- Stocks-Artikel 15.6.2001: Goldminenfonds - Frank1, 15.06.2001, 18:49
Stocks-Artikel 15.6.2001: Goldminenfonds
Schwankungen garantiert
Die Goldminenfonds haben in den ersten Monaten des Jahres mit ihrer Performance geglänzt. Die Wertschwankungen können aber sehr gross sein.
Die Kurssteigerung ist beeindruckend. Die Aktien der amerikanischen Goldminenfirma Homestake Mining haben ihren Wert seit dem Herbst des vergangenen Jahres praktisch verdoppelt. Die Börsenkurse der Minengesellschaften widerspiegeln den Anstieg des Goldpreises während der letzten Monate.
Noch kein Ende dieser Hausse sieht Pierre Martin, Manager des Goldminen-Fonds von DWS. Er führt denn auch mehrere Hinweise an, die eine weitere Wertzunahme des gelben Metalls plausibel erscheinen lassen: Da sind beispielsweise mehrere Hedge-Fonds, die nun nicht mehr auf fallende Preise spekulieren. Ein weiterer Grund liegt bei den Notenbanken, die mittlerweile einen Grossteil der geplanten Goldverkäufe bereits getätigt haben. (Bis 2003 dürfen die westlichen Zentralbanken gemäss dem so genannten Washingtoner Abkommen insgesamt noch rund 800 Tonnen auf den Markt bringen.) Ausserdem steht der sehr zersplitterte Goldschürfmarkt vor einer grösseren Bereinigung. Kleinere Minengesellschaften werden nicht darum herumkommen, zu fusionieren und Minen zu schliessen. Aus diesen Gründen, so schätzt der Goldexperte der DWS, werde die Goldproduktion bis 2003 um rund 100 Tonnen sinken. Die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten in den USA haben mit dazu beigetragen, dass sich der Goldpreis so deutlich erholen konnte. Als Alternative zu Aktien gewann das Gold bei Anlegern wieder etwas mehr Bedeutung.
Die Nachfrage nach Gold stammt allerdings vor allem aus Asien. Rund drei Viertel der weltweiten Fördermenge geht an diesen Kontinent. Vor allem in Indien ist die Nachfrage sehr gross. Verbessert sich die wirtschaftliche Lage dort weiter, wird die kaufkräftige Oberschicht noch mehr Geld für das prestigeträchtige Gold ausgeben. nach Meinung des amerikanischen Anwalts und Goldanalysten Reginald Howe könnte der Preis allerdings jetzt schon höher sein. Er wirft den Notenbanken nämlich vor, in Absprache mit einigen grossen Geschäftsbanken den Preis künstlich tief zu halten. Bei zu stark steigenden Preisen, so heisst es, stünden die Banken wegen hoher Short-Positionen vor riesigen Verlusten. Wegen angeblicher Manipulationen hat Howe Alan Greespan verklagt. Er sowie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und bedeutende Banken intervernierten aktiv gegen das Gold.
Der Hintergrund: Die Notenbanken verleihen Gold an Grossinvestoren, vor allem Banken, zu relativ tiefen Zinssätzen zwischen einem und zwei Prozent pro Jahr. Damit können diese wenigstens für einen Teil ihrer Goldreserven, die sonst keine Zinsen abwerfen, eine kleine Rendite erzielen. Die Geschäftsbanken verkaufen das Gold und drücken damit den Preis. Das Geld legen sie beispielsweise in sechsprozentigen Obligationen an und hoffen, dass sie das Gold am Ende der Leihfrist zum niedrigeren Preis zurückkaufen können.
Zur Absicherung der Rückkaufpreise schliessen sie Terminverträge mit den Minengesellschaften ab, welche auf diese Weise mehr Preissicherheit erhalten. Verfechter dieser Verschörungstheorie der Notenbanken schätzen die Menge des ausgeliehen Goldes auf rund 10'000 Tonnen. Niedrig halten wollten Zentralbanken den Goldpreis vor allem, weil steigende Preise höhere Inflationsraten und schlechtere Zukunftsprognosen für Papiergeld signalisierten, lauten die Vorwürfe weiter.
