- "Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - dottore, 24.07.2001, 12:14
- Fortschritt ist möglich... - Boyplunger, 24.07.2001, 14:29
- Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - Cujo, 24.07.2001, 14:42
- Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - PuppetMaster, 24.07.2001, 14:57
- Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - Cujo, 24.07.2001, 15:53
- Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - PuppetMaster, 24.07.2001, 14:57
- Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..." - Jochen, 24.07.2001, 15:45
Re:"Zwang, sich theoretisch zu illusionieren..."
>>>Hi,
>>>hatte gerade ein längeres Gespräch mit einem Herrn aus Luzern, der in einem sehr interessanten Exposée der Frage nachgegangen war, ob Wirtschaften aus Tausch oder Schuld entstanden ist bzw. wir heute eine Tausch- oder eine Schuldwirtschaft haben. Er hat die Tauschwirtschaft als groben Unfug enttarnt, was mich nicht unfroh macht. (Auf seine Gedanken komme ich noch zurück, evtl. scanne ich Original-Passagen ein, die ich dann poste).
>>>Das Gespräch kam dann auf die mainstreamer und die ihnen hörigen Politiker bzw. vice versa. Und auf die Frage, warum es nicht möglich ist, eine so simple Geschichte, wie die Frage ob Tausch oder Schuld, sachlich zu diskutieren. Seine Erfahrung deckt sich mit meiner: Sofort wird man in übler Manier beschimpft ("keine Ahnung!""noch Mal das Grundstudium absolvieren!""nicht Mal das kleine Einmaleins beherrschen!""Schwätzer!""Idiot!" usw.).
>>>Das wäre nicht weiter schlimm - außer, dass man in der Diskussion wg. Verweigerung der selben durch die Gegenseite nicht weiter kommt.
>>>Schlimm ist aber das Ergebnis der Ursachenforschung. Warum hat sich inzwischen eine solche Aggressivität gegenüber einer ganz banalen Hinterfragung der theoretischen Grundlagen eines Lehrgebäudes aufgebaut?
>>>Die Antwort des Autors war verblüffend:
>>>"In der sich heute immer mehr zuspitzenden Lage der Weltwirtschaft stehen Wissenschaftler und Politiker geradezu unter einem Zwang, sich theoretisch zu illusionieren."
>>>Ich möchte das einfach so im Raume lassen.
>>>Sapientibus sat.
>>>Gruß
>>>d.
>>das nennt man dann wohl postmoderne ökonomie...
>mir fiel eher"hedonistisches fenster" ein.
>cujo, du hättest die finger von baudrillard lassen sollen ;)
>im ernst: kennst du virilio? den fand ich zwar auch etwas deriliös, aber die assoziationen und begriffskreationen sind ganz interessant. sehr empfehlenswert für medienfreaks:"krieg und fernsehen" (golfkriegtagebuch).
>gruss
hi puppetmaster,
baudrillard ist doch das beste beispiel für den von dottore vermuteten"zwang zur theoretischen illusionierung" (siehe auch terry eagleton, die illusion der postmoderne)
während die menschliche arbeit in der neuzeit noch von einer zweckbestimmung durchzogen ist, die den referenten für den warentausch bildete, hat sich das tauschsystem inzwischen durch die reale dynamik des kapitals verselbstständigt.
dadurch sind alle referentiellen bindungen an arbeits- und gebrauchwerte aufgelöst....
konsequenz für baudrillard: >> ende der arbeit, ende der produktion, ende der politischen ökonomie und letztlich auch ende der geschichte (vgl. baudrillard, der symbolische tausch und der tod)...
virilio? hat der nicht in diesem zusammenhang über"geschwindigkeiten" geschrieben...
ich denke die postmodernen begrifflichkeiten (simulation, hyperrealität, simulakren....) der medientheoretiker (baudrillard, virilio, mcluhan, luhmann....) sind sehr interessante versuche einer"neuen" konstruktion von wirklichkeit....
immer noch besser als spengler sich reinzuziehen...
gruß
cujo
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