- US-Zahlungsausfälle gefährden europäische CDO - marsch, 02.08.2001, 20:22
US-Zahlungsausfälle gefährden europäische CDO
US-Zahlungsausfälle gefährden europäische CDO
 London, 31. Juli (Bloomberg) - Zahlungsausfälle in den USA könnten demnächst
 auch auf den europäischen Markt für unterlegte Anleihen (Collateralized debt
 obligations) Auswirkungen haben. Der Markt für CDO in Europa hat ein Volumen von
 130 Mrd. Dollar (150 Mrd. Euro). Die Papiere sind mit anderen Anleihen oder Krediten
 unterlegt. Oft enthalten die Deckungsstöcke der europäischen CDOs amerikanische
 Junk-Bonds. Dadurch bieten sie eine höhere Rendite, beinhalten aber auch ein
 größeres Risiko. In den USA macht beispielsweise gerade die American Express Co.
 Verluste mit Anleihen, die unbenotete oder auf Junk-Status eingestufte Schulden
 bündeln. In Europa sind im laufenden Jahr bereits mehrere Anleihen dieser Art
 herabgestuft worden, darunter auch zwei 'AAA'-Bonds. 
 In den USA haben viele CDO wegen der sich abkühlenden Wirtschaft und auf
 Rekordhöhe steigender Zahlungsausfälle an Wert verloren."Alle diese Anleihen
 bekommen derzeit Schwierigkeiten", erklärt John O'Grady-Walshe, der das Geschäft
 mit unterlegten Anleihen bei der BankGesellschaft Berlin in London betreut.
"Schliesslich werden hier Junk-Bonds zusammengefasst." Die Emittenten
 europäischer CDOs begannen im letzten Jahr damit, US- Papiere in ihre
 Deckungsstöcke aufzunehmen, um ein Übergewicht europäischer Anleihen zu
 vermeiden. Dadurch sollten die Anleihen sicherer werden. Der europäische
 Anleihemarkt ist kleiner und im Unternehmensbereich durch Papiere der
 Telekommunikationsbranche dominiert. 
 Üblicherweise sind CBOs so ausgestaltet, dass der Investor vor Problemen mit den
 dahinter stehenden Schulden geschützt ist. Der Schutz war jedoch bereits in der
 Vergangenheit nicht immer ausreichend. Zahlungsausfälle bei Junk-Bonds können
 selbst die erstklassig benoteten Tranchen einer CBO treffen. Die Anleihen sind meist
 in mehrere Tranchen mit unterschiedlichem Rating aufgeteilt. Das ermöglicht
 erstklassig bewertete Tranchen, weil die riskanteren Deckungswerte in den niedriger
 benoteten CBO- Tranchen erfasst werden. Zahlungsausfälle werden dort zuerst
 absorbiert. Eine zu große Zahl von Zahlungsproblemen kann jedoch den gesamten
 Deckungspool infizieren und die Kreditwürdigkeit der Triple-A-Bonds untergraben. 
"Im Augenblick kommt der Praxistest", meint O'Grady-Walshe."In den USA kann es
 den gedeckten Anleihen kaum mehr schlechter gehen. Nun werden wir sehen, wie
 die europäischen Manager mit der neuen Situation zurecht kommen und ob die
 CBO-Strukturen halten." 
 CBOs der von der Dresdner Bank AG initiierten Zweckgesellschaft Cathedral Ltd.
 wiesen zum Beispiel bei der Emission 1999 eine Rendite von 55 Basispunkten über
 dem Geldmarktsatz auf. Unterlegt waren die CBOs unter anderem mit Anleihen von
 International Power Plc und Laidlaw Inc. International Power wurde inzwischen auf
 Junk-Status abgestuft. Laidlaw, die die Busgesellschaft Greyhound Lines Inc. besitzt,
 kam letztes Jahr bei seinen Schulden über 1,8 Mrd. Dollar in Zahlungsverzug.
 Standard & Poor's hat die Top-Tranche von Cathedral unter Beobachtung genommen
 und die anderen Teile zurückgestuft. Moody's Investors Service benotete alle drei
 Cathedral-Anleihetranchen schlechter. Der Risikoaufschlag beträgt nun 80
 Basispunkte. 
 Im laufenden Jahr sind vier weitere Tranchen europäischer CBOs herabgestuft
 worden. Sie wurden von Natexis Banques Populaires, Deutsche Bank AG, Royal Bank
 of Scotland Plc. und BNP Paribas SA aufgelegt. Analysten erwarten weitere
 Herunterstufungen in diesem Segment. 
 Die Risiken haben bislang nicht die Nachfrage gedämpft. Nach Beobachtungen von
 J.P. Morgan Chase wurden seit 1998 jährlich rund für 137 Mrd. Euro CBOs emittiert.
 Im laufenden Jahr hat S&P europäische CBOs im Volumen von 33 Mrd. Dollar
 bewertet, verglichen mit 55 Mrd. Dollar im Jahr 2000. Den Banken kommt das
 Instrument entgegen, denn sie können ihre Bilanzen von Kreditrisiken entlasten.
 Inzwischen fordern Investoren jedoch im Vergleich zu normalen Asset-backed
 Securities höhere Zinsen. So bietet die Top-Tranche der Brooklands-CBO mit
 Fälligkeit 2013 eine Rendite von 50 Basispunkten über dem
 Drei-Monats-Geldmarktsatz. Mit 'AAA' benotete ABS der General Healthcare Group mit
 Fälligkeit 2015 kommen mit einen Aufschlag von 42 Basispunkten aus. 
 Sorgen macht Argentinien, denn ein Zahlungsproblem dieses Landes würde auf alle
 CBOs, die mit Anleihen von Schwellenländern unterlegt sind, ausstrahlen. Von 37
 entsprechenden Emissionen mit S&P-Rating haben nach Angaben der
 Rating-Agentur sechs keine Bond- Versicherung. 
 Laut Moody's war die Zahl der Herabstufungen nie höher. CBOs aus den Jahren 1997
 und 1998 tragen die größten Risiken. Damals machten die CBO-Iinitiatoren noch
 keinen Bogen um Schulden der Schwellenländer wie gegenwärtig."Die Investoren
 stellen die Bedingungen. Die meisten setzen ihre Portefeuilles nicht mehr den
 Emerging-Market-Risiken der Schwellenländer aus", erläutert Gus Harris, Analyst bei
 Moody's in New York. 
 Nach Ansicht von Michael Sonner, Fondsmanager bei der Dresdner-Bank-Tochter
 Deutscher Investment Trust in Frankfurt am Main, macht es auch keinen Sinn, über
 CBOs in Emerging-Market- Anleihen zu investieren."Die Liquidität der
 CBO-Emissionen ist sehr begrenzt. Wir haben immer die Finger von solchen
 Produkten gelassen." 
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