Für den Privatanleger kann eine Investition in Gold, bzw. in Goldminenaktien oder -fonds immer nur eine Massnahme zur Diversifizierung seines Vermögens sein. Auf höchstens 5 Prozent beziffern Experten den optimalen Gold-Anteil in einem Portofolio. Gerade in einem Bereich, wo die Kursausschläge sehr massiv sein können, bietet ein Fonds Vorteile. Mit einer hohen Volatilität muss der Anleger aber auch bei Goldminenfonds rechnen. 'Die Gewinnmargen in dieser Branche steigen oder schrumpfen sehr schnell' so Graham Birch, verantwortlich für den 'MST World Gold & Mining Fund' von Merill Lynch. Um das Ausmass der Volatilität aufzuzeigen, macht er ein Beispiel:
'Steigt der Goldpreis um zehn Prozent, so kann dies eine Fonds-Performance von 30 bis 50 Prozent bedeuten. Bei sinkenden Preisen sind dann auch die Werteinbussen entsprechend deutlich'.
Nach Auffassung des Experten von Merill Lynch hat das Wegfallen verschiedener Negativ-Faktoren (z.B. weniger Verkäufe durch Notenbank) zur Aufwärtsentwicklung beim Gold beigetragen.
Eine fundamentale Trendwende in Richtung eines Gold-Booms kann Birch jedoch nicht ausmachen. Auf eine Prognose für den Goldpreis bis Ende Jahr will er nicht festlegen, meint aber, dass die weiterhin zu erwartenden Fusionen zwischen den Minengesellschaften keine grossen Auswirkungen auf den Preis haben dürften. Die Performance des 'MST World Gold & Mining Fund' lag im April bei 14,3 Prozent und damit leicht unter dem Vergleichsindex FTSE Gold Mines. Das kümmert Graham Birch kaum:
'Für uns ist eine längerfristige Performance wichtig, und in dieser Beziehung haben wir den Index schlagen können'.
Diese Aussage trifft sowohl für den Einjahresvergleich (Fonds: +11,6 % / Index: -0,7 %) als auch für den Dreijahresvergleich (Fonds: -9,4 % / Index: -42,1 %) zu. Ein Drittel des gesamten Fondsvermögens von knapp 53 Millionen Dollar ist zurzeit in südafrikanischen Minengesellschaften investiert. Mit einem Anteil von 19 Prozent folgen amerikanische Firmen an zweiter Stelle. Den grössten Anteil mit 5,8 Prozent mach die Beteiligung an Lihir Gold aus. Dieser Titel legte im April um über 24 Prozent zu.
Graham Birch ist davon überzeugt, dass diese Beteiligung sich auch langfristig auszahlen wird:
'Lihir fördert gold in Papua/Neuguinea. Das Goldvorkommen dort ist sehr gross und kann dementsprechend lange genutzt werden. Ausserdem wurde das Management vom Rio-Tinto-Konzern eingesetzt. Das ist für uns ein wichtiges Qualitätsmerkmal.'
Die Fachleute von Merril Lynch gehen davon aus, dass beim aktuellen Preisniveau weiterhin viele unprofitable Minen schliessen werden. Ein grösserer Output ist nicht in Sicht, wäre aber nötig, um die prognostizierte Nachfrage nach Gold nur schon für die Schmuckproduktion zu decken. Es zeichnet sich somit eine Versorgungslücke ab. Den europäischen Notenbanken, die diese Lücke mit Verkäufen aus ihren Beständen schliessen könnten, sind durch das Washingtoner Abkommen von 1999 die Hände teilweise gebunden. Ihre Verkäufe werden durch das Abkommen begrenzt. Nach Auffassung der Merrill Lynch-Experten wird dies den Goldpreis in den nächsten Jahren stützen.
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