- Brasiliens Zentralbank verspielt Vertrauen (auch sehr interessant) - Sascha, 11.07.2001, 14:58
Brasiliens Zentralbank verspielt Vertrauen (auch sehr interessant)
Notenbanker haben die Wahl zwischen Rezession und Inflation
<font size=5>Brasiliens Zentralbank verspielt Vertrauen</font>
ALEXANDER BUSCH
HANDELSBLATT, 11.7.2001
SÃO PAULO. <font color="#FF0000">In der größten Ã-konomie des Kontinents, in Brasilien, wächst die Unsicherheit an den Märkten - und dies liegt nicht nur am Nachbarstaat Argentinien</font>. Erstmals seit Antritt des ehemaligen Investment-Bankers ArmÃnio Fraga als Präsident der Zentralbank steht diese im Mittelpunkt der Kritik. Grund ist der überraschende Kurswechsel der Geldinstitution. Statt sich wie bisher nur um das Inflationsziel zu kümmern und den Wechselkurs des Reals gegenüber dem Dollar den Märkten zu überlassen, <font color="#FF0000">greift die Zentralbank immer stärker in das Tagesgeschäft mit den Devisen ein</font>.
<font color="#FF0000">Inzwischen hat sie rund 2 Mrd. Dollar an Devisenreserven verpulvert - und dennoch die Talfahrt des Reals nicht stoppen können</font>. <font color="#FF0000">Seit Jahresbeginn hat sich die brasilianische Währung um 25 % gegenüber dem Dollar abgewertet</font>.
Eigener Kommentar: Hier -in Südamerika- scheint sich eine neue"Asienkrise" (nur an anderem Ort) anzubahnen die diesmal mit einer Abschwächung u.a. aller drei großen Volkswirtschaften USA, Europa und Japan zusammentrifft. Und Asien ist keineswegs geheilt. Denn da wurden damals die Probleme lediglich verschoben und mit IWF-Geldern zugekittet.
Die Interventionen hat Fraga zunächst damit verteidigt, lediglich kurzfristig eine Spekulationsattacke abwehren zu wollen. Ende letzter Woche jedoch verkündete er, dass seine Bank bis Jahresende weitere 6 Mrd. Dollar zu gleichen Summen von rund 60 Millionen Dollar in die Devisenmärkte pumpen will,"um die Liquidität zu garantieren". Gleichzeitig betonte Fraga - etwa bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich -, dass er weiter am Inflationsziel festhalte.
Für den Analysten Marcos Decallis von HCBC Asset Management <font color="#FF0000">hat die Zentralbank mit den widersprüchlichen Manövern an Glaubwürdigkeit verloren</font>. Tenor der Kritik: Die Zentralbank will dem Markt weismachen, dass sie nur kurzfristig gegen die Spekulation vorgehe. <font color="#FF0000">Dabei versuche sie in Wahrheit jedoch, den Wechselkurs zu stabilisieren</font>, was dem Ziel freier Wechselkurse klar widerspreche, das mit dem Internationalen Währungsfonds abgemacht worden war. Galt die brasilianische Zentralbank bislang als ein Hort der Stabilität in den immer unruhigeren Märkten, ist es damit nun offenbar vorbei. Brasilien verliert dadurch ein weiteres Steuerinstrument, mit dem es auf die zunehmende Krise reagieren kann.
Seit etwa zwei Monaten hat sich Brasiliens Aktionsradius sowieso stark reduziert: Die Regierung kann politisch angesichts ihrer Schwäche kaum noch mit eigenen Initiativen die Märkte positiv überraschen. Die Stromkrise legt Unternehmen wie Konsumenten in ein strenges Sparkorsett, so dass die Binnenkonjunktur kaum als Ersatz für die Schwäche auf den Weltmärkten oder in Lateinamerika dienen kann.
<font color="#FF0000">Wie soll es weitergehen? Rezession oder Inflation heißen die wenig attraktiven Alternativen bei den Investment- Banken</font>."Entweder die Zentralbank verursacht einen Zinsschock, und die Binnennachfrage bricht zusammen, oder sie nimmt Inflation in Kauf", schätzt Thomas Trebat, Chefökonom der Investment-Bank Salomon Smith Barney für Lateinamerika.<font color="#FF0000"> Das Risiko ist also hoch. Die Argentinienkrise wird noch länger andauern und Brasilien damit weiter unter Druck setzen</font>."Die Zentralbank muss mit ihrem Zinsschock genau treffen", sagt Luis NassÃf, einer der führenden brasilianischen Wirtschaftsexperten, <font color="#FF0000">"sonst ist ihr Pulver verschossen."</font>
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Juli 2001
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