- Bekenntnisse zum Kapitalismus - Kommentar - Turon, 23.06.2001, 00:02
- Re: Bekenntnisse zum Kapitalismus - Kommentar - McMike, 23.06.2001, 19:56
- Re: Bekenntnisse zum Kapitalismus - Kommentar - JüKü, 23.06.2001, 20:31
- Re: Bekenntnisse zum Kapitalismus - Kommentar - McMike, 23.06.2001, 19:56
Bekenntnisse zum Kapitalismus - Kommentar
Bekenntnisse zum Kapitalismus
So manches, was bislang nach offizieller Lesart zu den Säulen sozialer Gerechtigkeit im Land zählte, krempelt die rot-grüne Regierung gründlich um. Mit der 'Modernisierung des Sozialstaats' verabschiedet sich der Staat mehr und mehr von seiner bislang gewohnten Verwaltung der lohnabhängigen Schichten; alles Soziale wird jetzt als ergiebiges Einsparpotential durchgemustert. Obsolet wird damit die Vorstellung, daß der Staat als eine Art ausgleichende Gerechtigkeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern tätig sein müßte, um letztere vor den schädlichen Auswirkungen ihrer profitablen Anwendung zu schützen. Heute steht der Kosten sparende 'Rückzug des Staates' aus solchen Bemühungen auf der Tagesordnung. Nicht wenige fragen sich, ob das noch gerecht ist.
Das unseres soziales System fallen wird, ist bereits längst beschlossene Sache. Alles was die CDU oder SPD unternommen hat um die Arbeitgeber zu entlassten, wurde eben durch eine andere Form der Besteuerung wieder
nicht nur ausgegelichen sondern übertroffen. Der Selbständige richtet sich heutzutage sowohl danach, wieviel der Staat ihm nimmt und klassisch ob der Raum
in dem er tätig ist die Produkte die man baut aufnimmt.
Wenn man so will: etliche Betriebe haben Arbeitskraftmangel, scheinen aber
einen Zustand herbeiführen zu wollen, in dem die Politik ganz den Wünschen entspricht.
1) Kappung von Tarifverträgen;
2) Abriss des Sozialstaates;
3) Hundt sagte dazu sprochwörtlich - o wir können schon Arbeitsplätze aufbauen
allerdings 30% billiger müssen sie sein.
Was im Klartext heißt - man wünscht sich den Schritt zurück.
Die Sache mit dem Absatz von Produkten bleibt dabei vollkommen unberücksichtigt. Mit dem Wegfall von Sozialhilfe und Wohnungsbeihilfen
kappt man auch Mittelzufluss zu den Vermietern, und etlichen Betrieben
vom Einzelhandel gar nicht erst zu sprechen. Trotz etlichen Fortschritten
und immer wieder neuen Recordeinnahmen bei vielen Firmen wurden keine Arbeitsplätze geschaffen - ein Umstand der längst und aus Erfahrung berücksichtigt werden muß. Diese Einnahmen gingen aber nur vom Export aus,
Binnennachfage lahmt aber bereits seit über 10 Jahren und wird weiterhin rückläufig doch die Kappung der Sozialleistungen würde unserem Patienten Deutschland einen Stoß mitten ins Herz bedeuten, wie es in übrigen
schon immer bei solchen Bruch gewesen ist ----> wie so etwas läuft sieht man ganz genau an der Ex-DDR, oder Polen. Dort hat man den Leuten Schocktherapie verebreicht, und der Schock sitzt viel tiefer als so manche es vermuten.
Auch für uns. Statt blühende Landschaften, Eimer und Waschlappen - wenn man die Familienplanung bereits abgeschlossen hat, oder vorhat, diese Familienplanung mit dem neuen Chef abzuschließen. Willkommen in der Welt des prime noctes.Sozialabbau ja - aber nicht von heute auf morgen.
"Sozial gerecht. Um keinen Begriff wird derzeit so heftig gerungen wie um das schillernde Wortpaar."
Wenn sich Regierungsvertreter zu diesem heißen Eisen äußern, merkt man allerdings herzlich wenig davon, daß da um einen Begriff gerungen wird. Nachdem der nationale Handlungsbedarf in Sachen Sparen & Verarmen längst feststeht und zum guten Teil auch schon Gesetzesform angenommen hat, legen sie mit schlichten Worten einfach fest, daß genau das fürderhin als der einzig wahre Ausfluß von Gerechtigkeit zu gelten hat.
