- Nach langer Suche: Abrahams Geld in specie - Dottore - Dimi, 08.08.2001, 22:48
- Re: Nach langer Suche: Abrahams Geld in specie - Dottore. Danke, Danke! - dottore, 09.08.2001, 17:04
- Re: Nach langer Suche: Abrahams Geld in specie - Klarstellung / Dottore. - Dimi, 10.08.2001, 14:29
- Re: Nach langer Suche: Abrahams Geld in specie - Dottore. Danke, Danke! - dottore, 09.08.2001, 17:04
Re: Nach langer Suche: Abrahams Geld in specie - Dottore. Danke, Danke!
>...Naja, vielleicht noch nicht ganz Abrahams, aber immerhin ein Anfang.
Und WAS für einer!
>Hoard of silver ingots, late 8-7th centuries BCE:
>
>Quelle: http://www.amuseum.org/book/page1.html
Solche polierten Gewichte waren mir bekannt, ich habe selbst einige davon. Müsste sie noch mal nachwiegen, um den Standard herauszufinden.
>A SYRO-PHOENICIAN HEMATITE 2 SHEKEL WEIGHT. Babylonian standard, ca. 14th-11th century BC. The finely curved and polished stone cylinder sits on one side which is polished flat:
>[img][/img]
>Quelle: http://www.edgarlowen.com/a43ane.html
Die Bearbeitung der Steine (vermutlich Granit) wirft natürlich Fragen nach dem Material auf, womit sie so präzis bearbeitet werden konnten. Nach Lage der Dinge kann es nur gehärteter Stahl gewesen sein, was zu zahlreichen Chronologie-Fragen führt, die wir schon von der Cheops-Pyramide her kennen. Eine Eisenzeit nach der Bronzezeit (wohl auch Silber- usw. -Zeit) erscheint immer unwahrscheinlicher.
>"Before Coins - Coins began to be widely used in the Mediterranean region just at the end of the period described in the canonical Hebrew Bible. Before the minting of coins, careful weights of precious metals were used as a means of exchange, with the shekel and talent of the Bible a frequent as units of measure. Many weights in these measures have been found in Israel."
>Quelle: http://members.aol.com/fljosephus/coins.htm#before
>"Guide to Biblical Coins" von David Hendin konnte ich leider nicht einsehen.
Hendin muss es in einer späteren Auflage erst gebracht haben. Ich konnte in meiner Ausgabe nichts finden, was mich zur Bestellung der neuesten Ausgabe veranlasst.
Noch ein paar Gedanken zum Silbergewichts-Standard:
Er war ein zugleich sehr einfaches und höchst kompliziertes System. Einfach, weil das Silber nicht"verschlechtert" werden konnte (Gewicht war eindeutig und die Feinheit war als solche praktisch nicht zu fälschen, da sich das spezifische Gewicht ganz leicht feststellen ließ).
Kompliziert, weil es beim Stückkauf im Grunde um ein Termingeschäft gegangen ist (Material zum Tausch von Gattungswaren gegen Silber, in diesem Fall gegen Silber als Tauschmittel habe ich bisher nirgends gefunden, vermutlich wurde dabei nicht mit Silber getauscht, sondern auf irgendeine noch nicht ganz klare Art und Weise verbucht, vermutlich ähnlich wie die Schweizer Milchverbuchungen, die ich schon mal zeigen konnte).
Warum nun Termingeschäft? Ich denke so:
Der Stücke-Verkäufer gab grundsätzlich ein Stück ab, das - hätte er es behalten - einen Ertrag abgeworfen hätte (bestelltes Feld, Haus, Sklave, Vieh usw.).
Mit dem Tausch gegen Silber verzichtete er auf diesen Ertrag. Da das Silber selbst keinen Ertrag abwerfen kann (das alte Aristoteles-Problem) musste ein Ertrag eingebaut werden, der sich in einem Mehr an Silber ausdrückte, den der Stücke-Verkäufer forderte.
Der Stückeverkäufer musste sich klar sein, wie lange er das Silber behalten wollte, bevor er es seinerseits wieder in ein Ertrag bringendes Stück hätte verwandeln können.
