dessen Folge vor allem die privaten Kleinsparer ihr Geldkapital/Einlagen bei den Banken verloren. Bismarck führte als
Konsequenz auf die Verarmung weiter Teile der Arbeiterschaft die Sozialversicherung sowie Regelungen für die Ausgabe neuer Aktien ein.
Um die Jahrhundertwende beschränkte sich der Papiergeldbesitz auf Großgrundbesitzer und Unternehmer, da die Banknoten - zur Erleichterung des Zahlungsverkehrs - meist auf
hohe Beträge ausgestellt waren. Gold war vor allem das Spargeld der kleinen Leute, während Kaufleute, Grundbesitzer, Fabrikanten in Wertpapiere anlegten und die Kredite der
Banken in Anspruch nahmen.
Während des Ersten Weltkrieges, der finanziert werden mußte, wurde die Zivilbevölkerung aus nationalen Interessen heraus angehalten ihre Goldbestände über die Reichsbank an
das Deutsche Reich abzuliefern. Nicht nur die 10 und 20 Mark Stücke, sondern auch Goldschmuck und Trauringe wurden eingesammelt. Für das Gold stellte die Reichsbank
wertloses Papiergeld aus; für den Ehering erhielten die »Spender« einen Eisenring. Das Volk prägte den Satz: »Gold gab ich für Eisen.«
Die Kriegskosten und -schulden sowie eine brachliegende Wirtschaft trieben die Staatsverschuldung nach dem Ersten Weltkrieg weiter in die Höhe. Die rasende Inflation Anfang der
20er Jahre fand mit dem Inkrafttreten des Bankgesetzes am 30. August 1924 sein Ende. Die Reichsmark wurde als Golddevisenwährung im Umtauschverhältnis 1.000.000.000.000:
1 eingeführt. Verlierer waren wieder einmal die kleinen Leute-, Gewinner der Geldreform waren die Unternehmungen von Flick, Stinnes, Krupp usw.
In den Kriegsjahren 1942/43 fiel das Deutsche Reich in den steinzeitlichen Tauschhandel zurück. Brot, Kohle, Wolle und Holz waren die begehrtesten Tauschobjekte. Nach dem
Krieg übernahmen die amerikanischen Zigaretten die Funktion als Zahlungsrnittel und boten gleichzeitig den Vorteil einer absolut stabilen Währung. Das gleichzeitige
Konsumieren (Rauchen) dieses Geldersatzes entzog automatisch einen Teil des Zahlungsmittels dem Wirtschaftskreislauf.
Neue Zahlungssysteme
In den 50er Jahren machten die Banken das Lastschrift- und Bankeinzugsverfahren für den privaten Zahlungsverkehr zugänglich. Mit der Einführung der EC- und Kreditkarten ist
eine Entwicklung eingeleitet worden, die vermutlich das Bargeld in der Zukunft verdrängen wird. Daneben existieren bereits neuere Zahlungsformen, die den Gebrauch von Bargeld
überflüssig machen:
- POS-Zahlungen: das Kreditkonto des Käufers wird direkt an der Ladenkasse (point of sale) durch elektronische Übertragung belastet
- prepaid-card: der vorausbezahlte Betrag wird auf elektromagnetische Karten aufgeladen, z.B. Telefonkarte, Kantine, Frankiermaschine.
Seit einigen Jahren gibt es in Großbritannien eine gegenläufige Erscheinung. Dort erfolgt der Bezug von Gütern oder Dienstleistungen wieder im Austausch: Dienstleistungen
gegen Güter und umgekehrt.</div>
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