"Wir müssen klar machen, daß wir nicht sparen um des Sparens willen, sondern weil wir Ziele verfolgen, die etwas mit sozialer Gerechtigkeit zu tun haben!" (Wolfgang Thierse).
Soziale Gerechtigkeit ist auf gar keinen Fall Leute mit einem Schlag obdachlos, zu machen oder zu behaupten sie wären eine Randgruppe die nicht arbeiten kann, oder will. Ebenso ist es aber auch nicht sozial gerecht, die einen 60 Stunden werkeln zu lassen, die anderen wiederum in der Gulli stecken zu lassen. Man kann aus allen Parasiten machen, auch aus unseren Selbständigen. Die Wahrheit liegt aber definitiv irgendwo mitten drin. Also ist es nötig sowohl die einen, wie die anderen wachzurütteln. 220 Volt 3 mal am Tag
dürfte reichen. Wir haben Stahlinisten in der Regierung, noch mehr Stahlinisten auf der Sozialhilfebank, aber mit Abstand die meisten Stahlinisten und mindestens genauso grausam in den Arbeitgeberreihen. Niemand ist bereit einen Kompromis anzugehen. Vielleicht wäre eine Verordnung des Bruderkusses zwischen den einen und den anderen die richtige. Weil man es sich wert ist.
Auf die rechte Sinnstiftung kommt es also an und die ist leicht zu haben: Jedermann, der Gerechtigkeit fordert, muß einsehen, daß die Instanz, die für diesen hohen Wert zuständig ist - der Maßstab Gerechtigkeit mißt ja den richtigen Gebrauch der Regierungsgewalt bei der Verteilung der Opfer -, als erstes saniert werden muß. Wo sich der Staat selbst als das größte Sorgenkind im Land begreift, wo er seine 'Handlungsfähigkeit' gefährdet sieht und sich den Notwendigkeiten der 'modernen Gesellschaft' stellen muß, verblaßt jede Forderung nach Gnade für Rentner und andere Sozialfälle.
"Nur wirklich ganz Reiche können sich einen armen, einen handlungsunfähigen Staat leisten, die meisten der Menschen in Deutschland können das nicht" (Gerhard Schröder).
Etwa nicht? Nur wenn der Staat seine Pflichterfüllung nicht im geringsten nachkommt, und sowohl auf der einer Seite wie auf der anderer Seite nicht durchgreift, oder es nicht zu tun gedenkt. Den Parteispenden sei Dank.
Ein knüppeldicker Zynismus: Weil 'die meisten Menschen in Deutschland' mit dem, was die Kapitalisten ihnen an Lohn zahlen, sowieso nicht über die Runden kommen, sie also von einer noch so schäbigen staatlichen Betreuung ihres Alters, ihrer Krankheiten oder ihrer Arbeitslosigkeit abhängig sind, sollen sie gefälligst das Wohlergehen des Staates als ihr allgemeinstes und wichtigstes Lebensmittel betrachten und jedes Opfer für es als ihr ureigenstes Interesse betrachten.
So viel zum Thema Standpunkt des Kapitalismus. Als ob der Kapitalismus
ohne Menschen existieren könnte. Blödsinn pur. Und wenn sich der Kapitalismus über den Staat emporhebt, wie in diesem Falle, sind wir es nicht besonders weit allesamt baden zu gehen. Ich beschreibe das mal kurz. Nach dem man den Sozialismus abgeschafft hat, haben alle Länder die es mitgemacht haben wirtschaftlich und entwicklungstechnisch gelitten. Sie wurden um 10 Jahre zurückgeworfen, mit der Aussicht sich die verlorenen 10 Jahre neu zu erarbeiten. Aus die Maus. Mit exakt gleicher Geschwindigkeit, schnellte der Absatz der Produkte ebenfalls in die Tiefe, einige Selbständige haben sich binnen 48 Stunden aus eigenem Laden selbst rausgeschmissen und beschlossen
Käufer zu suchen. Die finale Stufe des moralischen Verfalls aller Werte setzte
schneller ein und wurde länger als man jemals für möglich hätte halten können. Bei unseren Kosten wird exakt das Gleiche bei uns passieren, aber eines setze ich drauf: wir können versuchen diesen Prozess hinauszuzögern, verhindern werden wir es nicht. Die Chance liegt darin das es schneller"kesselt", wie halt bei einem Alpinisten der abgerutscht ist und im letzten Moment das Seil
gegriffen hat, daß er plötzlich im letzten Moment gesehen hat. Dazu darf man aber nicht verwöhnt und träge sein, um diesen Seil zu sehen - in so einem Moment.
