- Einige dringende Fragen an dottore und eine Bitte... - Shakur, 30.07.2001, 17:09
- Geh' doch mal in www.systemfehler.de. Dort stellt ein Prof Dr. Thomas Huth - Josef, 30.07.2001, 17:30
- @Shakur: Toller Beitrag und sehr interessante Fragen... - Trueffel-Ferkel, 30.07.2001, 17:41
- Re: Einige dringende Fragen an dottore und eine Bitte... - Boyplunger, 30.07.2001, 19:16
- Re: Einige dringende Fragen an dottore und eine Bitte... - Euklid, 30.07.2001, 20:01
- Re: Einige dringende Fragen an dottore und eine Bitte... - Shakur, 30.07.2001, 20:47
- Re: Hi Shakur, bin auf Reisen und komme erst später dazu, Vielen Dank vorweg! (owT) - dottore, 30.07.2001, 20:45
- Gute Textsammlung unter www.geldreform.de (owT) - Peter Pan, 30.07.2001, 22:35
Re: Einige dringende Fragen an dottore und eine Bitte...
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Hallo und danke für die bisherigen Gedanken an alle,
>Hallo Shakur!
>Ich bin zwar nur der Boyplunger, aber ich versuche es mal trotzdem.
>>Das Problem ist nur: pumpt man tatsächlich Deinem Lösungsvorschlag ( zugegebenrmaßen wohl einzig wirksamen) folgend sehr viel zusätzliche Liquidität in das Finanzsystem, so verschlimmert sich doch nur das um einige Zeit verschobene Ende dieses Systems, der von Dir angesprochene, uns unzweifelhaft bevorstehende Kollaps, der gleichzeitig eine ungeheure Chance für die Menschheit sein kann, es danach besser, solider und gerechter zu gestalten.
>
>Dieses Bild von der zusätzlichen Liquidität die man ins Finanzsystem pumpt ist irreführend, wenn nicht sogar falsch. Es suggeriert eine riesige Geldsumme die da irgendwo auf dem Globus auf eine neue Verwendung wartet, jederzeit bereit in die darniederliegenden Aktienmärkte zu springen und ansonsten die Währungen und Volkswirtschaften undisziplinierter Drittstaaten zu ruinieren. Und wenn es irgendwo mal brennt, dann schüttet man einfach ein paar Eimer Wasser (Geld) auf die Flammen und alles ist in Ordnung. Dieses Bild ist ganz einfach falsch. Das weltweit hohe Guthaben ist nur vorhanden, weil dem die entsprechende Verschuldung gegenübersteht. Neue „Liquidität“ bekommt man nur ins System, wenn neue Schulden gemacht werden.
#Dieser Zusammenhang war mir durchaus klar. Aus meinem Ursprungsposting hätte man entnehmen können, daß ich verstanden habe, daß neue"Guthaben" nur durch gleichhohe"Schulden" in die Welt kommen. Aber danke nochmals für das Aufzeigen.
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>An dieser Stelle ausnahmsweise ein Zitat. (Etwas was ich eigentlich gar nicht schätze, denn die Zitate verdecken meistens die Unfähigkeit des Zitierenden sich eigene Gedanken zu machen.)
>„Das alte Ägypten war doppelt glücklich und verdankte seinen sagenhaften Reichtum zweifellos dem Umstand, daß es zwei Tätigkeiten besaß, nämlich sowohl das Bauen von Pyramiden als auch das Suchen nach kostbaren Metallen, deren Früchte, da sie den Bedürfnissen der Menschheit durch Verbrauch nicht dienen konnten, mit dem Überfluß nicht schal wurden. Das Mittelalter baute Kathedralen und sang Totenklagen. Zwei Pyramiden, zwei Steinhaufen für die Toten, sind doppelt so gut wie einer, aber nicht so zwei Eisenbahnen nach York...“
> aus Keynes
Allgemeine Theorie...
#Was Du mir mit dem Zitat in unserem Zusammenhang sagen wolltest, habe ich leider nicht ganz verstanden.
>Dazu kommt noch, daß der Zins einen gewissen Druck in das System bringt. Wie ein System ohne Druck aussieht, weiß ich sehr gut, denn ich komme aus der ehemaligen DDR. Diese Trostlosigkeit möchte ich nie wieder erleben.
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#Ja, ich auch nicht. Aber das Problem der DDR und der Planwirtschaft war ein größeres, nicht der (meines Erachtens gar nicht fehlende) Zins sondern das Fehlen des Erfüllungsdruckes echter Verträge und das komplette Fehlen von Konkurrenz, Wettbewerb. Wettbewerbsdruck darf niemals gänzlich ausgeschaltet werden, wie in der Planwirtschaft. Das war die Krux, nicht der Zins.
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>Die Lösung des Zinsproblems liegt für Dottore darin, es nicht noch einmal zu dieser absurden Aufschuldung kommen zu lassen. Dazu muß der Staat als Schuldner ausgeschaltet werden, denn alle anderen können gar nicht in einem solchem Umfang aufschulden.
