- Gesell und Gold - Holmes, 24.07.2001, 21:27
- Re: Vom Gesellgeld, dem"Grenzkuli" und der Schlüsselbranche Tourismus - dottore, 25.07.2001, 13:15
Gesell und Gold
Hallo allerseits
ich hätte da einige Fragen und Anmerkungen...
1) Das Schwundgeld von Gesell-also die Logik verstehe ich schlicht nicht. Mir scheint, das komplizierte Procedere (Stempeln) und der einfache Grundgedanke verdeckt schreckliche Pferdefüsse. Gibt es irgendwelche grundsätzlichen Überlegungen, wie ein solches System sich über Jahre hinweg entwickeln würde?
Was passiert mit bargeldlosem Geldverkehr?
2) Ein Goldstandard ist meiner Meinung Mist, weil gefördertes Gold dann quasi legales Falschgeld ist. Heute macht man komplizierte Banknoten und bestraft deren aufwendige und unvollkommene Fälschung schwer. Mit hoch bewertetem Goldstandard darf jeder Gold = Geld produzieren, d. h. Gold abbauen und eintauschen. Es ist fast unmöglich, Gold etwa durch Stempeln oder Münzprägung als Zahlungsmittel zu authorisieren-das kann man zu leicht fälschen. Und selbst wenn-das rohe Metall ohne Prägung wird auch sehr wertvoll. Statt Konsumgüter zu produzieren oder Landwirtschaft zu betreiben wird jeder nach Gold schürfen mit Cyanidlaugerei und Quecksilberamalgam (nicht bei uns-in Staaten der sog. 3. Welt). Natürlich kann man nicht beliebig viel Gold abbauen. Das ist ja der Witz von Gold. Aber man wird es versuchen, um sich gegen die Staaten zu schützen, die viel Gold haben und es ohne Rücksicht auf Bevölkerung und Umwelt abbauen. Ich rede nicht von Südafrika, sondern etwa von Mittel-und Südamerika, wo die Goldgewinnung mit Quecksilber meines Wissens üblich ist. Diese Staaten werden Gold auf Teufel komm raus fördern und es als legales Falschgeld zu festen Wechselkursen gegen unser gutes Papiergeld eintauschen. Zum Ausgleich müßten wir genausoviel Gold fördern. Und was passiert, wenn die Förderländer unsere Wechselkurse nicht annehmen und selber Gold nicht akzeptieren?
Während des"grossen Sprungs nach vorne" in China hat jedes Dorf völlig unbrauchbares Eisen in Hinterhof-Schmelzöfen gewonnen. Die Ernte verrottete auf den Feldern. Die Analogie ist, denke ich, klar.
Zinn wird in absehbarer Zeit knapp. Wenn man schon Berge abträgt, dann für lebenswichtige Rohstoffe.
3)Silber ist für den einzelnen natürlich hochinteressant. ABER: In einer Deflation wird die Frage, wo man die zehn Fotoalben aus jedem Urlaub (drei- oder viermal im Jahr?) noch hinstellt, eher nebensächlich *ggg*. Möglicherweise bricht die industrielle Nachfrage völlig zusammen. Ansonsten hätte ich mir längst einen Silberbarren besorgt.
Herzlichen Dank für Antwort!
Holmes
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