- Was im Kleinen beginnt.... - Tofir, 04.08.2001, 00:42
- Re: Was im Kleinen beginnt.... - Ecki1, 04.08.2001, 11:18
- Sehr interessanter Artikel! Danke (owT) - Optimus, 04.08.2001, 13:04
- Re: Was im Kleinen beginnt.... - Ecki1, 04.08.2001, 11:18
Was im Kleinen beginnt....
Zunehmende Wirtschaftssorgen in der amerikanischen Provinz
Salem, Illinois, 2. August (Bloomberg) - Abseits der Ballungszentren Amerikas zeigt die gegenwärtige Konjunkturschwäche immer größere Auswirkungen. Auch wenn Fabrikschließungen meist nur Interesse in den Lokalzeitungen finden, heben sie in der Provinz die Arbeitslosenrate schnell auf das Doppelte des US- Durchschnitts. Oft dominiert ein Arbeitgeber die Region, denn in der Vergangenheit wurde von vielen Gemeinden die Ansiedlung großer Arbeitgeber gefördert. Schnell merken auch die lokalen Dienstleister die schwindende Kaufkraft ihrer Kunden. Weitere Entlassungen stehen an. Am Ort neue Arbeit zu finden, ist fast unmöglich.
Die dramatischen Auswirkungen zeigt zum Beispiel das Ende einer Druckerei in Salem, Illinois. Sie gehörte zu Quebecor World Inc., Montreal, dem weltweit größten Druckerei-Konzern für Magazine, Kataloge und Zeitungsbeilagen. Nach 25 Jahren ist Art Hardin einer von 872 Beschäftigten, die auf die Straße gesetzt werden. Die Druckerei beschäftigt gut 11 Prozent der 7.900 Einwohner Salems, das entspricht 4,2 Prozent der 20.854 Arbeitsnehmer in Marion County, wo Salem liegt.
Bereits vor der Schließung der Druckerei lag die Arbeitslosenquote in der Region bei 8,1 Prozent. Autoteilehersteller und andere verarbeitende Betriebe im südlichen Illinois haben Stellen abgebaut, um ihre Gewinne zu sichern."Es ist nahezu aussichtslos, hier einen Job zu finden", meint der 57- jährige Hardin, dessen Aufgabe es war, Paletten mit Monatszeitschriften wie Good Housekeeping und Cosmopolitan zu verladen."Die nächste Fabriken liegen nicht gleich um die Ecke."
Die Talfahrt des verarbeitenden Gewerbes ist natürlich nicht auf Kleinstädte wie Salem beschränkt. Doch in den ländlichen Gegenden hat bereits die Schließung einer einzigen Fabrik spürbare Folgewirkungen."Jeder Job-Verlust in den Fabriken strahlt in das lokale Dienstleistungsgewerbe aus", erklärt Salems Bürgermeister Leonard Ferguson."Es wirkt wie der Schneeball-Effekt." Salems Immobilienmakler, Kinderhorte und Autohändler bekommen die geringere Kaufkraft bereits zu spüren. Beim Makler Dennis Suarez ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um zehn bis 15 Prozent niedriger. Als Antwort darauf hat er seine Werbung eingeschränkt. Pat Jamison, Leiterin eines privaten Kinderhorts, hat einige Kunden verloren."Wir sind nicht übermäßig betroffen", meint sie."Aber die Gründung eines konkurrierenden Kinderhorts wurde von den Banken nicht mehr finanziert. Sie sehen keine Nachfrage."
In den Vereinigten Staaten wurden im zweiten Quartal wegen der lahmenden Nachfrage im verarbeitenden Gewerbe 389.000 Arbeitnehmer freigesetzt. Nach Zahlen des US-Labor Department ist dies neuer Rekord seit der letzten Rezession. Seinerzeit wurden im ersten Quartal 1991 449.000 Beschäftigte entlassen. Die schwierige Lage wird vom Verband der Einkaufsmanager bestätigt. Der Factory- Index der National Association of Purchasing Management fiel im Juli auf 43,6 Punkte nach 44,7 Punkten im Juni. Seit einem Jahr liegt der Index zwischen 40 und 50 Punkten. Unter 50 Punkten signalisiert er eine rückläufige Konjunktur."Das verarbeitende Gewerbe kommt nicht aus seinem Tief", meint Neal Soss, Chefvolkswirt bei Credit Suisse First Boston in New York.
Mark Drabenstott, der als Direktor bei der Federal Reserve Bank von Kansas Studien über das ländliche Amerika leitet, bestätigt:"Jede Fabrikschließung ist in der Provinz eine Schlagzeile". In Sterling, Illinois, mit seinen 15.300 Einwohnern gingen im Mai bei der Northwestern Steel & Wire Co. die Lichter aus. Rund 1.300 Arbeitnehmer saßen auf der Straße. Nach Drabenstott haben viele Provinz-Kleinstädte wie zu sehr auf große Arbeitgeber gesetzt. In den siebziger und achtziger Jahren wurden diese mit Hilfe von massiven Steuererleichterungen angesiedelt."Wenn die Hallen abgeschrieben sind und keine Zuschüsse mehr fließen, liegt es für die Unternehmen nahe, das gleiche Spiel an anderer Stelle zu versuchen", erläutert Drabenstott."So ist keine nachhaltige Entwicklung zu erzielen. Die Gemeinden begeben sich in Abhängigkeit von irgendwelchen fernen Firmenzentralen. Stattdessen sollten die Städte das eigene Kleingewerbe und lokale Unternehmensgründer fördern."
... eine weitere Bestätigung des Gesamtbildes!
Gruss
tofir
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