- Kleine Kopfnuss - was ist falsch an diesen Sätzen? - R.Deutsch, 02.08.2001, 15:58
- Re: Kleine Kopfnuss - was ist falsch an diesen Sätzen? - Euklid, 02.08.2001, 16:30
- Re: Kleine Kopfnuss - was ist falsch an diesen Sätzen? - wasil, 02.08.2001, 19:07
- Re: Sie sind zu stark verallgemeinert. owt - Ecki1, 02.08.2001, 16:31
- Re: völlige Orientierungslosigkeit - R.Deutsch, 02.08.2001, 17:34
- Da braucht er kein Geld dazu? Vielleicht habe ich das alles nicht richtig.... - marsch, 02.08.2001, 20:11
- In die Irre führend... - El Sheik, 02.08.2001, 20:16
- Falsch? Alles! weil falsche Seite ;-) - Diogenes, 03.08.2001, 14:30
- Re: Kleine Kopfnuss - was ist falsch an diesen Sätzen? - Euklid, 02.08.2001, 16:30
In die Irre führend...
Danke, Reinhard, für diese interessanten Sätze!
>Die Hungernden hungern doch deswegen, weil sie keine Kaufkraft haben, um sich Lebensmittel zu kaufen.
Hungern tut nur der, der so arm ist, daß er sich nichts zu essen kaufen kann. Das kann er dann nicht, wenn er kein Einkommen hat, das er gegen Lebensmittel tauschen könnte; Wenn er ferner kein Vermögen hat, das er stückchenweise gegen Brot tauschen könnte. Unterstellt wird hier, daß der Hungernde in einer Gesellschaft lebt, die nach dem marktwirtschaftlichen system organisiert ist. Es gibt also Privateigentum. Einkommen wird nicht durch den Staat umverteilt, wie etwa in sozialistischen Staaten, z.B. Deutschland. Denn dort wäre das soziale Netz so eng gespannt, daß keiner kein Einkommen hat und sei es durch Sozialhilfe.
Zwischenfazit: Der Hungernde hat weder Einkommen noch Vermögen.
Im obigen Satz wird aber nicht von Einkommen oder Vermögen gesprochen, sondern es ist von"Kaufkraft" die Rede. Dieser Begriff bezieht sich auf relative Austauschverhältnisse von Gütern, auf relative Preise. Er stellt demnach gar nicht auf das Einkommen oder Vermögen ab. Es dreht sich hier also offensichtlich um Personen, die über ein Einkommen verfügen, aber nicht über Kaufkraft für Lebensmittel.
Dies könnte daran liegen, daß Lebensmittel so knapp geworden sind, daß sie gegen die von den betreffenden Personen produzierten Güter (volkswirts."Einkommen")nur gegen sehr wenig Lebensmittel getauscht werden können. Also: der relative Tauschwert der von den Personen (sagen wir: von der Volkswirtschaft) hergestellten Güter gegenüber Lebensmitteln ist sehr gering. Die Volkswirtschaft produziert also etwas nicht sehr wertvolles und/oder Lebensmittel sind sehr knapp.
Die vorgetragene Argumentation bezog sich nur auf die Realebene. Bezieht man den"Schleier des Geldes" mit ein, so könnte eine schwache Kaufkraft auch an dem schwachen Geld liegen, das in der Volkswirtschaft zirkuliert. Es sind Zustände bekannt, in denen das Vertrauen in die Währung zerrüttet ist. Ohne Währung keine Kaufkraft. Ohne Kaufkraft keine Lebensmittel. Ohne Lebensmittel keine Kraft zum Arbeiten. Ohne Arbeit kein Einkommen. Ohne Einkommen erst recht keine Kaufkraft.
In der Regel findet sich aber ein Ersatz für das schlechte Geld. Nach dem Krieg waren das in Deutschland Zigarretten. In einer weniger dramatischen Lage, in der es sich lediglich um galoppierende Inflation bei der heimischen Währung handelt, werden die Exportgüter einfach in Hartwährung bezahlt, mit der Hartwährung in der Hand, schwindet die Kaufkraft nicht so schnell.
Fazit: Die obige Aussage ist nur unter sehr extremen Bedingungen wahr, wenn es sich um ein monetäres Phänomen handelt. Im Falle, daß die Ursache für die Absenz von Kaufkraft für Lebensmittel auf der realen Ebene liegt, kann die obige Aussage wahr sein. Es müssen aber die gleichfalls extremen Bedingungen vorliegen.
> Mithin wird es den japanischen Rentnern solange gut gehen, wie sie mit Kaufkraft versorgt werden können.
Solange die jap. Rentiers ein Vermögen haben oder ein Einkommen, das sie je gegen Lebensmittel tauschen können: Ja! Wahrscheinlich wird auf den Umstand abgestellt, das ein Treuhänder das Vermögen der jap. Rentiers verwaltet. Betreibt dieser Mismanagement, indem er z.B. Papiere kauft, die irgendwann wertlos sein werden, macht er also in einer großen Luftnummer das Vermögen zunichte, dann können die jap. Rentiers auch nicht mehr mit Kaufkraft versorgt werden, da ihr Vermögen aufgezehrt wurde.
Nochmal: Es geht primär um Vermögen und Einkommen. Der Begriff"Kaufkraft" ist hier irreführend.
> Und erst dann wird das System zusammenbrechen, wenn es auf dem Weltmarkt keine Lebensmittel mehr gegen Geld geben wird.
[b] Wenn es um Japan geht, das wahrscheinlich (?) selbst nicht genügend Lebensmittel herstellt, um seine Bevölkerung zu versorgen, dann braucht Japan also Lebensmittel-Importe. Ohne Lebensmittel bricht alles zusammen. Das ist richtig.
Wieder wird hier auf einen Tausch abgestellt:"Lebensmittel gegen Geld". Man kann hier wieder analog der Antwort auf Aussage (1)sowohl in der Realsphäre als auch in der monetären Sphäre argumentieren.
PS: Auf Japan angewendet, könnte man das Wort"Lebensmittel" durch"Rohstoffe" ersetzen. Das ändert die Zusammenhänge nicht, macht die Dringlichkeit des Allokationsproblems aber klarer. Wir kennen keine Hungersnöte mehr aus unmittelbarer Erfahrung, aber autofreie Sonntage, an die wir mit Schrecken zurückdenken.
Man will sein Ã-l ja verkaufen...
Herzlichen Gruß
El Sheik
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