- Le Bon, de la Vega, Sun Tsu und"Bowling alone" - dottore, 23.07.2000, 14:08
Le Bon, de la Vega, Sun Tsu und"Bowling alone"
Hi igelei, hi Tiffy, hi auch Taktiker und all die anderen -
bei Betrachtung der ground waves dieses Boards vermeine ich hoch interessante Strukturen zu entdecken: EWA-Profis, EWA-Freaks, EWA-Skeptiker, EWA-Mitläufer, EWA-Ausprobierer usw. Eine sehr gute Mischung. Fehlt nur noch der EWA-Zyniker, falls mal alle"total daneben liegen". Auch das wird kommen.
Dazu beim Thema Le Bon: Leute, denen der Ansatz (war immerhin der erste, der sich überhaupt daran versuchte) einleuchtet, andere, die ihn wohlwollend zur Kenntnis nehmen, wenn auch mit Skepsis, einige, die Angst davor haben, auch mal dazuzugehören (Le Bon nennt ausdrücklich keine"kritische" Zahl, ab der eine Gruppe von Menschen zur"Masse" wird, genial!), andere, die über Le Bon hinausschauen wollen (andere Form der Deutung von gesellschaftlichen Phänomenen, wenn nicht gar der"Welt" bzw. Forderung, auch darüber nachzudenken, wie sie mal andersrum zu betrachten und ergo zu verändern sei), usw.
Und vor allem die"moderne Psychologie", die aber offenbar weder ihren David Riesman gelesen hat ("The lonely crowd), noch das sehr, sehr gute Buch, gerade erschienen (Autor habe ich gerade nicht parat), Titel:"Bowling alone", unschwer bei amazon rauszufinden. PFLICHTLEKTÜRE!
Inhalt beschäftigt sich mit dem Vereinsamungsphänomen (natürlich wieder eine massenpsychologische Erscheinung) in den USA (der Titel ist so entstanden: immer mehr Leute bowlen, aber die Zahl der Bowling Clubs oder Gemeinschaftsbowler geht zurück).
Zum de la Vega, den ich natürlich schon deshalb aus dem ff. kenne, weil ich seinerzeit bei Sotheby's gegen Kostolany (!) das letzte frei verfügbare Ex. der EA in Privatbesitz ersteigert habe, werden wir sicher noch kommen.
Ist ein sehr weises Buch eines Nostro-Spekulanten über die Börse in Form des im 17. Jh. für die spanische Literatur klassischen Dialoges. Werde vielleicht nach Le Bon de la Vega täglich bringen, falls gewünscht.
Zu Sun Tsu (a. andere Schreibweisen): Klassisches Werk über die Kriegskunst mit sehr guten Hinweisen und Tipps, aber halt zum Thema"How to Wage and Win a War" und eher für Leute gedacht, die Karriere machen wollen, die CEO's konkurrierender Unternehmen sind usw. als für den Börsianer. Aber auch darüber kann dann diskutiert werden.
Die m.E. besten Feldherren aller Zeiten waren übrigens Epaminondas ("schiefe Schlachtordnung" = alle Truppen auf die schwächste Stelle des Gegners), Hannibal bei Cannae (in der Mitte nachgeben und den Gegner von den Flanken und schließlich rückwärts aufrollen) und Schlieffen mit seinem berühmten Plan ("macht mir den rechten Flügel stark!"), alles auf eine Karte zu setzen, die vermutlich auch gestochen hätte (= Paris von Westen! her angreifen), wenn das Konzept nicht durch unfähige Generäle verwässert worden wäre und von S.M. obendrein.
Dazu auch gerade ein exzellentes Buch erschienen ("What if"), worin englische Militärhistoriker, ohnehin die Besten weltweit alle entscheidenden Schlachten daraufhin untersuchten, ob sie sich hätten"drehen" lassen und was dann geschehen wäre. Der Schlieffen-Plan hatte trotz Verwässerung dennoch eine - zeitlich ganz kurze Frist - aufzugehen, aber auch das wurde vergeigt.
Und zum Knalleffekt: Die französischen und die deutschen Truppen marschierten um die Wette zum Atlantik und unter den deutschen Truppen war auch just jenes bayerische Bataillon, in dem der Kriegsfreiwillige Adolf Hitler diente!!!
Hätte wenigstens der Rest-Schlieffen noch funktioniert, wäre AH vermutlich von einer feindlichen Kugel erwischt worden. So blieb er der Welt erhalten (ich zitiere sinngemäss aus dem Buch).
Ob und inwieweit das Thema Strategie das Board noch beschäftigen wird, weiß ich nicht. Aber es gibt schon wieder was aus der Geschichte zu lernen: Kleinste Ursachen können größte Wirkungen haben - und nicht nur kann dann das Kleine sehr sehr groß werden... Ja Tiffy!
'tschuldigung fürs Abschweifen.
d.
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