Andernfalls, so die Drohung, wäre ihre soziale Lage noch viel schlimmer. Der mit dem Kanzlerwort verbindlich gemachte neue Begriff von Gerechtigkeit ist Nationalismus reinsten Wassers: Alles, was dem Staat nutzt, ist gerecht, denn er ist die wichtigste Lebensbedingung. Die alte Idee einer ausgleichenden Gerechtigkeit zwischen arm und reich empfindet die SPD somit selbst als unerträglichen ideologischen Ballast.
"Die alte Position einer Arbeiterpartei, von den Reichen nehmen, um den Armen zu geben, kann nicht länger die Politik unserer modernen Gesellschaft sein" (Peter Struck).
Es kommt gar nicht mehr darauf an, was man gerne tun würde, sondern darauf an was machbar ist.
Obwohl die"Deutungshoheit" in Sachen Gerechtigkeit so unmißverständlich bei den 'Verantwortlichen' liegt, sieht der Spiegel die Politik von einer"Gerechtigkeitslücke", ja sogar von einer"Gerechtigkeitsfalle" gepeinigt.
Weil es eine ist.
Die besteht darin, daß man sich in den Gründerjahren der Republik leichtfertig einen falschen Gerechtigkeitsbegriff zugelegt und mit ihm überzogene Ansprüche an den Staat genährt hat, die heute nicht mehr zu befriedigen sind. Deswegen ist die regierende SPD jetzt so arg von Wahlniederlagen und Stimmungstiefs gebeutelt. Selbst innerhalb der Partei wundern sich nicht wenige, daß der Kanzler im Wahlkampf 'mehr Gerechtigkeit' versprochen hat und jetzt die von ihm verordneten Zumutungen an die kleinen Leute ungeniert mit einer völlig neu ausjustierten Gerechtigkeit legitimiert. Das schafft Handlungsbedarf in Sachen geistiger Führung: Begleitend zu den heftig anlaufenden Reformen des Sozialsystems muß der Gerechtigkeitssinn der Bürger grundlegend auf den neuesten Stand gebracht werden.
"Nur wer die Deutungshoheit erobert, was als sozial gerecht zu gelten hat, hat Aussicht auf Politik- und Gestaltungsfähigkeit."
Ein sehr wahrer Satz, was längstens uns einige CDU Mitglieder mitgeteilt haben, ist Wahrheit pur -
runter von dem hohen Roß - doch hier schließe ich keineswegs die Selbständigen aus.
Die müssen ebenfalls runter von dem hohen Roß, zu glauben, sie können sich einfach das Recht
nehmen, Jemandem seine Lebensweisheiten vorzutragen, was wie nun zu tun ist. Nach dem Motto:
da ich weiß wie der Hase läuft - weil ich selbständig bin - mache ich Dich fertig, schlucks runter
und tue so, als ob nichts passiert wäre. Ich habe das Recht dazu. Exakt diese Mentalität sollten sich
Selbständige abschminken, nur auf eigenen Erfahrungsschatz zu setzen. Die Fluktuation der Arbeitskräfte
hat auch was Positives: man zapft eventuell an Erfahrungsschatz eines der es definitiv besser weiß.
Und obendrein gewöhnt man sich selbst die Unantastbarkeit - die selbst bei Beamten nicht viel tiefer sein kann einfach ab. Für den kleinen Mann ist ner Beamte und der Arbeitgeber nicht zu unterscheiden. In aller Regel.
Daß einige Selbständige wesentlich weniger drauf haben als sie den Anschein zu erwecken versuchen, daß
wissen wir längst, wenn den Leuten nichts mehr einfällt, als dem jungen Burschen, vor augen der gesamter Belegschaft Putzarbeit zu verordnen, wobei er noch obenrein verspottet wird, weil er so komisch grinst.
