- Ostasien schraubt Wachstumsziele zurück - Sascha, 12.07.2001, 13:11
Ostasien schraubt Wachstumsziele zurück
Drastischer Einbruch der Wirtschaft in Singapur
<font size=5>Ostasien schraubt Wachstumsziele zurück</font>
Der Einbruch der Technologiemärkte in den USA, Europa und Japan schlägt auf die Volkswirtschaften Ostasiens zurück. Die Länder spüren vor allem die zu starke Ausrichtung ihrer Industrien auf Elektronik und Informationstechnologie. Davon ist nicht zuletzt Singapur betroffen.
DIETMAR PETERSEN
SINGAPUR. <font color="#FF0000">Ostasiens Volkswirtschaften kämpfen gegen eine neue Wachstumsschwäche</font>. Sie sind Opfer einer bislang erfolgreichen, aber zu einseitigen Industrialisierungspolitik. Einige Länder hatten die Krise von 1997/98 dazu genutzt, sich im Weltmarkt als Komponenten-Zulieferer für die globalen Industrien der Elektronik und Informationstechnologien zu positionieren. High-Tech-Teilprodukte machen mittlerweile die Hälfte und mehr ihres Exports aus, der sich auf die Märkte der USA konzentriert, gefolgt von Japan und Europa.
Die Hausse und zwischenzeitlich hektische Euphorie der High-Tech- Märkte wirkte für die Krisenländer, vor allem in Südostasien, wie eine Lokomotive. Schneller als erwartet wurden sie auf einen <font color="#FF0000">scheinbar stabilen</font> Wachstumspfad gezogen. Doch die Schwäche dieser Politik - ihre extrem hohe Anfälligkeit gegenüber zyklischen Schwankungen - zeigt sich jetzt. Der teils drastische Einbruch der Technologie-Märkte in den USA, der auf Europa und Japan ausstrahlt, untergräbt ihr Exportwachstum. Der Export wiederum trägt zwischen 50 % und 70 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) etlicher Länder Ostasien bei.
Jüngstes Beispiel für die wirtschaftliche Verletzbarkeit auf Grund solcher strukturellen Einseitigkeiten stellt der Stadtstaat Singapur dar, in Südostasien das einzige Industrieland. <font color="#FF0000">Singapurs reales BIP ging im zweiten Quartal 2001, berechnet auf den bislang nur für die Monate April und Mai vorliegenden Daten, gegenüber dem zweiten Quartal 2000 um 0,8 % zurück</font>. Dramatisch jedoch war der Einbruch von 10,1 % gegenüber dem ersten Quartal dieses Jahres. Dabei hatte sich die BIP-Wachstumsrate bereits im ersten Quartal mit 4,5 % um mehr als die Hälfte gegenüber dem Wachstum im vierten Quartal 2000 von 11 % halbiert. 2000 war für Singapur ein Superjahr: Das reale BIP wuchs um 9,9 %.
Einige Analysten stellten für Singapur eine"technische Rezession" fest. Sie tritt ein, wenn in zwei aufeinander folgenden Quartalen das reale BIP zweistellig schrumpft. Einen derart scharfen Einbruch hatten die Analysten nicht erwartet. <font color="#FF0000">Der Singapur-Dollar fiel gegenüber dem US-Dollar auf ein Elf-Jahres-Tief von 1,834 S-$ zu 1 US-$</font>, erholte sich am Mittwoch jedoch leicht. Singapurs stellvertretender Premierminister Lee Hsien Loong, zugleich Chef der Singapurer Zentralbank (MAS), sprach sich dagegen aus,"Maßnahmen übers Knie zu brechen. Wir sollten tief Luft holen und unsere Position bewerten."
Er sieht keinen Rückstand in Singapurs internationaler Wettbewerbsfähigkeit, sondern wertet den Einbruch als Folge des Konjunkturzyklus. Für diese Bewertung spricht, dass die Politik etlicher Regierungen in der Region, <font color="#FF0000">Abwertungen ihrer Währungen gegenüber dem Dollar hinzunehmen</font>, um den Export zu stützen, bislang nicht aufgegangen ist. Tatsächlich fehlt die reale Nachfrage der Märkte. In den ehemaligen Krisenländern Malaysia, Philippinen und Thailand sind die Reformen des industriellen Unternehmens- und Banksektors auf halber Strecke stehen geblieben. Indonesien ist aus der Krise nie herausgekommen.
<font color="#FF0000">Deshalb haben die Industrialisierungs- wie auch die Entwicklungsländer Ostasiens inzwischen ihre Wachstumsprognosen vom Anfang des Jahres um einige Prozentpunkte zurückgenommen, teils sogar kräftig. Singapur erwartet 2001 nur noch ein BIP-Wachstum von 0,5 bis 1,5 %, Hongkong von 3 %, Indonesien von 3,25 bis 3,75 %, die Philippinen von 3,3 bis 3,8 %, Taiwan von 4 % und Südkorea 4 bis 5 %</font>.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 12. Juli 2001
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