Wollte er also ein Jahr lang auf den Ertrag verzichten, musste er beim Verkauf seines Stücks genau das an Silber mehr fordern, das nötig gewesen wäre, um den Ertrag eines Jahres wiederum einzutauschen, auf den er ein Jahr lang auf Grund der Weggabe seines Ertrag bringenden Stückes verzichten wollte (wir lassen Notverkäufe usw. weg).
Dies kann auf einen Gattungskauf hinaus laufen: Kassa Silber gegen Kassa Getreide, für den wir leider (noch) keine Unterlagen haben, was aber auch daran liegen kann, dass Kassageschäfte Zug und Zug nicht beurkundet werden mussten. Sie können durch einfaches beidseitiges Abwiegen und anschließendes gleichzeitiges Nehmen und Geben zu Stande gekommen sein, was mir aber unwahrscheinlich erscheint, da der Silbernehmer mit seinem Silber selbst direkt nichts anfangen konnte.
Selbst wenn es einen Markt mit vielen Waren gegeben hätte, wäre am Schluss des Tages immer jemand mit Silber übrig geblieben, was keinen Sinn macht. Denn er war nicht zu Markte gezogen, um am Abend Silber zu haben, sondern andere gebrauchs- und verbrauchsfertige Waren. Hätte jemand Silber gewollt, hätte er überdies nur einmal mit einem tauschen müssen, der mit Silber zum Markt gekommen war, um anschließend wieder zu verschwinden.
Warum jemand mit Silber zum Markt gekommen sein soll, wird auch nicht klar. Möglicherweise wurden mit Silber überhaupt nur Spitzen abgerechnet (die berühmte Skontration) und das nach entsprechend längeren Zeiträumen (Räumung des Marktes nach Ernteabschluss?).
Wie die frühe Münzgeschichte zeigt, die sich in irgendeiner Form an die Gewichtssilber-Zeit angeschlossen haben muss, wurde Silber ohnehin nur für größere Partien (Stücke) verwendet, siehe die bereits geposteten Analysen zur frühen Münzgeschichte der Etrusker (no medium of exchange im Alltagssinne).
Wie der Kassapreis für Silber ermittelt wurde, ist mir noch nicht klar. Vielleicht spielen da die reinen Herstellkosten ein Rolle (die wiederum über Stücke-Ertragskosten bzw. Stücke-Erträge ermittelt). Also ein Sklave kann so und so viel Silber fördern oder raffinieren oder er kann eine entsprechend andere Menge Ertrag erwirtschaften.
Jedenfalls kann das Silber als Tauschgut nur vorstellbar sein, wenn der alternative Ertrag des gegen Silber weggegebenen Stücks in die Gewichtsmenge Silber eingearbeitet wurde. Es muss also immer der Zukunftswert"Ertrag" - bezogen auf die Zeit des angenommenen Ertragsverzichtes in einer entsprechenden Menge Silber ausgedrückt werden, das zwar physisch vorhanden war (wie auch das gegen es getauschte Stück physisch vorhanden war), aber das nicht nur den gegenwärtigen Wert des Stückes ausdrückte, sondern auch den Ertragsverzicht des (vorübergehenden) Silberhalters.
Das Gewicht des gegen ein Stück getauschten Silbers enthielt also immer den Ertragsverzicht des Stückegebers für die Zeitdauer, bis er - seiner Meinung nach - wieder auf ein Ertrag bringendes Stück umsteigen konnte.
Die beim Tausch geforderte und - nach Verhandlungen erlegte - Menge Silber war in diesem Sinne kein einfacher Kaufpreis, sondern sie kompensierte immer zugleich den erwarteten Ertragsverzicht.
Ich glaube wir stehen erst am Anfang einer Analyse der Preis- und Geldpreisgeschichte und müssen den Faden an dieser Stelle ganz neu aufnehmen. (Mir graut schon jetzt davor, aber irgendwo und -wann müssen wir auf irgendeinen festen Grund kommen, falls es überhaupt einen gibt).
Nochmals allerherzlichsten Dank und
Gruß
d.
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