Es ist schlicht und einfach Dummheit und grenzenlose Arroganz, erstickt auch jegliche Motivation gleich sofort. Putzarbeiten sind unumgänglich und man erledigt sie gemeinsam. Keine Sonderbehandlung für alte Betriebssäcke.
Das ist dem Spiegel eine Titelstory wert. Selbstverständlich ist sich das Intelligenzblatt viel zu schade, die von den Regierungsvertretern amtlich gemachte Definition von Gerechtigkeit einfach so nachzuplappern; die studierten Redakteure haben sich instinktsicher allerhand höhere Gesichtspunkte für eine Renovierung des Gerechtigkeitsbegriffs einfallen lassen, die allesamt auf das bereits fix und fertig definierte Ergebnis hinauslaufen. Hier ein paar Highlights zeitgemäßer Dummheit:
Oder sie haben einen kritischen Artikel bereits aus nächsthöcherer Ebene einer Firma bekommen, die bei Spiegel
und überall sonst dafür sorgt, daß die regierende Partei der Sozis massivst diffamiert wird. Die Wirtschaft
mischt im Hintergrund der Meinungsbeeinflußung viel mehr mit als man zu glauben versucht. Als die CDU regierte
war das gar nicht notwendig, jetzt aber - jetzt wo die Arbeitgeber definitiv in der Opposition sitzen wird moralische Blokade, politische Diffamierung erst Recht offensichtlich. Wenn der Staat sich aus der Wirtschaft raushalten soll, soll die Wirtschaft ebenfalls den Knebel verpaßt bekommen.
Es gibt 3 Stufen für Armut:
1) Der Sozialismus,
2) wenn der Kapitalismus regiert,
3) wenn das Kapital direkt regiert.
1. Ungleichheit schafft gesellschaftliche Dynamik
"Eine Gesellschaft lebt dynamischer, wenn es Ungleichheiten gibt."
Die Banalität, daß arme Leute für eine dynamische Anlagerendite der Reichen besser geeignet sind, weil sie billiger dafür arbeiten müssen, ist hier natürlich nicht gemeint. Das wäre den Zeitgeistexperten des Spiegels zu primitiv. Der Gedanke ist mehr philosophischer Natur und gerade als solcher geeignet, die rauhe Wirklichkeit der Klassengesellschaft von einer höheren Warte aus ins Recht zu setzen: Gegensätze schaffen - ungefähr so wie beim Plus- und Minuspol eines Dynamos - immer irgendwie"Dynamik", die ist - schon weil ihre Gegenteil, der Stillstand, schlecht ist - immer gut, also kann der Gegensatz zwischen arm und reich einer Gesellschaft nur gut tun. Die rechte Portion Armut ist folglich auch für die Unterschichten - sind ja auch Gesellschaftsmitglieder! - so ziemlich das beste, was ihnen passieren kann.
"Eine Reformdebatte über einen neuen, zeitgemäßeren Begriff von sozialer Gerechtigkeit wäre zugleich eine Debatte darüber, wie viel Ungleichheit unvermeidlich, womöglich sogar erwünscht ist."
Für meine Begriffe gilt, wer wirtschaftet muß bedauerlicherweise diskriminieren, das heißt -
es gibt keine Lösung für dieses Problem - gesunde Wirtschaft wird durch Leistungswillen und Euphorie
in diesem Geiste erst möglich. Man muß Leute so ausbilden, daß sie bereit sind nach den Sternen zu greifen.
2. Gleichheit in der Armut ist gerecht
Die Ungleichheit scheint allerdings eine ziemlich kapriziöse Triebkraft zu sein: Sie entfaltet ihre Wirkung offenbar nur zwischen den Klassen; innerhalb der Lohnabhängigen ist das Einerlei eines gleichmäßig niedrigen Lohnniveaus viel effektiver:
"Ist es gerecht, den Preis der Arbeit so hoch zu treiben, daß zwar den Arbeitsplatzbesitzern gedient ist, den Arbeitssuchenden aber die Rückkehr in einen Job erschwert wird, weil es sich für Unternehmen nun einmal nicht rechnet, neue Leute einzustellen? Muß man nicht mehr Ungleichheit bei den Einkommen hinnehmen, um im Gegenzug für mehr Gleichheit beim Zugang zur Arbeit zu sorgen?"
Interessante These - die sich andersrum ebenfalls mißbrauchen läßt: man treibt die Lohnkosten so nach unten, daß von
Wirtschaften keine Rede mehr sein kann, und letztendlich endet alles genau bei dem gleichen Problem - Bevölkerung zu reich, Firmen Pleite - oder Firmen sehr reich, aber kein Konsum.:) Nur das notwendigste wird gekauft.
Das Gerechteste von der Welt ist eben immer noch die kühle Rentabilitätsrechnung eines Arbeitgebers. Wenn dem ein Prolet zu teuer ist, kann das nur an seiner ungerechten Geldforderung liegen. Was also folgt gesamtgesellschaftlich aus Millionen Arbeitsloser für einen zeitgemäßen Begriff von Gerechtigkeit? Genau das, was der Kanzler als Senkung des nationalen Lohnniveaus zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland eh' schon betreibt, nämlich die Weiterverarmung aller, die noch Arbeit haben.
Richtig heißt es: es betreibt nicht nur der eine Kanzler, es hat der andere damit angefangen. Renatbilitätsrechnung pur, möchte man meinen. Das geht aber nur dann, wenn man alle Kosten wie auch zukünftige Entwicklung eindeutig in Griff hat. Herr 11-fache Dr. Kohl hat es allerdings bei seiner Steuerreform, bei seiner Gesundheitsreform, nicht berücksichtigt, daß für heute es eine Entlasstung bedeutet, planierte den Boden aber bereits für eine weitere Kostenlawine.
3. Der Wohlfahrtsstaat plündert seine Klientel
"Daß mit dem Wohlfahrtsstaat auch der Schuldenstaat geboren wurde, das blieb in der allgemeinen Euphorie weitgehend unbeachtet... Und so ist der Wohlfahrtsstaat deutscher Prägung zu einem Riesen geworden, der seine Bürger zu erdrücken droht."
Wieviel Posten ein Staatshaushalt hat, weiß keiner auswendig herzusagen, eines aber ist klar wie Kloßbrühe: Ausgerechnet die Haushaltsposten, die was mit dem Sozialen zu tun haben, verursachen immerzu die Staatsverschuldung. Dem überschuldeten Staat bleibt dann gar nichts anderes übrig, als ausgerechnet die lohnabhängige Kundschaft des Wohlfahrtsstaates - die Leute mit Geld brauchen es ja zu seinem Wachstum selber - für die fälligen Zinszahlungen zur Kasse zu bitten, weshalb die Empfänger der staatlichen Wohltaten recht eigentlich die Opfer des"Wohlfahrtsstaates" sind.
Vollkommen richtig ist auch physikalisches Gesetz. Hier wird irgendetwas erzeugt, ohne eine Gegenleistung
dafür zu erhalten. Gut - der Sozi ist eine sehr teuere Motivationsspritze für all die anderen, die Arbeit haben.
"Der deutsche Wohlfahrtsstaat hat sich zu einer gigantischen Beglückungsmaschine entwickelt, die immer neue gesellschaftliche Gruppen erfasst und dabei in ihrem rastlosen Bemühen, Vergünstigungen und Sonderrechte möglichst gleichmäßig zu verteilen, immer größere Geldströme ansaugt... Immer mehr Beitragszahler ächzen unter der Last eines Umverteilungsapparats, der das Plus bei den Bruttolöhnen seit Jahren in ein reales Minus verwandelt und dem Wort 'Gerechtigkeitslücke' eine ganz neue Bedeutung gibt."
Also ich denke als erstes gibt es keine realen Lohnzuwächse mehr, die Lohnerhöhungen sind bestenfalls ausreichend
um Inflation zu decken. Zweitens: nicht der Staat erzwingt Abrbeitsplatzabbau, sondern Kosten und Leistungsrechnung.
Also speckt man Betriebe ab, man reduziert damit die Fixkosten und nimmt dafür außerordentliche Arbeitskosten in Kauf,
in dem man sich vermutlich die gleichen Mitarbeiter, die früher für 30 DM gearbeitet haben, jetzt bei einem Stundenlohn
von etwa 17 DM oder gar viel weniger zukommen läßt, nach Bedarf.
Wenn somit klargestellt ist, daß die Begünstigten des Wohlfahrtsstaates ihre Begünstigungen sowieso selber zahlen müssen, kann man den ganzen Umstand des"Umverteilungsstaates" doch gleich bleiben lassen.
Zumindest sollte man damit nicht anfangen: Kaserne und Suppe - die dann durch Staat finanziert wird, wenn der Sozi bereit ist sofort eine Arbeit anzunehmen.
4. Zuviel Gerechtigkeit ist ungerecht
"Keine Frage, das ganze System des Gebens und Nehmens hat sich übersteuert. Je mehr der Staat versucht, es allen in allen Lebenslagen recht zu machen, desto mehr verheddert er sich in Widersprüche... Gerade die Allmachtsphantasie einer Politik, die glaubt, alles regeln zu können, produziert nicht mehr Gerechtigkeit, sondern weniger."
'Gigantische Beglückungsmaschine'? 'Rastloses Bemühen, Vergünstigungen zu verteilen'? 'Es allen in allen Lebenslagen recht machen'? Wovon ist hier die Rede? Geht's um biblischen Chiliasmus, um Utopisten des späten 19 Jahrhunderts? Weit gefehlt! Den Menschenfreunden vom Spiegel scheinen ihre eigenen, vor gar nicht allzu langer Zeit mit viel kritischen Impetus verfaßten Armutsreports gerade mal entfallen zu sein; die idyllischen Prägungen apostrophieren tatsächlich das bundesrepublikanische Staatswesen. Aber: Der Wille zum Guten hat ja immer etwas mit Weltfremdheit zu tun und deswegen muß man sich um diesen Hort des Humanismus ernste Sorgen machen. Die Republik leidet an"Allmachtsphantasien". Die beziehen sich nicht etwa auf seine Macht als Staat in der Welt, sondern - wie niedlich - auf die großen und kleinen Sorgen von Otto Normalverbraucher. Und weil der bekanntlich ein äußerst komplizierter Nimmersatt ist, der"selbst Sprachreisen in die Provence und Grappa-Seminare an der Volkshochschule für förderungswürdige Sozialprojekte hält", kann man es ihm gar nicht recht machen. Also soll man es gar nicht erst versuchen.
Dringendste Abschaffungsstufe ist angesagt, gerade bei solchem Unfug.
5. Also: Freiheit statt Wohlfahrt
Wenn jedes staatliche Bemühen um einen gerechten Ausgleich zwischen arm und reich nur ins Fiasko führt, ist klar: Der"Rückzug des Staates" aus der sozialen Wohlfahrt ist letztlich die gerechteste Behandlung der Bürger. Das schont den Geldbeutel der Beitragszahler ebenso wie die Lohnkosten der Arbeitgeber und schafft kostenfrei eine segensreiche dynamische Ungleichheit der Klassengesellschaft, kurz: soziale Gerechtigkeit stiftet der Kapitalismus von ganz allein. Und das hat noch ganz andere Vorteile: So manche Leute sitzen dann eben nicht nur in der Scheiße, sondern dürfen dort die Luft der Freiheit atmen.
"Wir müssen den Bürgern mehr Luft zum Atmen lassen, gerade das ist ein Ausdruck von Gerechtigkeit" (Staatssekretär Siegmar Mosdorf).
Prinzipiell vollkommen einverstanden. Der Sozialhilfeempfänger darf sich auf seinem Weg zurück ins Berufsleben
nicht durch gerade anlaufendes Grappa Seminar oder sonstige irgendwelche komisch/dubiose Einrichtungen ablenken
lassen, wie Lachtraining oder ähnliches Blödsinn.
Und noch ein Vorteil: In der Not - das weiß man ja vom Krieg - gedeihen Werte wie Gemeinsinn und Kameradschaft immer noch am besten. Solch edle Genüsse hat ihnen der alte Wohlfahrtsstaat vorenthalten.
"Wer Gerechtigkeit allein in Mark und Pfennig mißt, blendet aus, daß auch ein Rückzug des Staates einen Gewinn bedeutet: an Freiräumen, Innovationskraft, womöglich sogar mehr Gemeinsinn - all dem, was üblicherweise mit Zivilgesellschaft verbunden wird... So gesehen kann gerade die Bereitschaft des Staates, sich vom Regulierungswahn zu verabschieden und damit mehr Ungleichheit zuzulassen, eine Form wohlverstandener Gerechtigkeit sein."
Der Gedanke des starken Staates wird hier ganz eindeutig mißverstanden. Kurz auf den Punkt gebracht:
Fördern ja - schenken nein.
Fazit
Das freie Spintisieren über harmlos scheinende Abstrakta wie Dynamik, Gleichheit, Ungleichheit, Freiheit mag noch so abgehoben sein, es tut seinen Dienst: So setzt der gebildete Verstand die in der Vergangenheit umständlich geleugnete Klassengesellschaft mit allen ihren rauhen Begleiterscheinungen ins Recht. Der immer schon ideologische Titel Gerechtigkeit hat einmal den Teil der Staatstätigkeit glorifiziert, der einer rücksichtslosen Subsumption aller sozialen Verhältnisse unter die Profitkalkulation des Kapitals Schranken gesetzt hat, um das Profitmachen in sozialverträgliche und damit dauerhafte Bahnen zu lenken. Der jetzt in Kraft gesetzte Gerechtigkeitsbegriff idealisiert so ziemlich das Gegenteil: Der Kapitalismus sorgt für soziale Gerechtigkeit ganz von selber; die Klassengesellschaft ist auch ohne staatliche Regulierung gerecht, der Staat soll sich vom Sozialen 'zurückziehen' und sich um seine Handlungsfähigkeit für das nationale Geschäftsleben kümmern.
Ganz meine Rede - zumal ich als das beste Geschenk auf dieser Welt immer noch sehe, daß man Jemandem bei sinnvollen
Vorhaben unterstützt - man muß den Pferden nur das Laufen beibringen, für Besuche eines Lachkurses kann er dann schon
selber sorgen, zumal es sich eindeutig höchstens um Verhaltenstherapie handeln kann, die man ganz sicher nicht besuchen
würde, wenn sie so genannt wäre.
Armut ist somit kein Skandal mehr. Sie muß vielmehr als Wesensmerkmal einer dynamisch-freiheitlichen Gesellschaft
verstanden werden. Bessere Argumente als der zitierte Schwachsinn sind dafür offenbar nicht zu haben.
Armut ist sicherlich kein Skandal, ein Skandal ist es aber, wenn man die Leute einfach auf der Straße stehen läßt,
ganz besonders dann, wenn sich andere abwracken. Lieber bescheiden, aber zielstrebig und konsequent sogenannte
Arbeitskultur fördern.
Mike: wenn Du meinst ich bin dafür, daß der Unsinn wie diese ganzen Kurse
an der Volkshochschule zum sozialen Bereich gehören, so möchte ich was richtig stellen. Das ist keine soziale Gerechtigkeit, daß ist Unsinn pur. Ich betrachte als soziale Gerechtigkeit, zwei Sachen: Behilflich und fördernd bei Arbeitssuche sein, und behilflich bei der Erlangung der Kenntnisse, die man im Arbeitsleben braucht. Viele haben was drauf, doch genutzt wird es von Niemandem.
Das Argument lautet wie immer: seitens der Arbeitgeber: zu alt, zu unerfahren.
Es stimmt aber auch, daß es auf eine bestimmte Gruppe sehr wohl zutrifft.
Manche bleiben immer in diesem Bereich gefangen und kommen auch nicht wieder raus. Irgendwann hat man sich an das Nichtstun gewöhnt. So sehe ich das.
Bin auch nicht der soziale Typ, der jeden Blödsinn befürwortet - einzig und alleine zwei Sachen: Chancen geben und Chancen bilden. Fakt ist, der Staat muß
reduzieren, die Firmen müssen ihre Einstellung überdenken, genauso wie all diejenigen, die dort draußen ohne Arbeit den Wohlfahrtsstaat"genießen".
Der Wohlfahrtsataat muß zügig abgebaut werden, doch gleichzeitig müssen auch
die Firmen die Voraussetzungen dafür schaffen, diese Leute ins Produktionsprozesse einzubinden. Im Moment ist es so: der Arbeitsaufwand wird
stillschweigend von Angestellten alleine erledigt.
Und da wundert es mich, daß man glaubt, durch die Auflösung der sozialer Ebene sofort, die Arbeitgeber sich sagen werden, also jetzt können wir uns die Leute leisten. Sie wissen doch aus Erfahrung, daß es auch so funktioniert.
Gruß.
Danke für das reinstellen, und Gruß
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