- Wohin wird uns der Wind treiben - oder ist es ein Taifun? - Der Unsichtbare, 28.06.2001, 13:59
- starker Tobak - uluwatu, 28.06.2001, 14:09
- Sag mir woher, da gehe ich auch hin!:-) (owT) - Der Unsichtbare, 28.06.2001, 14:12
- Re: Im Land des ewigen Lächelns - - - aber im Ernst: Unsichtbarer Dottore - André, 28.06.2001, 18:26
- Sag mir woher, da gehe ich auch hin!:-) (owT) - Der Unsichtbare, 28.06.2001, 14:12
- Guter Beitrag, danke. - BossCube, 28.06.2001, 14:34
- Re: Guter Beitrag, danke. - dottore, 28.06.2001, 16:20
- Re: Dramatisch oder unauffällig? - Ecki1, 28.06.2001, 14:36
- Re: Dramatisch oder unauffällig? - dottore, 28.06.2001, 16:18
- Re: Genau so sieht's aus. Danke! Und eine"Lösung" wüsste ich auch selber gerne (owT) - dottore, 28.06.2001, 16:11
- starker Tobak - uluwatu, 28.06.2001, 14:09
Guter Beitrag, danke.
Hallo Unsichtbarer,
danke für Deine Worte. Mich schockt nichts mehr, habe ich mir doch diese Gedanken schon selber gemacht. Die Sache mit der Politik sieht so aus, daß man im Prinzip eine Diktatur braucht, um unpopuläre, aber wichtige und richtige (!) Maßnahmen durchzusetzen. Mit den jetzigen, ihrer Klientel hörigen, Politikern unmöglich. Fragt sich nur, ob die Diktatur dann auch freiwillig wieder Abtritt oder im Terror endet.
Gruß
Jan
p.s. Diese"Klientel" sind auch wir alle. Kämen WIR notfalls mit viel weniger als heute aus?
Ich nehme vorweg an, dass es ein Taifun werden wird. Oder der Taifun schon „ist“ und wir, da wir uns an den Rändern befinden (weil wir keinen Einblick in die massgeblichen Bücher haben oder diese geschönt sind) noch nicht mehr als einen zunehmenden Passatwind verspüren.
>Den verspüre ich noch als ganz angenehm; ich will mich nicht verstellen: dass nach langer Zeit des Mahnen und Rufens und des Ernten von Spottes dafür, nun die Zeit des Offenbarwerdens der Probleme (noch nur so zart wie die erste Morgenröte) anbricht, ist nichts mehr als eine überfällige Genugtuung. Verachtet mich dafür, aber so ist es. Jedoch: langsam weicht meine Zufriedenheit und macht einer Angst Platz.
>Auch diese Angst ist (natürlich) individuell. Ist es nicht wahrscheinlich, dass das Besser-gewusst-haben in der Stunde der Not nicht hilft? Wer kann die politischen Veränderungen voraussehen, die eintreten, sobald die ganze Malaise ihren Tribut fordert? Werden die Minen nicht als erstes verstaatlicht, im Sinne der so (sich selbst) „betrogenen“ Allgemeinheit? Man wäre also doppelt betrogen: durch Konsumverzicht, während die ganze Welt ausgelassen ihre Party gefeiert hat und durch Enteignung, weil die Masse naturgemäss uneinsichtig und neidisch ist. Würde das nicht genügen, um ein (irdisches) Herz zu brechen?
>Ich vermute, dass nur wenige hier hinzugewinnen möchten. Natürlich würde es niemand ablehnen, warum auch? Aber das (in meinen Fall wenige) Erreichte zu sichern, das ist wohl das Kernmotiv vieler hier. Und das wird schon schwer genug werden!
>Was ist denn das Problem?
>Das Problem besteht darin, dass es ein globales modulares Problem ist:
>- das Kreditgeldsystem ist darauf angewiesen, dass Kredit stattfindet
>- Kredit verlangt Zinsen und die unterliegen ebenfalls der Verzinsung
>- Politische Führung ist entweder stark oder populistisch
>
>Das Kreditgeldsystem ist darauf angewiesen, dass Kredit stattfindet.
>Das ist ein bislang in meinen Augen unwiderlegbarer Grundsatz der Debitisten. Ich wäre gerne bereit, ihn auf den Müll zu werfen, kenne aber kein überzeugendes Argument dagegen.
>...dass Kredit stattfindet. Damit ist neuer Kredit gemeint, also neues „Geld“, wenn auch in für viele so bisher nicht betrachteter Form. Es ist dadurch „Geld“, dass ich bereit bin, dem Kreditnehmer zu vertrauen und ihm von „Geld“ in meinem Bestand oder Gütern oder Dienstleistungen abzugeben. Dieses „mein Geld“ ist wiederum nur eine Forderung, die ich gegenüber eine dritte Person habe. Handelt es sich um Güter, dann stellen diese sogar unter Umständen in transzendierter Form eine Verbindlichkeit meinerseits dar, die ich nun durch Kreditwilligkeit meines neuen Kreditpartners abzulösen trachte. Wenn ich also Sachen „an den Mann bringe“, suche ich also im Grunde einen Nachschuldner. Dies geht aber in der Betrachtung immer unter, weil niemand so kompliziert leben will.:-)
>Es ist doch so: habe ich ein Gut, dessen Herstellungs- oder Erwerbskosten vollständig abgedeckt wurden, dann „frisst es kein Brot“. Schonungslos betrachtet, aber unter Umständen eben doch: habe ich irgendwo noch eine Rechnung offen, dann drücken mich eben alle „Kredite“ der Vergangenheit, auch wenn diese scheinbar längst bezahlt sind. Sie sind es eben nicht, denn eine Banknote, mit der wir vor 3 Jahren den Urlaub in wohliger Stimmung endgültig bezahlt zu haben glaubten, würde mir heute helfen, meine Schulden zu begleichen.
>Wenn ich sie noch hätte...
>Ich bitte das mal in aller Konsequenz zu bedenken, auch wenn einem dann schlecht wird. Ist noch eine Rechnung offen, dann drückt irgendeine uralte Schuld (ein Kredit), an die wir uns schon längst nicht mehr erinnern können. Es kann der teure Fernseher sein, den wir uns in besseren Zeiten gekauft haben, der uns, wäre er nie gegen eine Forderung, die wir einst hatten, „eingetauscht“ worden. Aber wir mussten ja damals unbedingt einen neuen Kredit gegen eine vorher eingenommene Gläubigerposition eintauschen. Und doch haben wir geglaubt, das Ding „bezahlt“ zu haben. Ein Irrtum, dessen Folgen wir alle noch werden tragen müssen, ohne dass wir es alle je wirklich begreifen werden. (Wir hier schon, aber da „draussen“ wird man es in der Mehrheit weder wissen, noch es ihr je erklären.)
>Na ja, alles kein praktisches Problem, oder? Et hätt doch noch immer jutjejange!
>Tatsächlich ist es problemlos, solange die vom (nicht genug zu dankenden!) P.C. Martin und anderen Kredit-Theoretikern so lange und heftig als nötig beschworenen Nachschuldner gefunden werden. Gefunden kann nur heissen: wieder- und immer wieder neu-gefunden, denn diese anonymen Nachschuldner sind wir alle jeden Tag neu oder eben nicht, bzw. nicht in dem Maße der alten Neuverschuldung (plus Zinsen).
>So wird also, wenn jetzt wirklich die Gesamt-Nachfrage nachlässt, das System problemlos weiterfunktionieren. So problemlos, wie es eben angelegt ist. Es ist kein Systemfehler, wenn jetzt alles zusammenbricht: das System funktioniert eben so. Was uns daran stört, sind nur die Folgen für uns alle.
>Spricht man soweit mit Otto Steuerzahler, dann heisst es (zu Recht):
>„Ja, mag sein, glaub ich sogar, aber bisher ist jede Rezession in einen Aufschwung gemündet. Und wenn es nicht von selbst, also durch uns „Konsumenten“ klappt, dann macht der Staat ein Konjunktur-Programm, dann geht das schon.“
>Darin stecken zwei fatale Probleme:
>1) Natürlich können die Nachfrager aller Arten & Länder sich plötzlich entscheiden, doch wieder morgen pfeifend aus dem Haus zu marschieren und g e n ü g e n d nachzufragen. Dann geht’s halt weiter, bis zur nächsten Sorgenstation.
>2) das Konjunktur-Programm des Staates, dazu wie folgt.
>Kredit verlangt Zinsen und die unterliegen ebenfalls der Verzinsung
>Es zeugt von tragischer, selbstgewählter Blindheit, einen universell gültigen Sachverhalt nur selektiv anzuwenden. Es mag ja sein, dass auch nur die Mathematik eine reine „Vorstellung“ des Menschen ist. Aber wen sie nur eingebildet ist, dann ist sie dennoch unteilbar gültig. Jedenfalls soweit ich da als Nicht-Mathematiker informiert bin.:-)
>Die von Beratern und Drückern so heftig bei der Aktien-PFONGS-Anlage:-)gepriesene Zinseszins-Heiligkeit gilt dann nicht nur bei Guthaben, sondern auch bei Schulden. Der Witz ist ja sogar: es ist ja eh ein und dasselbe, je nach Position. Darf aber bitte nicht so sein, sonst könnte man ja ins Grübeln kommen. Oder macht Adam Riese vor den Staatsschulden aus Ehrfurcht vor den „Konsolidierungstaten“ unserer Politik-Heroen plötzlich halt?
>Eher nicht. Und damit ist irgendwann der Punkt automatisch erreicht, an dem der Staat sein letztes Konjunktur-Programm fährt. Ich habe es nicht nachgerechnet, aber ich glaube jenen, die sagen, dass eine Rückführung der Schulden (in Deutschland) gar nicht mehr möglich ist und damit irgendwann verblüffend zwingende mathematische Gesetze ihre Wirkung beginnen. Böse, weil als „pessimistisch“ gebrandmarkte Zungen sagen, dass der Zauber bald wirken dürfte. Bei 2.378 Mrd. DM Gesamt-Staatsschulden (ohne Sondervermögen DE und ERP) und sagen wir 5% Zins, halte ich das einfach für glaubhaft.
>Und dann könnten wir rasch an dem Punkt sein, an dem ein f i n a n z i e l l e s Konjunktur-Programm gar nicht mehr angestossen werden kann. Es gäbe vielleicht andere Programme, aber die wären zu unbequem, um sie überhaupt noch in der möglichen Zeit zu planen, geschweige denn: anzupacken.
>Ist der Punkt erreicht (ist er es?), dann wissen weder Otto Steuerzahler, noch sein gewählter Wirtschafts- und Gesellschaftsführer Gerhard Schröder eine Lösung. Ich übrigens auch nicht, woher auch?
>Politische Führung ist entweder stark oder populistisch und damit schwach.
>Warum dann überhaupt noch auf den dritten Problempunkt eingehen? Weil hier eine Lösung hätte liegen können oder, wenn auch nur elendverkürzend, zukünftig liegen könnte.
>Warum darf in Deutschland (wie fast überall) eine grosse Firma, die überschuldet ist, nicht kaputt gehen? Die kleinen dürfen es ja auch.
>Warum darf in Deutschland nicht einfach ein Guthaben (eines Einlegers, der halt seiner Bank vertraut hat) gestrichen werden gegen eine Forderung (ein fauler Kredit, den seine Bank vergeben hat), die uneinbringlich ist?
>Warum dürfen wir nicht alle, die wir uns haben einlullen lassen, nicht auch e i n m a l die Lektion lernen, dass wir selbstverantwortlich sein müssen?
>Ich habe wenig Mitleid mit dem Couponschneider, dem Neu-Börsen-Besserwisser, dem Ich-will-jetzt-aber-auch-noch-die-tolle-Kapitalanlage-Haus-Hypo-Schuldner, die alle plötzlich vor dem Nichts stehen können. Sie hätten längst informiert sein können, zogen aber die Bequemlichkeit des Sicherfühlens vor.
>Warum sollte ich (falls die Bibel recht hat) Mitleid einfordern, weil ich dereinst ggf. nicht in dem Himmel komme? Darf ich mit dem Argument kommen, dass ich ja keine Ahnung von den „Fakten“ hätte haben können? Wohl kaum. Irgendwo liegt immer eine Bibel rum, mindestens einmal im Leben eines Menschen. Auch hier wird eine bewusste Entscheidung getroffen. Und sei es, nicht intensiv zu prüfen, um dann ggf. doch noch zu verwerfen.
>Was hat das mit starker oder schwacher Politik zu tun?
>Starke Politik ist immer Politik, die das richtige tut und sich dann anstrengt, t r o t z d e m wiedergewählt zu werden. Die Politik, die heute gilt, lautet: wiedergewählt werden.
>Das betrifft alle mir bekannten Parteien.
>Also haben wir auch von daher keine Hilfe mehr zu erwarten, zumal das Problem ohnehin längst länderübergreifend geworden ist.
>Worauf dürfen wir uns also einstellen?
>Wir müssen mit der schwachen Politik rechnen. Die wird also alle Wege zu beschreiten versuchen, es zu möglichst wenigen Sektordeflationen kommen zu lassen.
>Es wird aber ein aussichtsloser Kampf. Aktuelles Beispiel:
>Gestern hiess es, man wolle eine Gesundheitsreform machen. Was sich zunächst gut anhörte („Wahl“ und „Grundleistungen“), ist im Grunde wieder eine Lüge, denn man würde doch zunächst erwarten, dass jener, der nur Grundleistungen haben will, in Zukunft weniger Beitrag zahlt. Natürlich ist das Quatsch: das, was jetzt „Pflicht“ ist, wird morgen „Kür“ gegen Mehrzahlung.
>Aber unabhängig davon, ob dies an sich gut oder schlecht ist: es ist eine Inflation aus Sicht des Versicherten, die zu einer Deflation in einem anderen Sektor führen muss. Und sei es nur, dass weniger gespart wird. (Aber ich glaube, um „Sparquoten“ geht es gar nicht mehr, das ist Normal-Ã-konomie von gestern, es stellen sich andere Fragen...)
>Und so verhält es sich auch mit anderen Inflationen in den nächsten Monaten. Sie führen zeitgleich (!) zu Deflationen. Und die Überschuldung drängt gleichzeitig.
>Wie kann es da - unter dem Strich - zu Inflation kommen, bzw. dabei bleiben?
>Nur, in dem der Gott „Staat“ sich verschuldet. (Unter der Voraussetzung, dass die Privaten weiterhin nicht g e n ü g e n d Neuverschuldung, sprich Konsum / Investition betreiben.)
>Sicher will er das, er ist ja ein Fürsorge-Staat, aber wie will er das machen?
>Da muss ich passen. Wisst Ihr es?
>Ich grüsse in dieser Frage äusserst ratlos!
>p.s. die Schwäche des Staates wird sich in der Endphase noch mal darin äussern, daß er dann plötzlich “stark” genug ist, den wenigen, die noch was haben, das dann - zum Allgemeinwohl, versteht sich - auch noch zu nehmen.
>Die Alternative wäre: der Staat dankt ab. Aber warum sollte er das tun, solange es noch Massen gibt, von denen sich skrupellose Politiker um Hilfe anflehen lassen können?
>So wird dann aus der neuen Schröder-Doktrin der „Ruhigen Hand“, die „Starke Hand“ (weil: für ein schwaches Volk).
>Wenn ich mir überlege, was in ein paar Jahren in Europa abgehen könnte, wird mir übel. Der 30-jährige Krieg könnte ein Passionsspiel und Onkel Adolf, dieser Verbrecher, ein Linzer Sängerknabe dagegen gewesen sein. Womit ich beides nicht verharmlosen möchte.
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