>Beispiel: Wenn ich in Saus und Braus weit über meine Verhältnisse leben würde, wäre ich wahrscheinlich bald überschuldet. Da aber meine Erben das Erbe ausschlagen können, erlöscht diese Schuld spätestens mit meinen Ableben. Ein Aberwitziges und damit Systemgefährdendes Aufschulden wäre im großem Stil gar nicht möglich.
#Richtig. Interessanter Gedanke. Der Staat als Schuldner, vor allem sinnloser Schulden, die irgendwo ohne volkswirtschaftlichen Nutzen verpuffen, gehört unbedingt beseitigt.
>>Da gibt es dann weiterhin den Ansatz der physischen Ã-konomie, wie er dem hier auch einigen >bekannten Lyndon LaRouche vorschwebt. Den Ansatz halte ich für vernünftig, da >Geldbewegungen und Investitionen bezogen auf die Realwirtschaft stattzufinden haben. >Spekulationen, vor allem die mit Währungen, sind ausgeschaltet
>Die Vorschläge eines LaRouche zielen zumindest auf den Aufbau einer Komandowirtschaft, wenn nicht sogar schlimmeren.
#Es muß noch etwas sinnvolles dazwischen geben, zwischen einer uneffektiven Kommandowirtschaft und dem Raubtierkapitalismus, der auch immer in sich zusammenbrechen muß. LaRouche will nicht den Wettbewerb oder den Markt mit Angebot und Nachfrage ausschalten, sondern die negativen Auswüchse eindämmen. Es gibt aus der Vergangenheit Beispiele, wo eine gewisse Reglementierung mehr Vor- als Nachteile hatte, oder hatten wir zu Zeiten fester Wechselkurse (1946-1971)nicht das Wirtschaftswunder? Ich will damit wohlgemerkt keineswegs behaupten, das feste Wechselkurse die Ursache des Wirtschaftswunders gewesen seien. Ich will aufzeigen, das diese das Wirtschaftswunder aber auch nicht verhindert haben, um den meisten hier mal die Angst vor sinnvollen staatlichen Reglementierungen zu nehmen.
>In einer solchen hat man eigentlich immer schnell mit Lohn und Preisstops arbeiten müssen, was eine aufgestaute Inflation zur Folge hatte. Spekulationen als solche zu verdammen ist überaus kurzsichtig. Wenn beispielsweise ein Bauer einen großen Teil seiner Ernte auf Termin verkauft, um mit dem Geld zu arbeiten, braucht er eine Gegenposition. Wenn ein Konzern sein Währungsrisiko absichern möchte, ebenfalls. Diese Gegenposition muß von Irgendjemandem gehalten werden und dieser Irgendjemand ist natürlich ein Spekulant. Volkswirtschaftlich wichtige Aufgaben erfüllen auch die Arbitragehändler. Diese Spekulanten auszuschalten, bedeutet eine Kommandowirtschaft einzuführen. Das das Verhältnis von Spekulation und Realwirtschaft vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist, wird niemand bestreiten. Der Grund liegt aber in dem enormen Vermögen, welches aus der aberwitzigen Verschuldung resultiert.
>Gruß b.
#Deine letzen Sätze sind völlig richtig. Die zur Stützung der Realwirtschaft aufgebauten Märkte wie zum Beispiel die Warenterminmärkte hatten anfänglich einen Nutzen für die Realwirtschaft und damit für das Gemeinwohl. Dieser anfängliche Nutzen hat sich ins Gegenteil verkehrt. Jetzt schaden solche Märkte der Realwirtschaft und pumpen Geld oder auch"Shareholder Value" aus ihr raus, bis nix mehr übrig bleibt. Die in den letzten Jahrzehnten aufgekommene perverse Praxis des Aufkaufens von Unternehmen, deren Zerschlagung, Verkauf des Tafelsilbers und darauffolgender Massenentlassungen etc. zum Teil mit horrenden, unverschämten, keinem vernünftigen Menschen (z.B. Arbeiter) mehr plausibel zu machenden Gewinnen des Spekulanten sind ein Beispiel. Die möglich gewordenen Spekulationen gegen ganze Vorlkswirtschaften á la Soros u.a. sind ein weiteres. Der Verlierer und der Enteignete bei solchen Spielchen war immer der kleine Mann. Globalisierung ist die Fortsetzung dieses Enteignungsspielchens und der ungerechtfertigten Bereicherung Weniger zu Lasten Vieler.
Dies sind Auswüchse unseres"liberalen" Finanzsystems, die es dringend zu beseitigen gilt, sonst blüht uns alles andere als Liberalismus, sondern Rückfall ins Mittelalter, Diktaturen, Kriege, Bürgerkriege, innere Unruhen usw.
Grüße
Shakur
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