- Koizumi muss die Gefahr einer Währungskrise abwenden - Sascha, 10.08.2001, 09:52
Koizumi muss die Gefahr einer Währungskrise abwenden
Japans Sparhaushalt ist nur ein Einstieg in überfällige Reformen - Von der Bankensanierung hängt das Schicksal des Yens ab
<font size=5>Koizumi muss die Gefahr einer Währungskrise abwenden</font>
Von JOSEF ABAFFY
Seit Monaten wartet die Weltwirtschaft auf die versprochenen Reformen des inzwischen nicht mehr ganz so neuen japanischen Regierungschefs Junichiro Koizumi. Mit seinem jetzt vorgelegten Haushaltsentwurf für das nächste Finanzjahr hat er den groben Rahmen abgesteckt für das, was gerade noch möglich erscheint.
Der Sparhaushalt ist allerdings nur der erste Schritt auf dem Reformweg Koizumis. <font color="#FF0000">Die weiteren dürften noch schwieriger werden, weil sie Geld kosten werden, das die Regierung nicht mehr hat</font>. Allein die Bereinigung der Bankbilanzen von faulen Krediten wird viele Dollar-Milliarden erfordern - wie viele, wird erst im Spätjahr feststehen. Ähnliches gilt für die verlustreichen Staatsunternehmen. Hier gibt es derzeit noch nicht einmal Näherungswerte.
Der große Wurf ist der Etatentwurf nicht geworden. Dazu stehen zu viele Fragezeichen dahinter. Die beiden wichtigsten: die konjunkturelle Schwäche und der Widerstand innerhalb der eigenen Partei Koizumis, den Liberalen. Zwar hat Letztere Koizumi gerade als Partei- und damit als Regierungschef bestätigt, doch besagt das wenig. In der Vergangenheit lag die Regierungszeit vieler Ministerpräsidenten unter zwei Jahren. Die Popularität eines Regierenden - und Koizumi gehört momentan zu den populärsten Politikern überhaupt - ist da nicht unbedingt ausschlaggebend: Der Parteichef wird unter den vielen Zirkeln und Gruppen innerhalb der regierenden Liberaldemokraten ausgehandelt.
Hier hat sich Koizumi bisher nicht viele Freunde gemacht. Er wird zudem andere vergraulen, wenn es darum geht, Subventionspfründe zu kappen. Die alte Garde in der Partei, eh schon äußerst missmutig wegen des Aufstiegs des unkonventionellen"Popstars", kritisiert immer offener die Politik Koizumis. Es sollte also keine allzu große Überraschung sein, wenn im kommenden Jahr ein neuer Name als japanischer Premier gehandelt wird.
Sowohl für die anderen Industriestaaten wie auch für die asiatischen Nachbarn, vor allem die"Tigerstaaten" in Südostasien, liegt das Hauptaugenmerk dagegen auf der wirtschaftlichen Entwicklung in Japan. <font color="#FF0000">Seit rund zehn Jahren hangelt sich die japanische Wirtschaft von einer Krise zur nächsten. Selbst die Vielzahl von Ankurbelungsprogrammen - einschließlich der abstrusen Verteilung von Einkaufsgutscheinen an alle Privathaushalte - hat nichts gebracht außer einer steigenden Staatsverschuldung</font>.
Eigener Kommentar: So ist es!
Aus dieser Erfahrung klug geworden, lehnt Koizumi einen Nachtragshaushalt zur Stimulierung des Wirtschaftswachstums ab - allerdings mit schwindendem Nachdruck und damit sinkender Glaubwürdigkeit.
Auf einen Nachtragshaushalt darf getrost spekuliert werden, ohne ein besonders großes Risiko einzugehen. Selbst der Finanzminister räumt ein, dass er nötig werden könnte, <font color="#FF0000">wenn das Wirtschaftwachstum weiter negativ bleibt. Und es sieht nicht so aus, als brächten die Sommermonate eine konjunkturelle Wende. Die jüngsten Daten über Auftragseingänge deuten eher auf eine anhaltende Schwäche hin</font>.
Koizumi selbst sieht keinen Aufschwung vor Ende des kommenden Jahres. Für den Rest dieses Jahres ein Minuswachstum von 0,2 Prozent, im kommenden Jahr ein Plus von 0,5 Prozent: Die Prognose des Internationalen Währungsfonds lässt keinen Platz für Hoffnungen auf ein japanisches Konjunkturwunder. Angesichts der anhaltenden Schwäche auf fast allen japanischen Absatzmärkten muss die Stimulanz für die japanische Wirtschaft aber zwangsläufig von zu Hause kommen. Genau dort ist sie aber nicht in Sicht.
<font color="#FF0000">Die japanische Wirtschaftskrise hat bislang keine anderen Länder in die Tiefe gerissen. Allerdings mussten die Nachbarländer in Fernost und Südostasien einige Prozentpunkte an Wachstum abgeben. Doch wird auch das Krisenmanagement Tokios seine Grenzen finden, wenn der Yen-Wechselkurs in Mitleidenschaft gezogen wird</font>. Vor allem die Amerikaner fordern seit längerem eine Senkung des Yen-Kurses als Wachstumsanreiz. Für Ähnliches hat sich jetzt auch Tokios Finanzminister Shiokawa ausgesprochen - allerdings mit dem merkwürdigen Hintergedanken, dass über (in Folge eines billigeren Yens) teurere Importe die Preise in Japan steigen würden, was wiederum nominal ein Wirtschaftswachstum mit sich bringen würde. Auch Shiokawa dürfte sich darüber im Klaren sein, dass dieses Rezept keine Heilung bringt - im Gegenteil.
Normalerweise müsste ein Sparhaushalt Signal dafür sein, dass sich der Wechselkurs der nationalen Währung festigen kann. Wohl nicht so in Japan: Hier werden die nächsten Reformschritte, vor allem die Bankensanierung, <font color="#FF0000">über Wohl und Wehe auch des Yens entscheiden. Doch wehe, wenn aus der Bankenkrise dann eine Vertrauens- und damit eine Yen-Krise wird. Dann taumelt nicht nur eine Region</font>.
<center>
<HR>
</center>

gesamter Thread: