- Fur Rab - Oldy, 01.07.2001, 06:00
- Re: Hallo Oldie - Rab, 01.07.2001, 10:35
- Re: Hallo Oldie - dottore, 01.07.2001, 11:19
- For Oldy - Jacques, 01.07.2001, 10:48
- Re: For Oldy - Oldy, 01.07.2001, 21:42
- Re: For Oldy - Fürst Luschi, 02.07.2001, 11:16
- Re: For Oldy - Oldy, 02.07.2001, 18:45
- Re: For Oldy - Fürst Luschi, 02.07.2001, 11:16
- Re: For Oldy - Oldy, 01.07.2001, 21:42
- Re: Fur Rab auch etwas von mir, bittschön: Der"Heilslehren"-Unfug - dottore, 01.07.2001, 10:53
- Re: Hallo Oldie - Rab, 01.07.2001, 10:35
Re: Fur Rab auch etwas von mir, bittschön: Der"Heilslehren"-Unfug
>
>Lieber Rab
>Das sind sehr richtige Bemerkungen und ich habe bemerkt, daß deine grauen Zellen einigermaßen frei von fixen Ideen - und ich will sie hier nicht beim Namen nennen - sind. Ich würde dir gern, aber per E-mail noch einiges Grundlegendes darüber sagen.
Lieber Oldy,
hier geht es nicht um"fixe Idee", sondern um eine nüchterne und möglichst saubere, bis in alle Details gehende Analyse unsere heutigen Geldsystens. Sie resultiert in der Tatsache, dass es Geld als eine"politisch" nach Belieben manipulierbare"Extragröße" außerhalb des heutigen, a priori unbestreitbaren Kreditsystems nicht gibt.
Daher macht es auch wenig Sinn, über das einmal in seinem Wesen (als MacGuffin) enttarnte Geld groß nachzuhirnen.
Wirklich wichtig - und für viele eine finanzielle und ökonomische Überlebensfrage - ist dagegen, sich darüber Gedanken zu machen, wie lange das Kreditsystem noch halten mag. Ob es abbricht (mit dem von Hankel wie Greenspan deutlich an die Wand gemalten Kollaps, also Deflation & Depression), ob es fortgesetzt werden kann, was nur (da mit Zinseszins beladen) in immer höheren Tempo und mit Hilfe immer neuer Finessen & Derivaten geschehen muss und geschehen kann oder ob es durch mehr und mehr von vorneherein unerfüllbaren, wiewohl eine Zeitlang noch akzeptierten Rückzahlungsversprechen (Staatsschulden) bis zur Unkenntlichkeit verwässert wird (Ende dann: Hyperinflation).
Da wir weltweit ins Stadium der allgemeinen Überschuldung abzugleiten drohen, die sich ihrerseits jeden Tag deutlicher zeigt (bad loans in Japan, Drittweltprobleme, Privathaushaltspleiten in Deutschland, Bankmalaisen, Argentinien- und Türkeivorgänge, Telekom- und Swissairanleihen, usw., usw.) und bei einer Überschuldung sich das Neukreditgeschäft von selbst erledigt (womit dann sämtliche Altkredite, schön gestaffelt nach ihrer Fristigkeit ebenfalls notleidend werden müssen), ist DAS also der Kern, um den sich jede Diskussion drehen sollte.
Wir betreiben hier nicht l'art pour l'art, sondern wollen uns gegenseitig helfen, sich auf das Kommende möglichst optimal vorzubereiten. Das aber ist nur möglich, nachdem wir kapiert haben, was das HEUTIGE ist.
>>>>Ich sage ja nicht daß es ausgeschloßen ist, daß Gold in einiger Zeit wieder steigt, aber ich sehe auch die Risiken, daß Gold abgelöst wird.
>>>>Aber viel zu viele Idioten(damit meine ich keinen hier im Board),sondern in anderen Boards haben mal was über Gold aufgeschnappt und wollen jetzt vorhersagen daß Gold in den nächsten Jahren unermesslichen Reichtum beschaffen wird.
Es geht nicht um unermesslichen Reichtum à la Midaseffekt. Sondern es geht darum, für beide möglichen Szenarien (Implosion und Explosion) vorbereitet zu sein und seine jeweiligen bescheidenen Wohlstand in etwa zu erhalten, relativ zu heute. Sollten andere Ihren Wohlstand verlieren wie ihn so viele an den Neuen Märkten bereits verloren haben (vor dessen Kollaps in diesem Board seit Jahr und Tag rechtzeitig gewarnt worden war), dann dürfen andere, die ihn behalten darüber froh und dankbar sein. Mehr ist weder verlangt noch beabsichtigt.
> Auch Dottore hat da seine Zweifel.
Ich habe meine Zweifel, was die Zeitenabfolge angeht, konkret: Ob das unausweichliche Ausbuchen der Kredite (und das sind schließlich unsere Guthaben bzw. unser Geldvermögen) in einem dann nicht mehr zu stoppenden Kollaps geschieht (Japan steht als finsteres Beispiel in der Landschaft) oder ob bereits bei sich abzeichnenden Kollaps das inflationäre, schließlich hyperinflationäre Stück gespielt werden kann.
Noch bin ich der Meinung, dass in einer ersten Stufe eines größeren Kollapses (z.B. Börseneinbruch in New bei Dow und S & P) auch Gold ein Stück weit mit nach unten gerissen wird. Aber das ist pure guessing meinerseits.
>>>>Das ist mir zu einfach, genau so einfach, wie jeder behauptete am NM oder an der Nasdaq geht das immer so weiter und man wird reich.
Der"unermessliche Reichum" (jetzt auf Dein Goldbeispiel übertragen) wäre für jene entstanden, die NM und Nasdaq rechtzeitig verlassen haben. Jemand der Titel für 200 verkauft hat, die jetzt auf 2 stehen, ist gegenüber demjenigen, der sie bis auf 2 durchgehalten hat, eindeutig"reicher", wenn auch wirklich nicht"unermesslich". Nur darum geht es.
Selbst in einer Hyperinflation steigt ja Gold nicht allein, sondern alle anderen Waren steigen mit. Das Verhältnis mag sich zwar etwas stärker zugunsten von Gold auswirken und man kann auch Gold"hebeln" (Kontrakte, Optionen, Minen), aber von"unermesslich" ist auch dann keine Rede. Nur ist eines klar: Geld und in Geld ausgedrückte Forderungen steigen gegenüber Gold und anderen Warenpreisen mit Sicherheit nicht.
>>>>Genau diese Leute, wie z.B. Bernd Foertsch oder Alfred Maydorn, blasen seit ein paar Monaten zum Einstieg in Gold und Goldminen.
Ich kenne keinen ihrer Lemminge, die den Schalmeienklängen dieser abgewirtschaften"Etwas-muss-immer-steigen-also-schnellschnell-rein"-Pusher folgen würde. Falls es Dich beruhigt: Sie alle kämpfen ums nackte Überleben und selbst der Finanzenverlag in München (Finanzen, Euro am Sonntag, aktienresearch usw.) schloss 2000 - wie ich höre - mit einem Fehlbetrag von 20 Mio DM ab. Wenn's nicht sogar € waren.
>>>>Das wäre wirklich zu leicht oder meinst du nicht?
Es gibt zu denken, logisch. Auch Focus Money hatte ja schon einen"Goldfieber"-Titel, aber in einer lang anhaltenden Baisse (die ich kommen sehe), können Pusher-Publikationen nicht jede Woche einen Goldtitel machen. Den"Focus Money"-Titel von Mitte letzten Jahres ("Die zehn besten Aktien Europas") kann ich auch bieten: Der Anleger hat an diesen Aktien (u.a. Handyfirmen, Telekoms) bis heute ca. 60 % verloren.
>>>>
>>>>Eine echte Zeitenwende und ein echter Umbruch wäre ja die Rückkehr zum Gold wohl kaum, denn dieses wurde schon seit Jahrhunderten als sicher betrachtet.
Und es war auch über die Jahrhunderte das Sicherste. Das kann nicht ernsthaft bestritten werden. Die Unze Gold hat sich in $ gemessen in den letzten 70 Jahren vervierzehnfacht. Das ist gegenüber"Geld" eine Rendite, über die nachzudenken sich sehr wohl lohnt.
> Das siehst du auch sehr richtig. Die Zeitenwende wird etwas ganz anderes sein, als die Restaurierung der Goldwaehrung, wie es sich die Goldbugs ertraeumen. Das waere naemlich tatsaechlich keine.
Wer hier"Zeitenwenden" in dem Sinne verspricht, dass anschließend ein Reich der Schönheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, des sozialen Friedens und Wohlstands, der Stabilität und des mühelosen Arbeitens und sein Auskommen Findens, usw. ausbricht, wenn man es nur endlich"richtig" macht, ist Scharlatan und Narr zugleich. Er handelt völlig verantwortungslos.
Natürlich wird er Jünger finden, denen ein dann endlich anbrechendes Zeitalter ewigen Glücks angenehmer erscheint als die ewige Maloche und die Sorgen und Ängste unter denen die Menschen seit jeher leben mussten. Und auch weiterhin leben müssen. Jeder, der sich solchen Heilslehren-Sekten verschreiben möchte, kann es selbstverständlich tun.
Seine Enttäuschung wird grenzenlos sein. Zu Heilslehren gehört, wie der Religionshistoriker Benz deutlich dargelegt hat, obendrein auch noch eine Zeitbeschleunigung (wer will denn noch warten? Warum kommt es denn nicht endlich, das Versprochene?). Dies führt nur dazu, dass die enttäuschten Jünger sich gegen ihre Propheten wenden. Und ihre Wut wird grenzenlos sein.
Genauso wie die Wut des Publikums gegen die heutigen Politiker, die ebenfalls eine Heilslehre (die von der"Machbarkeit" des Wirtschaftlichen) aufgetischt haben, maßlos werden wird. Die politische Klasse hat allen Grund, sich schon jetzt gegen den Volkszorn zu wappnen, der sich nach dem Zusammenbruch ihrer Heilslehre ("solides, stabiles Wachstum","Vollbeschäftigung","voll funktionierendes Krisenmanagement", usw.) einstellen wird.
> Ich habe noch wesentlich mehr geschrieben, als meine Web-seite, die hier niemand gelesen hat und eine nette Einfuehrung in meine Gedankenwelt kannst du auch auf der kleinen Webseite lesen, die ich hier linken werde. Deine E/mail ist, wie dir viele auf diesem Forum bestaetigen werden, bei mir sicher aufgehoben. Gruss Oldy
Lass Dich also, lieber Rab, gern von Oldy und seiner Heilslehre überreden. Du wirst Dich gewiss besser fühlen. Und das wünsche ich Dir von Herzen. Vor allem, dass Dein gutes Gefühl bis ins hohe Alter anhält. Oldy ist - wie wir jeden Tag lesen können - ein glücklicher Mensch.
Das bin ich übrigens auch. Meine Heilslehre hat allerdings nichts mit Ã-konomie zu tun, sondern mit Religion. Ihr großer Vorteil: Sie muss sich keiner rationalen Überprüfung stellen (der sie selbstverständlich ebenfalls nicht Stand halten würde). Sie ist einfach da, für mich, so wie"Schalke 04" für den Schalkefan da ist. Niemals käme ich auf die Idee, andere von ihr überzeugen oder überreden zu wollen. Selbstverständlich lehne ich jegliche Missionierung ab, die über ein schlichtes Angebot (und das ausschließlich Erwachsenen gegenüber!) der"Glaubenslehre" hinaus geht. Sie ist einfach da, wenn ICH sie brauche. Heute, obwohl Sonntag, brauche ich sie z.B. zunächst nicht. Und wenn ich sie im Laufe des Tages doch noch brauchen sollte, rufe ich sie ganz einfach ab. Andere werde ich niemals damit behelligen und auch mit anderen niemals darüber diskutieren - außer, dass ich sofort zugeben werde, dass sie Unfug ist.
Wie alle Heilslehren. Ã-konomische (!) Heilslehren aber betreffen andere, bzw. wollen sich anderen aufdrängen. Deshalb ist Oldy ja auch einsichtig und bescheiden genug (leider nicht immer), seine Heilslehre für sich anzuwenden (minimierte Urschuld in einer Holzhütte weit weg, Klartext: Eigenwirtschaft) und sie nur seinen Freunden in Shangri-La anzubieten. Die können sich dann jederzeit (oder auch erst später oder nie) für sich applizieren.
Meine besten Wünsche begleiten ihn und seine Jüngerschaft.
Gruß
d.
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